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Autor Dennis Weth am 08. November 2011
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Glauben und Leben

Das Opfer Christi - unsere Erlösung

Sehr geehrter Kardinal Meisner,

ich habe eine rein theologische Frage an Sie.

Wie ist das unblutige und mystisch vergegenwärtigte Opfer zu verstehen?

Denn wir als Katholiken wissen, dass Christus in jeder heiligen Messe von Neuen stirbt in der Vergegenwärtigung des einen Opfer am Kreuz auf Golgatha. Aber gleichzeitig wissen wir Katholiken das man nicht glauben darf das Christus immer wieder stirbt, denn einmal gestorben stirbt Jesus Christus nicht mehr.

Ich habe mir meine Gedanken gemacht wie es zu verstehen ist.
Laut Katechismus ist es dasselbe und nicht das gleiche Opfer, da es vergegenwärtig wird bzw. Präsent ist und kein neues Opfer wo Christus abermals vom neuen leidet.

Also darf man dies so verstehen, es ist unblutig da der Christus nicht noch einmal von neuen geopfert wird, denn der verklärte Christus spürt weder Schmerz noch Tod. Somit wird Christus auch nicht mehr von neuem gekreuzigt und vergießt sein Blut von neuem.

Es ist mystisch, da es nicht sichtbar ist und auch ein Geheimnis. Denn dies ist kein neues Opfer wo Christus sich von neuen Opfern lässt. Sondern das eine Opfer von Golgatha aus dem Jahre 33 nach Chr. ist präsent. Und dieses eine Opfer geschied in jeder heiligen Messe von neuen.
Und somit blutet und stirbt er in diesem EINEN Opfer am Kreuz aus dem Jahre 33 nach Chr. mystisch immer wieder vom neuen.

Herr Kardinal, ich danke Ihnen für Ihre Antwort wie Sie dieses große Geheimnis (das Opfer Christi am Kreuz von Golgatha) unserer Erlösung verstehen.

Ich verbleibe mit einen Brüderlichen Gruß in unseren Herrn Christus

*Der Autor fügt hinzu das seine Frage aus dem Lesen des Hebräerbriefes Kapitel 9 Verse 24 - 28 entstanden sind, da dort nur von einen einmaligen Opfer und kein erneutes Opfer Christi die rede ist. Wobei die Kirche das irgendwo kennt.

**Hebräer 9
25 auch nicht, um sich selbst viele Male zu opfern, (denn er ist nicht) wie der Hohepriester, der jedes Jahr mit fremdem Blut in das Heiligtum hineingeht;
26 sonst hätte er viele Male seit der Erschaffung der Welt leiden müssen. Jetzt aber ist er am Ende der Zeiten ein einziges Mal erschienen, um durch sein Opfer die Sünde zu tilgen.
27 Und wie es dem Menschen bestimmt ist, ein einziges Mal zu sterben, worauf dann das Gericht folgt,
28 so wurde auch Christus ein einziges Mal geopfert, um die Sünden vieler hinwegzunehmen; beim zweiten Mal wird er nicht wegen der Sünde erscheinen, sondern um die zu retten, die ihn erwarten.

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Antwort
von Joachim Kardinal Meisner am 21. Dezember 2011
Joachim Kardinal Meisner

Sehr geehrter Herr Weth,

„das ist heute“ – diese drei Worte schiebt die Kirche am Gründonnerstag in den Beginn der Wandlungsworte ein. Dass der „Abend, an dem Christus ausgeliefert wurde und sich aus freiem Willen dem Leiden unterwarf“, schon knapp 2000 Jahre zurückliegt, scheint sie dabei nicht zu kümmern.

Diese „Verheutigung“, Vergegenwärtigung des Heilsgeschehens wird am Gründonnerstag besonders deutlich formuliert, gilt aber für jede Eucharistiefeier. Damit knüpft die Kirche an das alttestamentliche Verständnis des Begriffs „Gedächtnis“ an. Gemeint ist damit nicht bloß, dass man an ein vergangenes Geschehen zurückdenkt; diese Erinnerung würde als subjektiver, neurologischer Prozess im Innern des Menschen verbleiben. Wenn dagegen der alttestamentliche Fromme das Gedächtnis der großen Taten Gottes – insbesondere des Auszugs aus Ägypten – beschwört, dann im Gebet zu Gott und in der Hoffnung und dem Bewusstsein, dass Gottes Gnade tatsächlich wieder gegenwärtig und wirksam wird.

Weil Gott in das Gedächtnis einbezogen ist, wird es zum objektiven Geschehen, das sich nicht auf das Innere des Beters beschränkt. Wenn beispielsweise der Psalmist froh bekennt, dass Gott „an seine Huld und an seine Treue zum Hause Israel“ dachte, dann geht es ihm nicht nur um eine nostalgische Erinnerung früherer Heilstaten, sondern um deren Erneuerung: „Er hat mit seiner Rechten geholfen und mit seinem heiligen Arm. Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker“ (Psalm 98,1-3).

Christus geht es ebenso wenig um bloße Erinnerung. Als er im Abendmahlssaal die Eucharistie einsetzt, da geschieht dies im Vorgriff auf sein blutiges Opfer am Kreuz. Dieses genügt ganz und gar für unsere Erlösung, braucht also keine Erweiterung, Ergänzung oder Wiederholung, wie ja schon der von Ihnen zitierte Brief an die Hebräer ausdrücklich sagt. Wohl aber überträgt Christus seiner Kirche im Rahmen des Letzten Abendmahls die Vollmacht, „dieses Opfer … gegenwärtig [werden] und … auf sakramentale Weise in jeder Gemeinschaft fort[dauern zu lassen], in der es durch die Hände des geweihten Priesters dargebracht wird. Auf diese Weise wendet die Eucharistie den Menschen von heute die Versöhnung zu, die Christus ein für allemal für die Menschen aller Zeiten erworben hat“ (Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ecclesia de Eucharistia, 2003, n. 12).

Eben deshalb ist – wie Sie richtig anmerken – das Messopfer nicht nur das gleiche, sondern auf mystische, geheimnisvolle Weise dasselbe Opfer wie das auf Golgatha. Nicht das blutige Kreuzesopfer wiederholt sich, sondern „die Gedächtnisfeier, seine »gedenkende Darstellung« …, durch die das einzige und endgültige Erlösungsopfer Christi in der Zeit gegenwärtig wird“ (Ecclesia de Eucharistia n. 12). Die Eucharistie setzt das Kreuzesopfer in seiner Heilswirksamkeit gegenwärtig; so ist sie Opfer Christi, aber „auch das geistliche Opfer der Kirche …, die berufen ist, mit dem Opfer Christi auch sich selbst darzubringen“ (Ecclesia de Eucharistia n. 13). Der Priester bringt das Messopfer dar in der Vollmacht Christi, des Hauptes der Kirche. Wer dem Leib Christi als Glied angehört, darf und soll ebenfalls an dessen Opfer teilhaben. Auch der nichtgeweihte Gläubige bringt – auf andere Weise als der Priester – Christus als Opfer dar; darüber hinaus werden „das Leben der Gläubigen, ihr Lobpreis, ihr Leiden, ihr Gebet und ihre Arbeit … mit denen Christi und mit seiner Ganzhingabe vereinigt und erhalten so einen neuen Wert. Das auf dem Altar gegenwärtige Opfer Christi gibt allen Generationen von Christen die Möglichkeit, mit seinem Opfer vereint zu sein“ (Katechismus der Katholischen Kirche 1368).

Das historische Opfer Christi am Kreuz ist ein Geschehen der Vergangenheit; es kann und muss nicht wiederholt werden. Aber das Heil, das Christus uns so erworben hat, wird uns immer wieder neu zugewendet und somit ohne zeitliche Begrenzung zuteil. Als unser Herr uns versprach, er werde bei uns sein „alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Matthäusevangelium 28,20), da galt dies auch und in besonderer Weise für seine wirkliche, heilbringende und stets heutige Gegenwart in der Eucharistie.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr