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Autor Roman Rucker am 31. Dezember 2013
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Glauben und Leben

Sklavenhalterin Kirche

Sehr geehrter Herr Meisner,

es ist bemerkenswert, für Sie sogar „revolutionär“, dass im Alten Testament (zumindest hebräischen) Sklaven eine Freilassung in Aussicht gestellt wird.

Auch in der griechisch-römischen Antike war die Freilassung eines Sklaven nichts Außergewöhnliches.

Nun wird im Neuen Testament weiterhin die Sklaverei nirgends hinterfragt. Nachchristliche Sklaven hätten sich aber bestimmt gefreut, wenn ein prophetisch inspirierter Evangelist schon frühzeitig das Feld zur Abschaffung der Sklaverei vorbereitet hätte. Einige einfache Sätze hätten klarmachen können, dass Gott Sklavenhaltung im Grunde nicht befürwortet. Die Menschen waren damals auch nicht dümmer.

Jeder kann das nachvollziehen, wenn er z. B. Platons Dialog „Menon“ aufmerksam durchliest, wo Sokrates einen Sklavenjungen die Lösung eines geometrischen Problems entdecken lässt. Nebenbei bemerkt man übrigens, dass der Junge keine Angst vor den erwachsenen Gesprächsteilnehmern hat, sondern höflich, interessiert und als Mitmensch angenommen mitdenkt und -redet.

Dass in der Bibel nichts gegen die Sklaverei gesagt wurde, erleichterte es, dass die Kirche zur mächtigen Befürworterin der Sklaverei wurde und später selbst Sklaven machte und hielt (dafür gibt es viele Belege, z. B. Beschlüsse der Synode von Pavia 1022). Kaum überraschend ist es daher, dass es eineinhalb Jahrtausende dauerte bis Gruppierungen gegen die Sklaverei auftraten.

Ihre Ansicht: Als die Bibel geschrieben wurde, war die Sklaverei gesellschaftlich so verankert, dass die von Gott inspirierten Autoren der Heiligen Schrift überfordert gewesen wären, ihre Abschaffung auch nur zu streifen. Man könne das nachträglich daran konstatieren, dass es ca. 1800 Jahre nach Christus dauerte bis sich hier wirklich etwas geändert hat.

Meine Ansicht: Kein Wunder, dass bis zur Abschaffung der Sklaverei so viel Zeit verging, wo die katholische Kirche sie doch jahrhundertelang befürwortet und von ihr profitiert hat. Einzelne späte katholische Sklavereigegner, (z. B. Erzbischof Lavigerie) können höchstens als Feigenblatt dienen.

Gibt es eine Kompromissmöglichkeit?

Mit freundlichem Gruß

Roman Rucker

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