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Beantwortet
Autor Monik Denk am 31. Januar 2012
17681 Leser · 11 Kommentare

Wirtschaft

Leiharbeit

Hallo Frau Merkel,

ich bin erschrocken, ich habe jetzt in 2 Leihfirmen gearbeitet, was diese Leihfirmen mit den Menschen machen ist schrecklich.
Für viele Leiharbeiten ist das moderne Sklaverei anders kann man es nicht ausdrücken. Für 8,00 Euro die Stunde steht man 9-10 Stunden in der eingewiesenen Firma und reißt sich auf Deutsch den Hintern auf!!
In den Nachrichten hört man es werden Facharbeiter gesucht und die wahrheit ist das sie nur billige Helfer suchen von Leihfirmen. Ich weiß das dieses Verhalten nicht mehr lange so weiter gehen kann. Wenn man sich bei einer Firma bewirbt wird man abgelehnt und über Leihfirma wird man eingestellt, das ist Menschen ausnutzen. Deutschland war mal schön, dass ist es schon lang nicht mehr!!!
Ich möchte gern wieder normale Arbeit haben, aber dass ist schon fast eine Qual etwas zu bekommen weil die Firmen nur Leiharbeiter wollen um den reibach zu machen....
Ich hoffe das ich eine Antwort bekomme und das endlich was gegen so eine Sklaverei getan wird... Ich bekomme kein festen Job mehr durch den Mist!!

Mit freundlichen Gruß Fr. Monik Denk

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 12. März 2012
Angela Merkel

Sehr geehrte Frau Denk,

vielen Dank für Ihr Schreiben, das wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Die Bundesregierung hat bereits den Drehtüreffekt gesetzlich unterbunden, bei dem Arbeitgeber Stammbelegschaften entlassen und dann über die Zeitarbeit zu ungünstigeren Bedingungen wieder eingestellt haben. Die Bundesregierung hat auch einer verlässlichen Lohnuntergrenze für die 900.000 Beschäftigten in der Zeitarbeit den Weg bereitet. Wichtig ist, dass die Beschäftigten durch die Lohnuntergrenze in der Zeitarbeit vor Billigkonkurrenz geschützt sind.

Jetzt sind die Tarifparteien aufgefordert, sich auf einen Zeitpunkt zu einigen, ab dem Zeitarbeiter in einem Betrieb den gleichen Lohn erhalten sollen wie die Stammbelegschaft. Sollten sich die Tarifparteien im Frühjahr 2012 nicht auf eine Regelung verständigen, wird die Politik ihre Zusage von Anfang 2011 einlösen und den Zeitpunkt durch eine Expertenkommission ermitteln lassen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (11)Schließen

  1. Autor Monik Denk
    am 01. Februar 2012
    1.

    Es wäre schön wenn einige auch was dazu schreiben würden!!!

  2. Autor Ralf Schumann
    am 02. Februar 2012
    2.

    Sie sprechen mir aus dem Herzen!

    Ich bin Mitarbeiter in einem Berliner Jobcenter und habe jeden Tag massenhaft Leiharbeiterangebote. Ich möchte aus Datenschutzgründen keine Firmennamen nennen, aber einige haben ein Tochterunternehmen gegründet und stellen dort Arbeiter an, die keinen Tarifvertrag haben.

    Man unterwandert somit auch die Tarifvereinbarungen der Muttergesellschaft. Die Stammbelegschaft merkt erst im Streikfall, dass ihre Arbeit von Leiharbeitern des Tochterunternehmens erledigt werden kann. Den Gewerkschaften fehlen dann Druckmittel und vor allem Mitglieder. Welcher Leiharbeiter hat denn Interesse an einem Tarifvertrag, an dem er nicht teilhaben kann?

    Ich denke, die Regierung hat noch nicht erkannt, dass mit der Leiharbeit Dauerarbeitsplätze nach und nach verschwinden. Das gilt auch für befristete Arbeitsverträge. Früher durfte kein Leih- oder befristeter Arbeiter länger als 6 Monate in einer Firma arbeiten. Das sollte auch wieder eingeführt werden. Die Firmen werden dann kein Interesse mehr haben, Mitarbeiter alle 6 Monate auszuwechseln.

    Auch die Bundesagentur für Arbeit vermittelt Jobs dieser Art, weil es so gut wie keine normalen Jobs mehr gibt. Nicht selten wird auch noch ein privater Arbeitsvermittler zwischengeschaltet, der 2.000 Euro Belohnung für jede Einstellung erhält. Das ist viel Geld, wenn man bedenkt, dass manchmal Firmen mitunter 30 Leute an einem Tag über denselben Vermittler einstellen!

    Auch meine Kollegen sind von dieser Befristung ohne Sachgrund betroffen. Auf der einen Seite wird immer mehr Qualität im Dienstleistungssektor erwartet, auf der anderen "verschenkt" man Fachwissen, weil "es" scheinbar nach 2 Jahren "abgenutzt" ist.

    Besonders schlimm ist es für junge Frauen. Sie 3 Befristungen für insgesamt 2 Jahre. Falls sie schwanger werden, können sie ohne Probleme ausscheiden, weil der Vertrag nicht verlängert wird. Schließlich kann man auf diese Weise das Geld für den Mutterschutz sparen. Schön, wenn immer wieder von Vereinbarkeit von Familie und Beruf geredet wird, aber nichts dafür getan wird.

    Mit freundlichen Grüßen
    Ralf Schumann

  3. Autor Monik Denk
    am 04. Februar 2012
    3.

    Ich würde so gern wieder Arbeiten gehen, aber es geht nur noch über eine Leihfirma , dass möchte ich nicht mehr, weil man nur augebeutet wird. Ich bin kein Sklave!!
    Ich war in einer Firma wo 600 Leute arbeiten, die hälfte sind Leiharbeiter , dass ist erschreckend was die Firma und die Leihfirma für ein reibach machen, dass muss aufhören oder wie z.B. am Wochenende( beide Tage) mussten wir Leiharbeiter in die Firma und arbeiten und die Festangestellten haben ein schönes Wochenende gehabt, dass ist heute noch so in der Firma.
    Nein sagen darf man nicht sonst wird man gefeuert, so ist es mir passiert, ich sagte Samstag ist okay aber Sonntag ist mir, die antwort von mein Chef : dann soll ich mir was anderes suchen!
    Ich dachte nur ich bin im falschen Film.
    Wenn ich was zu sagen hätte ja, dann würde es keine Leiharbeit geben.
    Es müsste einer aufstehen und dann würden auch die Leute beim Streik mitmachen, vielleicht muss es erst so weit kommen , ich persönlich würde es machen...

  4. Autor Ralf Schumann
    am 06. Februar 2012
    4.

    Leider verhält sich das mit den Minijobs ähnlich. Viele Menschen nehmen die sogenannten 400 €-Jobs an und stocken mit Hartz IV auf. Die Arbeitgeber beschäftigen diese Menschen ohne Kündigungsschutz, weil sie nicht dem Tarifvertrag unterliegen. Diese Arbeitskräfte kosten keinen Nachtzuschlag (z.B. im Handel ab 20 Uhr oder an den Wochenenden), sind immer flexibel einsetzbar, weil sie jederzeit abgerufen werden können und haben weder Arbeitslosenversicherungsschutz noch erarbeiten sie sich einen Rentenbeitrag. Diese Jobs vernichten auch reguläre Arbeitsplätze. Von 400 € kann kein Mensch leben, aber die Arbeitgeber sparen viel Geld und Ärger, falls der Mitarbeiter irgendwann mal aus irgendwelchen Gründen "lästig" wird.

  5. Autor Franziska Caspers
    am 08. Februar 2012
    5.

    Nicht alle Zeitarbeitsfirmen sind "Sklavenhalter", man muss sich eben gründlich umschauen, bevor man einen Vertrag unterschreibt. Ich arbeite seit über 2 Jahren für eine solche Firma, werde fair bezahlt und auch bei den diversen "Entleihern" fair und mit Respekt behandelt. Ich habe nie erlebt, dass ich schlechter behandelt wurde, als die Stammbelegschaft, die über meine Hilfe immer sehr froh gewesen ist.
    Also bitte nicht alle über einen Kamm scheren.

  6. Autor Monik Denk
    am 09. Februar 2012
    6.

    Bei fast allen Leihfirmen ist das so, ich war jetzt bei drei und habe nur schlechte Erfahrungen gemacht, bei der letzten war es furchtbar, die haben mich in eine Firma gesteckt wo ich nicht mit zufrieden war, wo ich total überqualifiziert war, ich stand nach 2 Stunden wieder in der Leihfirma, dass Ende vom Lied ich hatte nächsten Tag die Kündigung bekommen und warum? Weil die Leihfirma nicht an mir verdient hat.
    Super Leihfirma....

  7. Autor Ak Sti
    am 21. Februar 2012
    7.

    Für gute Arbeit soll es gutes Geld geben. Im Prinzip muß Leiharbeit nicht per se etwas Schlechtes sein. In anderen europäischen Ländern wird sie sogar etwas besser bezahlt als reguläre Jobs, als Ausgleich für die geforderte Mobilität und dynamische Einsetzbarkeit. Die Gewerkschaften sind schon seit Jahren dabei, nach und nach die gleiche Bezahlung in Tarifverträge einzuarbeiten. Nichts desto trotz wird es endlich Zeit für einen gesetzlichen Mindestlohn.

    PS: Ich empfehle auch jedem, in eine Gewerkschaft einzutreten, um die Durchsetzbarkeit von Lohn- und anderen Tarifforderungen zu erhöhen.

  8. Autor Norbert Stamm
    am 27. Februar 2012
    8.

    Gewiss kann Leiharbeit unterschiedlich sein und ist es ja auch von Land zu Land. Wie aber Leiharbeit in Deutschland rechtlich geregelt ist, das lädt zum Missbrauch ein. Wie andere Formen „atypischer“ Arbeitsverhältnisse auch bedeutet sie in der Regel eine verschärfte Form der Ausbeutung. Und diese gesellschaftliche Realität ist keine natürlich gewachsene, sondern politisch gewollt und absichtlich so eingerichtet worden. Ich halte die „arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen“ der letzten Jahre für eine bewusste Verschärfung des Klassenkampfes von oben.
    Denn Klassenkampf ist kein marxistischer Kampfbegriff und keine Erfindung von Karl Marx, sondern eine Tatsache. Allerdings sieht er heute ganz anders aus, als man ihn sich landläufig vorstellt. Das Gesicht des Klassenkampfes ist vielmehr dessen Kehrseite: Kapital und Politik arbeiten zusammen, um die Arbeits- und Lebensbedingungen der Mehrzahl der arbeitenden Menschen zu verschlechtern und so größeren Profit herauszuschlagen. Dass dies in Deutschland so funktioniert, zeigen die Wirtschaftsstatistiken des letzten Jahrzehnts.

  9. Autor Ak Sti
    Kommentar zu Kommentar 8 am 29. Februar 2012
    9.

    Dem kann ich so größtenteils nur zustimmen. Was den Mißbrauch einschränken würde, wäre wohl ein Gesetz, das vorschreibt, daß ein(e) Leiharbeiter(in) mindestens genausoviel zu verdienen hat wie der/die festangestellte Kollege/in des Betriebs, in dem er/sie eingesetzt ist, der/die die gleiche Arbeit macht. So meine Idee, ich weiß aber wohl, daß ein solches Gesetz unter der derzeitigen Regierung wohl unmöglich ist ...

  10. Autor Monik Denk
    am 01. März 2012
    10.

    Ich bin auch der Meinung das der Arbeitgeber wo der Leiharbeiter angestellt ist, nach ein halbes Jahr wissen sollte ob er den Leiharbeiter zur Festanstellung braucht oder nicht, es gab so ein Gesetz , warum dieses gestrichen wurde ist für mich unverständlich.Die Leiharbeiter arbeiten Jahrelang für ein Hungerlohn!!!

  11. Autor Norbert Stamm
    am 01. März 2012
    11.

    Ja, eben leider!
    Ich fürchte, „die Politik“ denkt gar nicht daran, den Interessen der Menschen zu dienen, sondern nur denen „des Kapitals“. Dazu möchte ich noch verweisen auf:
    http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ku&am...
    und auf die Artikel „Klassenkampf“ sowie „Klassenpolitik“ bei http://de.wikipedia.org.

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