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Beantwortet
Autor Raphaela Ludy am 09. Juli 2015
7940 Leser · 2 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Nordkorea und alle sehen weg?

Wenn Hitler nicht andere Länder angegriffen hätte, glauben Sie irgendein Land - USA, Großbritannien, ...., - hätte versucht aktiv Hitler zu stoppen und die Menschen aus den Konzentrationslagern zu befreien? Nicht mit Sanktionen (denn die interessieren niemand) sonder mit allen Mitteln die ihnen zu verfügen standen? Hätten die Nationen dieses furchtbare Elend ignoriert?
Ich glaube ja.
Denn es passiert JETZT. Genau jetzt leiden Menschen unter den abscheulichsten, unvorstellbarsten Bedingungen in Konzentrationslagern. Sie werden auf krankhafte Weise gefoltert, verhungert, zu Tode gebracht. Und NIEMAND macht was.
Nordkorea betreibt Konzentrationslager. Seit über 50 Jahren. Was tun Sie dagegen? Was tut die Weltgemeinschaft dagegen? Nichts. Außer lächerliche Sanktionen zu verhängen und zu drohen, was Kim Jong Un natürlich überhaupt nicht kratzt.
Ich kann einfach nicht verstehen, dass wir mit der Geschichte des Holocaust leben können und gleichzeitig zu lassen, dass sich der Holocaust wieder und wieder wiederholt. Es ist leicht wegzusehen, wenn es nicht vor der eigenen Haustüre passiert. Aber ich kann einfach nicht wegsehen. Und Sie?
Lassen wir den Holocaust zu, weil er uns und unsere Wirtschaft nichts angeht?
Bitte tun Sie was! Bitte beenden Sie die Konzentrationslager!
Irgendwas müssen Sie doch tun können?
Wird nicht Gott und werden nicht die Opfer irgendwann mit dem Finger auf uns zeigen? "Warum habt ihr es wieder zu gelassen? WARUM?"
Bitte!

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 05. August 2015
Angela Merkel

Sehr geehrte Frau Ludy,

vielen Dank für Ihre Frage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Die Berichte geflohener Nordkoreaner über die weit verbreiteten und systematischen Menschenrechtsverletzungen sind in der Tat bedrückend. Der Bericht der Untersuchungskommission der Vereinten Nationen hat ein kaum erträgliches Bild von der Menschenrechtssituation in Nordkorea gezeichnet.

Aufgrund der Abschottung des Landes sind die Möglichkeiten der internationalen Gemeinschaft begrenzt, die Lage in Nordkorea wirksam zu verbessern. Das einzige Druckmittel sind die bereits sehr restriktiven Sanktionen, die die VN und die EU verhängt haben. Diese haben nachhaltige, schmerzhafte Auswirkungen auf das Regime.

Sie verwiesen zu Recht auf die besondere Geschichte Deutschlands. Es ist aber gerade diese Geschichte, die uns ein militärisches Eingreifen in Nordkorea verbietet. Ein solches Eingreifen wäre schon aus völkerrechtlichen Gründen undenkbar, vor allem aber auch wegen der verheerenden und unkalkulierbaren Opfer, die damit nicht nur für die Menschen in Nordkorea, sondern auch in Südkorea verbunden wäre. Nordkorea betreibt seit Jahren ein Atomwaffenprogramm und verfügt über eine der größten Streitkräfte der Erde. Wir müssen davon ausgehen, dass ein militärisches Eingreifen unkontrollierbare Gewaltaktionen dieser Streitkräfte auf beiden Teilen der Halbinsel auslösen würden.

“Deutschland hat ein hohes Interesse, dass die Gefahren der Proliferation überwunden werden. Wir haben auch ein hohes Interesse an einer friedlichen Entwicklung auf der koreanischen Halbinsel“, sagte Bundeskanzlerin Merkel beim Besuch der Südkoreanischen Präsidentin Park Geun-hye am 26. März 2014 in Berlin.

Eine Lösung für die Menschenrechtslage in Nordkorea kann nur eine politische, keine militärische sein. Unsere diplomatischen Bemühungen gegenüber Nordkorea haben das Ziel, nicht nur zur Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen, zu Fortschritten im innerkoreanischen Dialog und zur Verbesserung der Menschenrechtslage beizutragen. Sie sollen auch der Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung und schließlich auch Stück für Stück der Öffnung der nordkoreanischen Gesellschaft dienen. In allen diesen Gebieten konnten in den vergangenen Jahren Fortschritte erzielt und das Leben zumindest für Teile der Bevölkerung verbessert werden.

Die internationale Gemeinschaft prangert die schweren Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea regelmäßig an und dokumentiert sie. So bringt die EU gemeinsam mit Japan seit 2003 jährlich kritische Resolutionen zur Menschenrechtslage in Nordkorea in der Menschenrechtskommission, im Menschenrechtsrat sowie in der UN-Generalversammlung ein.

Auch hat Deutschland die Einsetzung der Untersuchungskommission durch den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen aktiv unterstützt. Der Bericht bildet die Grundlage für weitere Maßnahmen, um die Menschenrechtssituation zu verbessern. Der UN-Sicherheitsrat wird sich auch weiter mit der Situation in Nordkorea befassen.

Weitere Informationen:

http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/L...

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (2)Schließen

  1. Autor Gabriele Klein
    am 09. Juli 2015
    1.

    ....Danke für den Beitrag. Gegen Menschenrechtsverletzungen der nicht amerikanischen oder nicht-angelsächsischen Welt, vorzugehen ist politisch nicht "in" ...Fürchte man wird erst aktiv werden wenn die Amis (Angelsachsen) mit Nordkorea und vergleichbaren Staaten eine enge Freundschaft pflegen würden . Erst dann wären die Menschenrechtsverletzungen vermutlich in deutschen Landen ein Stein des Anstoßes vorher nicht.....(denken Sie an Sadam Hussein und die deutschen "Friedenstauben" die sich freiwillig als Schutzschilder gegen Angriffe auf die irakischen Zinnen zur Verfügung stellten....... Allerdings das mit einer engen Freundschaft zwischen Nordkorea und USA dürfte noch ein Weilchen dauern...

  2. Autor Gabriele Klein
    Kommentar zu Kommentar 1 am 11. Juli 2015
    2.

    PS: ..... Alternativ würden die Menschenrechtsverletzungen hier sicherlich umgehend für Schlagzeilen Sorgen wenn es zu einer "Busenfreundschaft" zwischen Nordkorea und Israel käme. Also dann wär was los und unsere "Gutmenschen und Turteltauben" postwendend auf der Straße.........

    Eine Busenfreundschaft gibt es zwar allerdings nicht nicht zwischen Nordkorea und Israel sondern Nordkorea und jenem Iran dem sich deutsche Delegationen, mit Kopftuch und Kratzfuß noch während der Sanktionen näherten, das große Geschäft der "Zukunft" in Sicht...Sie kennen doch das vertonte Sprichwort mit dem Wasser .....(fast) sinngemäß: Trübe Wasser die sind reich........ da lohnt es zu angeln,...... .....(die Konkurrenz der Guten, Tüchtigen und Anständigen braucht man da zumindest nicht zu fürchten.......)
    .... ganz genau hier liegt das Geheimnis so mancher blühenden Wirtschaft.....

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