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Beantwortet
Autor Birgit Hüsing am 20. Juli 2011
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Freizeit und Sport

Münsterland-Reitroute

Sehr geehrter Herr Lewe,

im Juli ist in Rheine der erste Teilabschnitt der Münsterland-Reitroute eröffnet worden, die auf ca. 1.000 km die Kreise Borke, Coesfeld, Recklinghausen, Steinfurt und Warendorf sowie die Stadt Münster miteinander verbinden soll. Es handelt sich dabei um ein von der EU (Ziel2-Wettbewerb „Erlebnis.NRW“) gefördertes Projekt zur Tourismusförderung, für das zum einen Reitrouten (ähnlich wie ausgeschilderte Rad- oder Wanderwege, in der Regel keine reinen Reitwege) ausgewiesen werden und zum anderen auch die Infrastruktur (Gastronomie- und Kultureinrichtungen) ausgebaut werden sollen.
In Münster sind derzeit zwei oder drei Routenabschnitte in der Planung, die sich überwiegend im Bezirk Münster-Ost (Rieselfelder, Handorf, Kasewinkel) befinden. Auf mehreren Veranstaltungen sind alle Interessierten (Reiter, aber auch andere Nutzergruppen) über die aktuelle Planung informiert und auch in diese eingebunden worden.
Im September letzten Jahres hat die Bezirksvertretung Ost der Ausweisung und dem Bau von Teilstücken der Reitroute im Bereich der Rieselfelder und Handorf bereits zugestimmt, allerdings mit der Auflage, dass die BV Münster-Ost während des Projektzeitraums an künftigen Detailplanungen einflussberechtigt beteiligt wird.
Seitdem warten wir Reiter auf die Umsetzung der Planungen. Für die Münsteraner Reiter wären die ausgeschilderten Wege eine Bereicherung des Freizeitangebots, zumal es in der Stadt Münster im Gegensatz zu den umliegenden Kreisen (so genannten Freistellungsgebieten) noch immer verboten ist, in den Wäldern zu reiten. Nach dem Landschaftsgesetz sollen die Landschaftsbehörden in diesem Fall für ein ausreichendes und geeignetes Reitwegenetz sorgen. Das ist unserer Meinung nach bisher nicht erfolgt. Zwar existieren vereinzelt Reitwege (Gesamtlänge der Wege im Wald nur rd. 19 km, u.a. im Wolbecker Tiergarten und in der Hohen Ward), diese sind jedoch isoliert und bieten keine Möglichkeit für längere Ritte. In vielen Wäldern (z.B. Dyckburg, Kasewinkel, Davert, Forst Tinnen, rund um Handorf, Albachten, Nienberge) gibt es gar keine Reitwege. Die Reitroute Münsterland könnte eine tolle Ergänzung des bestehenden, unserer Meinung nach höchst unzureichenden, Reitwegeangebotes in Münster werden.
Zudem bietet dieses touristische Angebot eine Möglichkeit zur Umsatzsteigerung für die ortsansässigen Gastronomie- und Reitbetriebe sowie eine hervorragende Werbung für die pferdefreundliche (?) Stadt Münster.

Darum folgende Fragen an Sie, Herr Lewe:

1. Woran liegt es, dass in der Stadt Münster die Ausweisung der Reitroute Münsterland so viel langsamer vonstatten geht als in den umliegenden Kreisen?
2. Warum ist Münster kein „Freistellungsgebiet“ nach § 50 ff des Landschaftsgesetzes?
3. Ist die Stadt Münster überhaupt so pferdefreundlich, wie sie in der Tourismusförderung immer dargestellt wird?

Mit freundlichen Grüßen,
Birgit Hüsing
für die Vereinigung der Freizeitreiter in Deutschland,
Kreisverband Münster/Warendorf

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Antwort
von Markus Lewe am 11. August 2011
Markus Lewe

Sehr geehrte Frau Hüsing,

vielen Dank für Ihre Fragen – diese möchte ich gerne beantworten: Es ist richtig, dass es bei der Ausweisung der Reitroute Münsterland zu einer zeitlichen Verzögerung gekommen ist. Das liegt daran, dass die für die Route vorgesehenen Teilabschnitte im Bereich Gelmer, Handorf und Kasewinkel aufgrund bestehender Bedenken seitens vereinzelter Grundeigentümer und Jagdpächter einer erneuten Prüfung unterzogen worden sind. Das ist unter Beteiligung und Einbindung der politischen Mandatsträger sowie der örtlichen Jagdpächter geschehen. Im Zuge dieser Prüfung wurden auch alternative Reittrassen im Bereich Gelmer sowie ergänzende Reitroutenabschnitten im Umfeld des Truppenübungsgeländes in Handorf begutachtet. Daraus resultierte Abstimmungsbedarf mit der Bezirksregierung Münster, der Wasser und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, der Bundeswehrverwaltung und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Sie können sich sicher vorstellen, dass diese Vorgänge entsprechend Zeit in Anspruch genommen haben.

Die bestehenden Bedenken konnten zwischenzeitlich ausgeräumt werden und die erforderlichen Zustimmungen der beteiligten Dienststellen liegen vor. Die geänderten bzw. ergänzenden Reitroutenabschnitte werden in der kommenden Sitzung der Bezirksvertretung Münster-Ost erneut vorgelegt. Wenn die Bezirksvertretung zustimmt und eine Beschlussfassung vorliegt, ist die Umsetzung der städtischen Teilabschnitte der Münsterland-Route noch in diesem Jahr vorgesehen.

Eine generelle Freigabe des Reitens im Wald – die sogenannte Freistellungsregelung – gestaltet sich für den Bereich der Stadt Münster schwierig. Grundsätzlich ist es das Ziel dieser Regelung, den Reiterinnen und Reitern einerseits kurzfristig ein deutlich größeres Reitwegenetz zur Verfügung zu stellen und andererseits die Reitregelung in Nordrhein-Westfalen zu vereinfachen und an die Regelung der anderen Bundesländer anzupassen. In Münster aber ist das Reitaufkommen mit ca. 6.000 Reiterinnen und Reitern und ca. 2.000 Pferden relativ hoch. Der Waldanteil liegt bei uns bei ca. 15 Prozent der Gesamtfläche. Davon sind ein großer Teil kleine, stadtnahe Erholungswälder, die von der Bevölkerung stark frequentiert werden – hier müsste das Reiten auf jeden Fall eingeschränkt werden. Andere Waldbereiche wie die Davert, Hohe Ward oder die Bereiche innerhalb der Truppenübungsplätze scheiden für die Freigaberegelung aus Gründen des Naturschutzes, des Wasserschutzes, militärischer Anforderungen sowie aufgrund ungenügender Befestigungen der Waldwege (wassergebundene Wegedecken) weitgehend aus. Sie sehen: Mit der Freistellungsregelung müsste ein erheblicher Aufwand betrieben werden, um die genannten Waldbereiche durch entsprechende Beschilderungen für Reiterinnen und Reiter zu sperren bzw. das Reiten zu reglementieren. Darüber hinaus wird nach Einschätzung des zuständigen Fachamtes eine generelle Freigabe der Waldwege für Freizeitreiter auf erheblichen Widerstand der Privatwaldbesitzern, Förstern und Jägern stoßen und die bereits vorhandenen Zielkonflikte weiter verschärfen.

Nichtsdestotrotz möchte ich ausdrücklich festhalten, dass unsere Stadt in jedem Fall pferdefreundlich ist. Mit den Einnahmen durch das Reitkennzeichen finanzieren wir jedes Jahr die Instandhaltung bestehender sowie die Anlage neuer Reitwege. Die Stadt Münster beteiligt sich außerdem am Projekt „Pferderegion Münsterland“ und zwar mit dem Ziel, den Reit- und Pferdetourismus innerhalb der Region durch die Mitwirkung an der Erstellung und Ausweisung einer insgesamt 1.000 km langen zusammenhängenden Münsterland-Reitroute zu fördern. In Kooperation mit dem Projektträger Münsterland e.V. und den Kreisen Borken, Coesfeld, Recklinghausen, Steinfurt und Warendorf beteiligen wir uns mit einem ca. 75 km langen städtischen Reitroutenanteil. Darüber hinaus haben wir uns auch in den vergangenen Jahren bemüht, dass städtische Reitwegeangebot kontinuierlich für die hiesigen Freizeitreiter auszubauen und zu optimieren.

Eine Übersicht der Reitwege im Stadtgebiet Münster finden Sie auch im Netz unter http://geo.stadt-muenster.de/reitwege.
Ich wünsche Ihnen weiterhin schöne Stunden zu Pferd – in und um Münster herum.

Mit freundlichen Grüßen