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Autor Markus Fichtner am 15. September 2010
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Sonstiges

CIM in der EZ-Reform

Sehr geehrter Herr Minister Niebel,

ich möchte Ihnen für die harte und erfolgreiche Arbeit bei der EZ-Reform meinen persönlichen Dank aussprechen. Ich habe eine vage Ahnung von den Beharrungstendenzen unserer EZ-Institutionen und kann mir lebhaft vorstellen, gegen welche Widerstände Veränderungen umgesetzt werden müssen. Diese so diplomatisch zu überwinden und die Reformen so zügig umzusetzen erfordert Kompetenzen, Energie und eine Klugheit, die ich im Regierungsapparat meines kleinen Gastlandes manchmal vermisse.
Die internationalen Partner hier vor Ort beneiden uns stets um das Modell der "Integrierten Fachkraft" von CIM. Und auch ich selbst möchte die organisatorische Einbindung in die Entscheidungsstrukturen vor Ort keinen Tag missen. Die Rolle als externer Advisor wäre mir eindeutig zu frustrierend und zu aufreibend. Ich kann aus persönlicher Erfahrung also nur empfehlen, dieses deutsche Erfolgsmodell beizubehalten oder auszubauen!

Im Detail hat das Modell jedoch einige wenige Schönheitsfehler, die im Widerspruch zu liberalen Auffassungen von Leistungsorientierung, Effizienz und Gerechtigkeit stehen:

1.
Je höher eine Position im Gastland angesiedelt ist und je mehr die "IF" lokal verdient, desto weniger Nettogehalt erhält sie am Ende.
Der Fehler im System ist die Bezuschussung des Bruttoeinkommens im Gastland. Die Steuern vor Ort werden als individueller Gehaltsabschlag wirksam, was zu einer finanziellen Besserstellung geringerer Ortsgehälter und damit das liberale Verständnis von Einkommensgerechtigkeit ad absurdum führt.
Würde das lokale NETTO-Einkommen bezuschusst, hätte man im Ergebnis zumindest ein "sozialistisches" Einheits-Einkommen aller CIM-IF.
Wollte man jedoch den in Deutschland gesellschaftlich akzeptierten Einkommensabstand zwischen unterschiedlich verantwortungsvollen und qualifizierten Tätigkeiten zumindest tendenziell abbilden, so müsste jede CIM-IF den gleichen Zuschuss erhalten und die Unterschiede ergäben sich aus dem Ortsgehalt. Dies empfände ich als gerechter.

2.
Mietkostenzuschüsse
Es ist unglaublich, welche Mieten man für sicheren Wohnraum in diesem armen Land bezahlen muss, da einige wenige wohlhabende Immobilienbesitzer diesen Markt als Oligopol bedienen. Zwischen 1.000,- und 2.000,- Euro monatlich sind hier für ein Häuschen mit sicherer Einfriedung ortsüblich.
Aktuelle Situation der Bezuschussung:
In Ländern, in denen GTZ-Mitarbeiter 90% Mietkostenzuschuss erhalten, bekommen CIM-IF nur 75%.
In Ländern, in denen GTZ-Mitarbeiter 75% MKZ zusteht, erhalten CIM-IF gar nichts.
Warum?

3.
Sachkosten
Zuständig für die Ausstattung des Arbeitsplatzes ist der Arbeitgeber vor Ort, deshalb sind Sachkostenzuschüsse bei CIM "Kann"-Leistungen (momentan einmalig 1.000,- Euro). Theoretisch gut und richtig.
Aber nur wer sich je monatelang durch die Wirren hiesiger Bürokratie kämpfen musste, um einfachste Büroartikel vom Procurement zu erhalten kann ermessen welch ein Segen es ist, zumindest anfangs den eigenen Arbeitsplatz mit dem Notwendigsten auszustatten um schnellstmöglich mit der eigentlichen Arbeit zu starten.
Ein gewaltiger Effizienz-Booster!
3.000,- Euro (pauschal und unbürokratisch gewährt) würden jeden Start erheblich erleichtern und stehen in einem mehr als vernünftigen Verhältnis zum Gesamtaufwand einer CIM-Stelle.

Ansonsten bin ich von der Unterstützung durch CIM sehr angetan und bin stolz, den guten Ruf unseres Landes in Lesotho weiter aus zu bauen. In zwei Jahren werde ich meine Arbeit in Deutschland bei der Lufthansa und in einer Unternehmensberatung wieder aufnehmen. Und schon jetzt kann ich mit Gewissheit sagen, dass auch mir und meinen Arbeitgebern in Deutschland ein messbarer Nutzen aus all den Erfahrungen, die ich in dieser Zeit sammeln kann, erwächst. Also "Capacity Building" und Mehrwert auf allen Seiten!

Ich würde mich sehr freuen, wenn meine Anregungen bezüglich CIM bei der Gestaltung der "EZ aus einem Guss" bedacht und an Frau Staatssekretärin Kopp weiter geleitet werden könnten.
Ihnen, sehr geehrter Herr Niebel, möchte ich noch einmal für die wichtige und erfolgreiche Neugestaltung unserer EZ danken. Ich wünsche Ihnen viel Kraft auf Ihrem Weg und gutes Gelingen für Ihre weiteren Vorhaben!

Herzlich grüßt Sie aus dem Frühling, Ihr

Markus Fichtner
Director General
Ministry of the Public Service
Centre for Assessment and Development

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