Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie sicher aus den Medien erfahren haben, werde ich am 28. August vom Amt des Ministerpräsidenten zurücktreten. Deshalb wird es mir künftig nicht mehr möglich sein, Ihre Fragen an dieser Stelle zu beantworten. Der Bürgerdialog über das Onlineportal direktzu.de hat in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Anliegen und Problemen von Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, thematisiert. Ich habe mich über die anhaltende Resonanz sehr gefreut. Sie dokumentierte Ihr Interesse am Lebensumfeld, aber auch an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen. Das Portal war für mich wichtiger Anzeiger, welche Sorgen, Probleme oder Anliegen die Menschen im Land bewegen. Es bot die Möglichkeit, politische Bewertungen aus der brandenburgischen Bevölkerung ungefiltert und direkt zu erfahren. Und ebenso offen und geradeheraus habe ich mich stets um Antwort bemüht. Für mich war darüber hinaus entscheidend, dass das Voting-Verfahren den öffentlichen Diskurs bei uns im Land befördert. Fragesteller und auch ich wussten dadurch: Das interessiert Viele!

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihr Vertrauen und die vielen interessanten Fragen und Einschätzungen.

Herzlichst

Ihr

Matthias Platzeck

Archiviert
Autor Thomas Freitag am 05. November 2008
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Bildung

Millionenboni und Landesprojekt

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Platzeck,

zufällig erfahre ich vom Internetforum, dass Sie eingerichtet haben. Und es wird sicher so sein, dass sehr viele Menschen sich mit Fragen, Anliegen, Sachverhalten an Sie wenden.
In unserer öffentlichen politischen Diskussion sind Nachrichten über angekündigte Bonuszahlungen an die Vorstände der Deutschen Bahn bestimmt für viele Deutsche ganz unverständlich. Herr Mehdorn wird allein 1,4 Millionen € mehr erhalten wegen des Börsenganges der Bahn. Wenn es nicht gerade die Bahn wäre, auf die wir alle mehr oder weniger angewiesen sind und die einen hohen identitätsstiftenden Effekt hin zu Bürgerinnen und Bürgern erzielen sollte, wäre alles weniger dramatisch. Wieder und wieder erreichten uns in der Vergangenheit Nachrichten aus der Konzernzentrale, die wenig geeignet waren, sich mit Zeilen, Ausrichtung, Service und Ansehen dieses Unternehmens in Einklang zu bringen. Dessen ungeachtet scheint es dem Unternehmen blendend zu gehen, es braucht offensichtlich - und bis hin zum Bundesminister Tiefensee - niemand bei auch noch so zweifelhaften Verlautbarungen in den Medien um Ansehen und Image zu fürchten. Ich empfinde solche Haltungen gerade in extrem schwierigen Zeiten als verwerflich und nicht nachvollziehbar.
Auch da beginnt Bildung, auch hier ist Bildungsnation angesprochen.
Etwa jetzt, zur selben Zeit, erreicht mich in unserem Land Bbg. die Nachricht, dass das vielversprechende Vorhaben zum Erinnern an die Theresienstädter Kinderoper Brundibár scheitern muß. Ich hatte die Zusage der Landeszentr.Polit Bildung, des MWFK und MBJS, aus Anlaß des 70. Jahrestages der Entstehung des Werkes ein von nicht wenigen Bildungs-u. Kulturträgern gewünschtes Material publizieren zu dürfen. Dreimal war ich in die Landeszentrale eingeladen, die Sache, die so viel mit Erinnern und Weitertragen in die nächste Genaration zu tun hat, schien alle Entscheidungsträger zu begeistern. Die Publikation sollte mögl.weise sogar auf den Bildungsserver des MWFK.
Nun ist die Landeszentrale plötzlich ausgestiegen, es fehlen also 2500,--€, die für das Zeichnen der Brundibár-Figuren, das Layout für ein attraktives Leseheft (mit der CD, den Aufnahmen der ersten deutschsprachigen Einspielung) nötig gewesen wären. Die Gesamtfinazierung ist geplatzt. Seit diesem Sommer war klar, dass das Vorhaben zum Jahresende an die Öffentlichkeit soll, weil Ende 1938 das Werk in Prag komponiert wurde und dann seine traurig-berühmte Bekanntheit in Terzin erlebt - das Symbol von Widerstand und Hoffnung dort. Die heute weltbekannte Oper, 70. Geburtstag - es wäre ein hochinteressanter Beitrag zum Holocaustgedenken aus dem Land Brandenburg gewesen.
Freilich haben die Millionen-Boni der Bahn nichts mit fehlenden 2500 € aus Brandenburg zu tun, aber meinen Brief muß ich hier loswerden.
Am vergangenen Dienstag sprach die Bundeskanzlerin im Berliner Gropius-Bau zum 10-jährigen Bestehen des Amtes Staatsminister für Kultur, würdigte das hohe Potential, das mit dieser Arbeit verbunden ist. Eben war ich eingeladen in der Villa-Aurora-Freundesgesellschaft (Berlin/Los Angeles), habe erlebt, wie mit angemessenen Beiträgen Kulturaustausch funktioniert.
Ich bedauere, dass das Vorhaben Brundibár in meinem Bundesland abgesagt wurde. Ich frage zugleich, verehrter Herr Platzeck, ob es die Möglichkeit gibt, dieses Vorhaben doch noch zum Erfolg zu bringen?
Für Ihre Antwort wäre ich dankbar.
Mit sehr freundlichen Grüßen, Thomas Freitag.

Dr. Th. Freitag, Potsdam

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