Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie sicher aus den Medien erfahren haben, werde ich am 28. August vom Amt des Ministerpräsidenten zurücktreten. Deshalb wird es mir künftig nicht mehr möglich sein, Ihre Fragen an dieser Stelle zu beantworten. Der Bürgerdialog über das Onlineportal direktzu.de hat in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Anliegen und Problemen von Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, thematisiert. Ich habe mich über die anhaltende Resonanz sehr gefreut. Sie dokumentierte Ihr Interesse am Lebensumfeld, aber auch an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen. Das Portal war für mich wichtiger Anzeiger, welche Sorgen, Probleme oder Anliegen die Menschen im Land bewegen. Es bot die Möglichkeit, politische Bewertungen aus der brandenburgischen Bevölkerung ungefiltert und direkt zu erfahren. Und ebenso offen und geradeheraus habe ich mich stets um Antwort bemüht. Für mich war darüber hinaus entscheidend, dass das Voting-Verfahren den öffentlichen Diskurs bei uns im Land befördert. Fragesteller und auch ich wussten dadurch: Das interessiert Viele!

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihr Vertrauen und die vielen interessanten Fragen und Einschätzungen.

Herzlichst

Ihr

Matthias Platzeck

Beantwortet
Autor Jan-Erik Hansen am 13. Dezember 2010
7860 Leser · 73 Stimmen (-1 / +72) · 0 Kommentare

Sonstiges

freiwillige Helfer des schweren Busunfalls am Schönefelder Kreuz vermissen die Anerkennung

Sehre geehrter Herr Platzeck,

nicht alles an Ihrer Rede an jenem Tag sei „ganz verkehrt“ gewesen, sagte ein Helfer.

„Uns alle einte die Aufgabe“, das war ein richtiger Satz – auf die für ihn entscheidenden Worte aber hat der Helfer am 5. November vergeblich gewartet. Es war nicht die Würdigung, die er und die anderen 26 Männer von der Freiwilligen Feuerwehr Zeuthen, Löschzug Miersdorf, sich erhofft hatten nach ihrem Einsatz bei dem schweren Busunglück am Schönefelder Kreuz (Dahme-Spreewald) vor einigen Wochen.
Sie gehörten damals zu den ersten am Unfallort, sie kamen nach der Polizei und vor den Rettungskräften. Der Einsatzleiter fuhr voran, die anderen folgten wenige Minuten später. Auf einen Unfall waren sie eingestellt, als sie in ihren Einsatzwagen zur Autobahn rasten, auf das Schlimmste nicht.
Tote auf der Fahrbahn. Abgetrennte Gliedmaßen. Eine Frau ohne Kopf. Sie wollten nicht wahrhaben, was sie da sahen, sie hofften auf eine Übung. 14 Menschen starben, 35 wurden verletzt. Viele Einsatzkräfte realisierten erst nach Ende des Tages, was sie da gesehen, was sie geschafft hatten. Manche haben noch immer Schwierigkeiten, einen Abschluss zu finden.

„Die Belastung der Helfer ist eine andere als die der Betroffenen“, sagt eine Psychologin. Die Psychologin und ausgebildete Psychotherapeutin leitet das 1999 in Brandenburg entstandene Einsatz-Nachsorge-Team (ENT). Ihre Mitarbeiter sind alle „Peers“, also Gleichgestellte, ebenso wie die Helfer am Unfallort gehören sie der Feuerwehr an, der Polizei oder sie sind Einsatzkräfte der Rettungsdienste. Sie wissen, wie schwer es sein kann, die Bilder von Schwerverletzten, von Toten, von Leid und Schmerz zu verarbeiten. Zwölf verschiedene Maßnahmen habe man seit dem Unfall durchgeführt, etwa 70 Menschen beraten.

Meine Fragen an Sie wären:

1. Teilen Sie die Einschätzung vieler Helfer des schweren Busunfalls am Schönefelder Kreuz, dass die Anerkennung für ihre Hilfsleistung bisher zu wenig erfolgte?

2. Was unternimmt die Landesregierung, dass sich Unglücke dieser Art nicht wiederholen können?

3. Werden seitens der Landesregierung des Landes Brandenburg Konsequenzen aus dem schweren Busunfalls am Schönefelder Kreuz gezogen? Wird eine Erinnerungs- bzw. Gedenkstelle für die Opfer eingerichtet bze. gebaut (mit Unterstützung der Landesregierung)?

Viele freundliche Grüße

Jan-Erik Hansen

+71

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Antwort
von Matthias Platzeck am 28. Februar 2011
Matthias Platzeck

Sehr geehrter Herr Hansen,

der 26. September 2010 gehörte ohne Frage zu den schwärzesten Tagen des Landes Brandenburg. Bei dem fürchterlichen Busunfall am Schönefelder Kreuz starben 14 polnische Mitbürger, weitere 38 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Was die Helferinnen und Helfer des schweren Busunglücks beim Eintreffen am Unfallort sahen, übertrifft jede menschliche Vorstellungskraft. Umso erstaunlicher war es, wie aufopferungsvoll und hochprofessionell sie sich um die Verletzen gekümmert haben.

Die Landesregierung Brandenburg, der Landkreises Dahme-Spreewald und die polnische Botschaft nahmen dies zum Anlass, am 5.11. 2011 Feuerwehrleute, Polizisten, Katastrophenschutzkoordinatoren, Malteser und Johanniter, Mitarbeiter des Roten Kreuzes, Technisches Hilfswerk, Hubschrauberpiloten, Notärzte und Abordnungen aus jedem der 14 Krankenhäuser, in denen Verletzte behandelt wurden, in das ParkInn Hotel in Schönefeld einzuladen, um sich für dieses Engagement im Beisein des polnischen Botschafters zu bedanken. Und wie mir berichtet wurde, hat auch Landrat Stephan Loge bei seinem Neujahrsempfang des Landkreises noch einmal mehrere Helfer eingeladen, um deren Engagement zu würdigen. Ja, sehr geehrter Herr Hansen, man kann den Lebensrettern nicht genug danken!

Wir hoffen natürlich alle, dass sich ein solcher schrecklicher Unfall nicht wiederholt. Doch kann niemand absolut sicher stellen, dass sich alle Verkehrsteilnehmer regelkonform und im entscheidenden Augenblick richtig verhalten. Über 90 Prozent aller Verkehrsunfälle resultieren aus Verhaltensfehlern, die unendlich viele Ursachen und Auswirkungen haben können.

Menschen machen Fehler, mitunter mit katastrophalen Folgen wie in Schönefeld. Intensive Verkehrssicherheitsarbeit über alle Altersgruppen kann dazu beitragen, sicheres Verhalten im Straßenverkehr zu fördern. Diese Aufgabe nehmen wir in Brandenburg, zusammen mit verschiedenen Institutionen und Projekten sehr ernst. Und wir werden weitere Anstrengungen unternehmen, um Verkehrsunfälle zu vermeiden und um die Folgen von Verkehrsunfällen so gering wie möglich zu halten. Die aktuelle Initiative der Landesregierung für Tempo 70 in Alleen ohne Schutzplanken zur Unterbindung von Baumunfällen, deren Folgen nahezu immer tödlich sind und bei einem Busunfall zur Katastrophe führen würde, ist Beleg dafür. Auch künftig richten wir unsere Anstrengungen darauf, sicheres Fahrverhalten zu fördern und eine sichere Infrastruktur vorzuhalten. Und wo dies noch nicht möglich ist, sind Restriktionen angebracht. Auch darauf werden wir nicht verzichten.

Doch nun zu Ihrer letzten Frage: Rund 5000 Menschen sterben jedes Jahr bei Unfällen auf Deutschlands Straßen, mehr als 430 000 werden verletzt. Das Gedenken an die Verkehrsopfer kann in vielerlei Form erfolgen, eine Gedenkstelle zu errichten wäre nur eine der Möglichkeiten. Wichtig in meinen Augen ist es vielmehr, für einen rücksichtsvollen und verantwortungsvollen Umgang mit anderen Verkehrsteilnehmern im Straßenverkehr zu werben.

Mit freundlichen Grüßen