Sehr geehrte Frau G.,
als Mutter kann ich Ihre Gefühle und Befürchtungen nur zu gut nachvollziehen. Auch ich habe, als ich die schreckliche Nachricht von dem Amoklauf gehört habe, zu allererst das Bedürfnis gehabt, mit meinen Kindern zu sprechen, um zu hören, dass alles in Ordnung ist. Und doch blieb danach bei mir ein Gefühl der Trauer und der inneren Leere zurück, weil ich zunächst nicht verstanden habe, was diese Tragödie ausgelöst hat.
Ich gebe Ihnen Recht: Der Schutz unserer Kinder ist eine Aufgabe die uns alle angeht. Mit dem Ruf nach schärferen Gesetzen und weiteren Verboten machen wir es uns allerdings zu leicht. Schließlich sind das Waffengesetz und die Vorschriften für gewaltbeherrschte Computerspiele gerade erst deutlich verschärft worden und die so genannten „Killerspiele“ sind für Jugendliche ohnehin längst verboten. Wichtig ist, dass diese Regeln auch eingehalten werden.
Ohne Kontrollen der Behörden vor Ort geht es nicht. Deshalb bringen Bundesregierung und Parlament in diesen Tagen ein Gesetz auf den Weg, das klarstellt, wie die sichere Verwahrung von Waffen überprüft werden kann. Ich denke aber auch, dass wir uns mehr um unsere Kinder kümmern müssen, sie begleiten und ihnen, wenn nötig, zur Seite stehen. Die Eltern sind die wichtigsten Vorbilder - was richtig und was falsch ist, lernen Kinder zuallererst in ihrer Familie.
Ich bin auch der Meinung, dass Lehrern mehr Zeit zur Verfügung stehen muss, um über gemeinsame Aktivitäten abseits von Mathe oder Geschichte ein Vertrauensverhältnis zu den Schülerinnen und Schülern aufbauen zu können. Dann ist jemand da, an den sich Kinder und Jugendliche mit Problemen wenden können, wenn der Kontakt zu den Eltern gestört ist. Wir tragen alle eine große Verantwortung, dass die Signale von Kindern, die in Schwierigkeiten stecken, auch gehört werden.
Mit freundlichen Grüßen,