Sehr geehrte Frau Negriceanu,
ich kann sehr gut verstehen, dass Sie sich Sorgen darüber machen, wie Sie in einigen Monaten für Ihr Frühgeborenes da sein und wieder arbeiten gehen sollen. Wir haben das Elterngeld eingeführt, um einen Schonraum für die Eltern zu schaffen. Sie sollen mindestens ein Jahr lang Zeit haben, sich ohne zeitlichen Druck und finanzielle Zwänge sich um ihr Neugeborenes zu kümmern und die weitere familiäre und berufliche Zukunft zu planen und zu organisieren.
Dass Mutterschutzleistungen und Elterngeld aufeinander angerechnet werden hat seinen guten Grund. Beide Leistungen dienen dem gleichen Zweck und müssen daher aus grundsätzlichen Erwägungen gegenseitig angerechnet werden (Was wäre mit Selbständigen und nicht berufstätigen Elternteilen, die keine oder stark reduzierte Mutterschutzleistungen erhalten?).
Ich rate Ihnen deshalb, die weiteren Möglichkeiten, die das Elterngeld bietet, in Betracht zu ziehen. Außer den zwölf Monaten Elterngeld, die Ihren zur Verfügung stehen, hat Ihr Partner noch Anspruch auf zwei weitere Monate – und damit zwei Monate mehr Zeit, um sich um das Kind zu kümmern. Falls Sie alleinerziehend sind und das Sorgerecht oder das Aufenthaltsbestimmungsrecht für das Kind haben, können Sie diese beiden zusätzlichen Monate auch selbst beanspruchen. Es stehen Ihnen dann also 14 Monate zur Verfügung, in denen zumindest ein Elternteil voll und ganz für das Kind da sein kann. Wenn Sie noch länger zu Hause bleiben wollen, besteht außerdem die Möglichkeit, Ihren Elterngeldanspruch zu dehnen. Das bedeutet, für die doppelte Anzahl von Monaten erhalten Sie jeweils den halben Elterngeldbetrag.
Die Elternzeit als solche können Sie übrigens mit Ihrem Arbeitgeber zunächst auf zwei und verlängert auf bis zu drei Jahre nach der Geburt des Kindes festlegen.
Sie weisen außerdem auf die Schwierigkeiten hin, eine Betreuungsmöglichkeit für Ihr Kind zu finden. Ich weiß, wie schwierig das in vielen Teilen Deutschlands – leider! – immer noch ist. Die Bundesregierung hat aus diesem Grund beschlossen, in den nächsten Jahren 500.000 zusätzliche Betreuungsplätze zu schaffen um so eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung in Deutschland sicherzustellen. Viele Städte und Gemeinden sind bereits dabei, ihre Kindergärten auszubauen und neue zu errichten. Außerdem unternehmen wir große Anstrengungen, um mehr Tagesmütter zu gewinnen und zu qualifizieren. Möglicherweise ist ja gerade die sehr familiennahe Betreuung durch eine Tagesmutter eine gute Lösung für Ihr Kind. Das zuständige Jugendamt kann Ihnen dazu Auskunft geben und hat eine Liste mit vertrauenswürdigen und qualifizierten Personen.
Ich hoffe, Ihr Kind entwickelt sich gut und wünsche Ihnen beiden von Herzen alles Gute
Ihre