Liebe Nutzerinnen und Nutzer von direktzu.de/buergerdialog-hessen, vielen Dank für Ihr Interesse, Ihre Ideen und Ihre Vorschläge. Diese Plattform ist seit Ablauf des Projektzeitraums archiviert. Sie können daher keine Beiträge veröffentlichen oder bewerten. Bereits veröffentlichte bzw. beantwortete Beiträge stehen Ihnen jedoch weiterhin zu Ihrer Information zur Verfügung. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Beantwortet
Autor Peter Schaper am 28. Januar 2013
20158 Leser · 259 Stimmen (-78 / +181) · 5 Kommentare

Wirtschaft

Expansion des Frankfurter Flughafen

Sehr geehrte Damen und Herrn,
Wirtschaftwachstum geht nur im Einklang mit den Menschen vor Ort und der Natur. Die Grenzen des Wachstums des Frankfurter Flughafens sind überschritten. Der Bau der Landebahn Nord-West ist nicht raumverträglich. Die Ausweitung des Lärmteppichs über weite Teile des dichtbesiedelten Rheim-Main-Gebiets ist einem attraktiven Wirtschaftstandort nicht dienlich. Wir brauchen verbindliche Lärmobergrenzen, eine Reduzierung der Flugbewegungen und die Schließung der Landebahn Nord-West, die wohl eine Fehlplanung darstellt. Was beabsichtigt die hessische Landesregierung für den aktiven Lärmschutz über die bereits beschlossenen Maßnahmen hinaus, die im Übrigen bisher keine Wirkung zeigen, zu tun?
Mit freundlichen Grüßen
Peter Schaper

+103

Über diesen Beitrag kann nicht mehr abgestimmt werden, da er bereits beantwortet wurde.

Antwort
von Wirtschaftsminister Florian Rentsch am 15. Februar 2013
Florian Rentsch

Sehr geehrter Herr Schaper,

haben Sie vielen Dank für Ihren Beitrag auf unserer Bürgerdialogplattform.

Seien Sie versichert, dass die Hessische Landesregierung großes Verständnis für die Belastungen der betroffenen Anwohner hat. Gleichwohl halten wir die Entscheidung für den Ausbau des Frankfurter Flughafens, die im Hessischen Landtag mit einer sehr breiten Mehrheit gefasst wurde, weiterhin für richtig.

Der Flughafen ist das Herzstück der wirtschaftlichen Entwicklung in Hessen und weit darüber hinaus. Er ist selbst die größte Betriebsstätte, die es in Deutschland gibt: Über 75.000 Menschen finden dort ihren Arbeitsplatz. Und darüber hinaus hängen viele weitere Arbeitsplätze in der Region direkt oder indirekt von ihm ab. Die neue Landebahn und die dadurch erhöhten Kapazitäten tragen dazu bei, den Flughafen als wirtschaftlichen Motor der Rhein-Main-Region zu erhalten und zu stärken.

Der Ausbau hat jedoch auch zu einer neuen Lärmbelastung in zuvor wenig betroffenen Gebieten geführt. Deshalb hat die Hessische Landesregierung von Beginn des Erweiterungsverfahrens an stets das Ziel verfolgt, gleichzeitig das Maß der Belastungen auf das Notwendigste zu beschränken und den Dialog mit den Betroffenen beständig weiterzuführen. Der Landesregierung ist sehr an einer Verbesserung des Lärmschutzes in der gesamten Rhein-Main-Region gelegen. Der Fluglärmschutz basiert in Hessen auf mehreren Säulen, u.a. den Arbeiten des Forums Flughafen und Region (FFR) zum aktiven Schallschutz, dem Regionalfonds (einem freiwilligen 265-Mio.-Euro-Programm des Landes zur Verbesserung des passiven Lärmschutzes über die gesetzlichen Ansprüche aus der Lärmschutz- verordnung hinaus), dem CASA-Programm („Fraport Casa“ ist ein freiwilliges, europaweit einzigartiges Immobilien-Ankauf- und Ausgleichsprogramm für Wohn- immobilien, die im Umfeld des Verkehrsflughafens Frankfurt/Main besonders niedrig überflogen werden) und einem Nachtflugverbot.

Besonders erwähnt werden muss auch die im Frühjahr 2012 gegründete „Allianz für mehr Lärmschutz“ mit ihrem deutschlandweit einzigartigen umfassenden Bündel an Maßnahmen zum aktiven und passiven Schallschutz. Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt worden und wir erwarten die Realisierung weiterer Maßnahmen:

· Seit Mai 2012 wird wann immer möglich der kontinuierliche Sinkflug praktiziert. Durch diese Maßnahme wird eine Lärmentlastung vor allem in größeren Entfernungen vom Flughafen erreicht.

· Ende Juni 2012 ist das sogenannte „DROPs“-Verfahren (Dedicated Runway Operations) in den Probebetrieb überführt worden. Mit diesem neuen Verfahren werden Lärmpausen für die Anwohnerinnen und Anwohner unter den Abflugrouten des Frankfurter Flughafens geschaffen, indem bestimmte Startbahnen und Flugrouten bevorzugt genutzt werden.

· Die Anhebung der Überflüge im Osten sowie im Westen seit Mitte Oktober 2012 entlastet die Städte Mainz und Offenbach, indem Anflüge auf die Landebahnen nicht unterhalb 4000 Fuß erfolgen werden.

· Ebenfalls Mitte Oktober 2012 wurden die Gegenanflüge um 1.000 Fuß angehoben. Hierdurch wird eine Lärmreduzierung im Bereich der Gegenanflüge erreicht. Diese Maßnahme wird den in größerer Entfernung zum Flughafen gelegenen Regionen Entlastung verschaffen.

· Mitte 2012 ist weiterhin der Anflugwinkel auf die Nordwest-Landebahn auf 3,2 Grad erhöht worden. Dadurch wird ein Höhengewinn im Nahbereich des Flughafens geschaffen. Dies führt zu einer Anhebung der Flughöhe im Endanflug, die im Südwesten von Mainz sowie im Osten der Stadt Offenbach Entlastungen bewirkt.

· Darüber hinaus werden seit 1.1.2013 laute Flugzeuge durch eine stärkere Spreizung der bereits bestehenden lärmabhängigen Start- und Landegebühren stärker finanziell belastet, um damit einen Anreiz für den Einsatz leiserer Maschinen zu schaffen.

· Im September letzten Jahres ist ein Forschungsprojekt zur Entwicklung weiterer lärmarmer Lande­verfahren (z.B. steilere Anflugverfahren) vergeben worden. Die Ergebnisse werden Ende 2013/Anfang 2014 vorliegen.

· Noch im letzten Jahr hat die Lufthansa 32 Flugzeuge durch moderne und leisere Maschinen ersetzt und außerdem die Flugzeuge des Typs A 320 mit sogenannten Wirbelgeneratoren ausgerüstet, die ebenfalls eine Lärmreduzierung bewirken.

Die erzielten Wirkungen können nach jeweils einjährigem Probebetrieb fachlich ausreichend beurteilt werden. Bereits jetzt zeichnet sich eine entlastende Wirkung ab.

Als langfristig entlastende Maßnahme ist die Einführung des sogenannten Point Merge-Verfahrens in Kombination mit dem konstanten Sinkflug bis zum Jahr 2015 geplant. Bei diesem Point Merge-Verfahren werden Anflüge in großer Höhe kanalisiert und mit einem Sicherheits­abstand kontinuierlich sinkend zum Endanflug geführt. An einem bestimmten Punkt fließen die Flugwege hintereinander aufgereiht zusammen, ähnlich wie im Reißverschlussverfahren im Straßenverkehr. Durch dieses Verfahren werden die Gebiete entlastet, die im Bereich der Gegenanflüge oder im Eindrehbereich liegen.

Die Reduzierung der Lärmbelastung und der faire Interessenausgleich zwischen den Belangen der Anwohner und der Zukunftsfähigkeit des Flughafens bleiben sowohl für die Landesregierung als auch für die Akteure des Flughafens Daueraufgaben.

Mit freundlichen Grüßen

Florian Rentsch

Kommentare (5)Schließen

  1. Autor Thomas Schramm
    am 29. Januar 2013
    1.

    Herr Schaper,
    Sie haben Recht mit dem was Sie an Argumenten gegen den Fluglärm anbringen.Es wäre auch sehr hilfreich für Hochbetroffene ein faires
    Flugroutenkonzept von verteilenden Flugrouten zur zeitlich gestaffelter Nutzung
    um für alle Lärmpausen zu erreichen zu entwickeln.

  2. Autor Thomas Schramm
    am 29. Januar 2013
    2.

    Sehr geehrte Damen und Herrn,
    Es sollte auch ein faires Flugroutenkonzept von verteilenden Flugrouten zur zeitlich gestaffelter Nutzung um für alle Lärmpausen zu erreichen von der DFS erarbeitet werden.
    Alle Einwohner haben die gleichen Rechte hinsichtlich Gesundheit und Ruhe.
    Egal unter welcher Landebahn oder Startbahn die Betroffenen Menschen leben.
    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Schramm

  3. Autor Thomas Seehuber
    am 31. Januar 2013
    3.

    Sehr geehrter Herr Schramm,

    natürlich sollte das oberste Ziel sein, dass der Lärm unter eine für die Menschen schädliche Grenze gesenkt wird. Eine Diskussion um eine möglichst weit verteilte Belastung pauschal als fair zu bezeichnen ist gefährlich. Warum ist es fair, wenn möglichst viele Menschen belastet werden? Diese Belastung ist medizinisch fundiert eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit, wie kann eine Verteilung fair sein?

    Ist hier nicht im Ansatz ein Fehler, was die Verantwortung der Verursacher angeht? Sie haben Recht, alle Anwohner haben die gleichen Rechte, wie übrigens auch alle anderen Bürger in diesem Land. Kein Mensch muss neben einem Chemiewerk mit einer Belastung mit gesundheitsschädlichen Stoffen "leben". Warum akzeptieren wir das, nur weil es um Flugzeuge, Fliegen, Logistik oder Urlaub geht? Warum sollen die Anwohner fordern, dass es besser ist, wenn man einfach noch viel mehr Menschen schädigt?

    Das erscheint mir grundsätzlich aus präventiven Gründen der falsche Weg. Wir müssen nicht darüber nachdenken, wie man Gesundheitsrisiken legitimieren kann. Der Weg kann nur sein, welche Möglichkeiten es für die Infrastruktur, die Arbeitsplätze, die wirtschaftlichen Vorteile gibt ohne "Opfer".

    Diese Wege gehen natürlich weit über Verschiebungen von Bürger A) auf B) oder Maßnahmen die Lärm durch eine weitere Zunahme niemals reduzieren können, hinaus. Aber dennoch gibt es diese Möglichkeiten und sie werden international genutzt - nur nicht im "Fortschrittsland" Deutschland.

    Betroffene können aber nicht argumentieren, dass Ihre Belastung nicht akzeptabel ist und deshalb eine Verschiebung auf andere als Lösung fordern.

  4. Autor Thomas Schramm
    am 01. Februar 2013
    4.

    Sehr geehrter Herr Seehuber,
    ein faires Flugroutenkonzept von verteilenden Flugrouten ist keine Fluglärmverschiebung sondern eine Fluglärmverteilende Maßnahme um den Hochbetroffenen eine Fluglärm Pause zu ermöglichen.

    Wenn man so wenig Menschen wie möglich mit Fluglärm belasten will dann ist ein Umfliegen von Großstädten mit dem segmentierten Anflug sicherlich ein Lösungsansatz.

    Es ist sicherlich keine Lösung den Alt und Neubetroffenen immer mehr den gesteigerten Fluglärm zuzumuten.

  5. Autor Thomas Seehuber
    am 04. Februar 2013
    5.

    Sehr geehrter Herr Schramm,

    wir müssen überhaupt nicht streiten, aber der Unterschied zwischen einer "Verteilung" und der Verschiebung wie es beim seg. Approach gemacht werden soll, erschließt sich mir nicht. Bei diesem Anflug werden Gebiete neu oder stärker belastet, die in der ganzen Planung von sämtlichen rechtlichen Einsprüchen ausgenommen waren. Es ist schon reichlich makaber, dass es unter den Routen des seg. Approach viele Familien aus den neuen "geplanten" Routen gibt, weil man "das" den Kindern nicht zumuten wollte. Es sollte auch nicht überraschen, dass Bürger gerade in diesen Gebieten (bleiben frei von Fluglärm) zum Beispiel Immobilien erworben haben. Glauben Sie, für hochverschuldete Eltern mit Kleinkinder ist es eine Beruhigung, dass andere entlastet werden?

    Es ist ein Lösungsansatz, möglichst wenige Menschen zu belasten, dass steht außer Frage. Die Frage ist aber, was stimmt den nicht mit der Planung, wenn eine Belastung wie zum Beispiel in Offenbach als akzeptabel betrachtet wird? Die aber selbst ohne Steigerung der Kapazität nicht mehr akzeptabel ist und es auch nie war. Ich unterstelle einfach mal, dass diese Lösungen sich mit dem eigentlichen Problem - müssen überhaupt Hunderttausende geschädigt werden - nicht mehr beschäftigt. Ein Flughafen wie Frankfurt ist sicher wichtig für die Region, aber an diesem Standort ein Irrsinn.

    Wenn Sie es schaffen würden, dass durch eine Verteilung niemand mehr in einem gesundheitsschädlichen Bereich belastet würde, dann wäre es sinnvoll. Aber der seg. Approach bringt den unmittelbaren Anrainern auch nichts. Er sorgt nur dafür, dass man sagen kann, man habe den Lärm reduziert, weil man Betroffene reduziert hat. Ich halte das für den falschen Ansatz.

    Die Konsequenz kann nicht sein, dass man diesen Planungsfehler akzeptiert.

  6. Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie angemeldet sein.