Liebe Besucherinnen und Besucher,

mit dem Datum vom 28.02.2014 hat Papst Franziskus der Bitte von Joachim Kardinal Meisner entsprochen, ihn vom Amt des Erzbischofs von Köln zu entpflichten. Aus diesem Grund wurde diese Dialogplattform geschlossen. Selbstverständlich können Sie aber weiterhin die Fragen und Antworten aus der Vergangenheit nachlesen. Die Plattform bleibt bis auf Weiteres erreichbar. Vielen Dank für Ihr Interesse an direktzumkardinal.de und Ihr Mitwirken!

Ihr Moderatoren-Team

Beantwortet
Autor Marianne Thanner am 14. Juni 2011
25082 Leser · 304 Stimmen (-54 / +250)

Sonstige Fragen

Erzkonservative Webseiten wie kreuz.net - Ihre Meinung?

Sehr geehrter Herr Kardinal Meisner,

kennen Sie die Internetplattform www.kreuz.net, die als Zusatz "katholische Nachrichten" angibt?

Dort tummeln sich Traditionalisten, die sich für Deutschland als unschuldiges Deutschland einsetzen und die sich für einzig katholisch halten und die RKK als Konzilssekte beschimpfen und Papst, Bischöfe und Priester der RKK beschimpfen. Viele sogenannte Sedisvakantisten treiben dort auch ihr "Wesen".

Sie selbst wurden auch schon beschimpft, z.B. als Kasperlbischof, weil Sie einmal bei einer Predigt eine Kasperlpuppe benutzt haben. Aber für Ihre Entscheidung, Herrn Dr. David Berger, der das Buch "Der Heilige Schein" geschrieben und sich selbst als schwul geoutet hat, die Missio Canonica zu entziehen, wurden Sie bejubelt.
Auf der website www.kreuz.net wird gegen Schwule, Moslems, Juden und viele Andersdenkende gehetzt und diese Menschen wild bepöbelt. Wie dies mit dem Höchstgebot Jesu in Einklang zu bringen ist, seine Nächsten zu lieben und die Nächsten nicht zu richten und unendlich oft zu vergeben, erklären sie nicht. Sie verweisen hingegen oft auf die Aussage, dass Jesus zum Spalten gekommen sei.

Wie stehen Sie zur website www.kreuz.net und den dort verbreiteten Positionen, zu den dort schreibenden traditionalistischen Lesern und zur Piusbruderschaft?

Wobei traditionalistisch noch freundlich formuliert ist. Manche Artikel und manche Leserbeiträge sind sehr nahe am Gedankengut rechtsnationalistischer Parteien wie der NPD. Die Grünen und namentlich Ministerpräsident Kretschmann werden hingegen als extremistisch und kommunistisch verunglimpft.

Pius-Bischof Williamson wird als Heldenbischof verehrt , der Rücktritt von Bischof Mixa als Intrige von freimaurerischen Bischöfen erklärt, der Papst hingegen als Kondom-Papst beschimpft und die Familie von Bundespräsident Wulff als "Fetzenfamilie" betitelt und diffamiert.

Da man von der RKK so gut wie keine Distanzierungen zu dieser website kreuz.net lesen kann, gibt es sicher einige Seelen, die glauben, dass die website www.kreuz.net römisch-katholisch ist.

Ein klares Wort von Ihrer Seite täte gut!

Herzlichen Dank!

Mit freundlichen Grüßen

Marianne Thanner

+196

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Antwort
von Joachim Kardinal Meisner am 29. Juni 2011
Joachim Kardinal Meisner

Sehr geehrte Frau Thanner,

vielen Dank für Ihre Frage. „kreuz.net“ ist ausdrücklich keine offizielle Internetplattform der katholischen Kirche, sondern nach eigenen Angaben eine private Initiative. Das „Impressum“ der Seite spricht für sich; dort heißt es: „‘kreuz.net’ ist die Initiative einer internationalen privaten Gruppe von Katholiken in Europa und Übersee, die hauptberuflich im kirchlichen Dienst tätig sind. ‘kreuz.net’ akzeptiert ohne Namen eingereichte Informationen und betrachtet es als Ehrensache, die strikte Anonymität seiner Informanten zu wahren.“

Die Betreiber bleiben ungenannt. Sitz der Betreiber – und auch das ist bemerkenswert – ist in den USA und damit außerhalb des deutschen Rechtsraumes. Dieser Umstand nimmt uns die Möglichkeit, den Gebrauch der Selbstbezeichnung „katholisch“ zu unterbinden. Damit ist klar, dass hier Privatleute aus der Deckung der Anonymität heraus ihre private Meinung äußern. Der Sprachstil vieler Beiträge zeigt schon für sich genommen die große Distanz zur Katholischen Kirche und ihren Amtsträgern. In Ihrem Beitrag nennen Sie selbst einige Beispiele, die für sich sprechen. Daher kann ich mich von „kreuz.net“ nur distanzieren. Ich selbst lehne den gehässigen und beleidigenden Stil vieler Beiträge auf dieser Website strikt ab. Seitens des Erzbistums Köln gibt es aus diesem Grund selbstverständlich keinerlei Zusammenarbeit mit „kreuz.net“.

Internetseiten wie diese machen die Chancen, aber auch die Risiken der modernen, grenzenlosen Kommunikation deutlich. Das Internet bietet uns hervorragende Möglichkeiten des Austauschs, gerade auch als Kirche. Es überwindet Grenzen und Kontinente und ist deshalb für die weltumspannende Kirche ein willkommenes Instrument der Verständigung. Das Internet eröffnet einen großen Freiheitsraum, erfordert aber zugleich auch ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein. Offensichtlich betrachten jedoch manche Nutzer das Internet als gleichsam rechtsfreien Raum.
Internetnutzer müssen deshalb ein gutes Gespür für die Vertrauenswürdigkeit dieser Kommunikationsformen entwickeln. Wie im zwischenmenschlichen Austausch, gibt es dafür auch auf Internetseiten einige Indizien: Offenheit und Toleranz für die Meinung des anderen; die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit anderen Ansichten; das Benennen von Informationsquellen; die klare Erkennbarkeit der eigenen Identität; ein einladender Stil in Form und Inhalt, der auf jede Form der Ausgrenzung verzichtet – um nur einige zu nennen.

Diese Aspekte erfüllen eigentlich erst den Sinn eines Austauschforums wie dem Internet. Vor allem entsprechen sie dem christlichen Verständnis von wahrhaft menschlicher Kommunikation. Deshalb dürfen wir in dieser Hinsicht besondere Anforderungen an katholische Websites stellen. Letztlich müssen sie den Anspruch erkennen lassen, mit den heutigen technischen Mitteln der Verkündigung der Frohbotschaft zu dienen. Offizielle Websites der Bistümer tun dies und selbstverständlich die Seite des Vatikan, aber auch zahlreiche andere Angebote, die den oben genannten Kriterien entsprechen.

Mit freundlichen Grüßen