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Beantwortet
Autor Mandy Neumann am 25. Januar 2008
10602 Leser · 0 Kommentare

Gesundheit

Stellenabbau in der Pflege- wer denkt an die Menschen?

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

ich würde Ihnen gerne eine Frage stellen:
Wie soll es mit der pflegerischen Versorgung der Patienten weiter gehen?

Wir Pflegekräfte stehen am Rande unserer Kräfte, wir versorgen bis zu 12 Pflegeabhängige Patienten pro Tag und müssen für administrative Dinge immer mehr Zeit aufbringen, dafür wird das Personal immer weniger und der Stress und Druck immer größer.

Früher konnte man noch mit Freude in die Klinik gehen, alle Patienten konnten adäquat versorgt werden, die Patienten fühlten sich wohl und aufgehoben, hatten Vertrauen.
Die Pflege war um Meilen besser als sie im Moment sein kann.
Jeder Einzelne von uns steht am Rande seiner physischen und psychischen Kräfte.Die Patienten stehen oft mit ihren Ängsten und Fragen allein da, es bleibt einfach keine Zeit um beruhigend einzuwirken und dem Patient die nötige Aufmerksamkeit zu geben.

Im Moment sind wir 2 Pflegekräfte pro Schicht, am Ende unserer Schicht sind wir froh die Klinik verlassen zu können und denken mit Grauen an den nächsten Tag.

Ich kann sie nur, im Namen aller meiner Kollegen inständig darum bitten diese Politik zu überdenken- wir alle sind Menschen, und wenn wir einmal krank sind brauchen wir Zuwendung, Geduld und Zeit.
Im Moment ist dieses System unmenschlich und kalt.

Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen und hoffe eine Antwort zu erhalten!
Mandy Neumann

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 03. März 2008
Angela Merkel

Sehr geehrte Frau Neumann,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Die Pflegeversicherung hat sich grundsätzlich bewährt. Dennoch gibt es in einigen Bereichen Verbesserungsbedarf. Dies betrifft auch die von Ihnen genannten Punkte – zu viel Administration und zu wenig Zeit für die zu pflegenden Menschen.


Mit einem Gesetzentwurf will die Bundesregierung die Pflege als solche und damit auch die Situation der Pflegekräfte verbessern:

So wird die ambulante Betreuung, auch durch Familienangehörige, gestärkt. Die finanziellen Leistungen in der ambulanten und in der stationären Versorgung werden ab Mitte 2008 stufenweise erhöht. Das gilt auch für die Tages- und Nachtpflege. Darüber hinaus werden die Verwaltungsabläufe gestrafft und entbürokratisiert. Eingeführt werden ein Qualitätsmanagement sowie regelmäßige Qualitätskontrollen in den Pflegeeinrichtungen. Die Pflegekräfte erhalten so mehr Zeit, sich um die Pflegebedürftigen zu kümmern. Die Lebensqualität von zu Pflegenden, aber auch von Pflegekräften wird verbessert.

Die Bundesregierung fördert zudem rund 600 unterschiedliche Modellvorhaben zur Verbesserung der Pflege.

Damit hat die Politik die Rahmenbedingungen für eine bessere und zukunftsfähige Pflege geschaffen. Die Umsetzung der Reform und die Ausgestaltung der Arbeits- und Einsatzbedingungen der Pflegekräfte müssen dann vor Ort erfolgen.

Ihre Sorgen sollten Sie in jedem Fall gemeinsam mit Ihrem Arbeitgeber beraten.

Weitere Informationen zu allen Maßnahmen und Vorhaben rund um die Pflege erhalten Sie unter www.bmg.bund.de - Schwerpunkt Pflege.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

Presse- und Informationsamt der Bundesregierung