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Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor Guido Widman am 13. Juli 2009
22310 Leser · 0 Kommentare

Umwelt und Tierschutz

Krümmel und die Folgen

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerein,
Können Sie verhindern, dass "Ihre" Regierung ein 1,3 Gigawattkraftwerk abschaltet, nur weil ein Trafo durchgebrannt ist? (1.Anliegen)
Sie sind die letzte Hoffnung für eine saubere Energiepolitik, die nicht die Industrie aus dem Lande treibt.
Wärend die Solarzellen ja Geld kosten, wenn sie Strom einspeisen, weil sie zu fast 1000% subventioniert werden, wird der Reaktor nur dann Unsummen kosten, wenn er nicht arbeitet.
Solange wir keine Alternative zur Kernspaltung haben, sollten wir sie weiter nutzen, und bitte auch neue Reaktoren bauen (2.Anliegen) weil das sicherlich ungefährlicher ist, als die alten solange weiterlaufen zu lassen, bis man Solarstrom preisgüstig erzeugen oder Windenerngie speichern kann....
Vielleicht könnten Sie sich auch für eine Weiterentwicklung der Kerntechnik einsetzen und wie die Japaner eine zweite Brütertechgeneration entwickeln, schnelle Brüter, die den Atommüll um den Faktor 60 reduzieren und viel effizienter die Kernbrennstoffe nutzen. Oder einen neuen Thoriumhochtemperaturreaktor bauen, der keine Kernschmelze kennt und evtl. sogar dank 1000° C Prozesswärme zur Erdölsynthese dienen könnte.
Ich denke, so wie sich die 68er bei der Pershingstationierung geirrt haben, schliesslich hat die konsequente Nachrüstung dann letztendlich den Ostblock ins wirschaftliche Aus getrieben und den Frieden gesichert, so irren sie sich auch bei der Antiatombewegung. Naja, die Vorbilder sind eh weg, auch Herr Fischer gibt jetzt den Klimaschutz für eine Hand voll Euros auf und wird Gaslobbyist.

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 17. August 2009
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Widmann,

vielen Dank für Ihre Zuschrift, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Kernenergieanlagen müssen höchsten Sicherheitsstandards genügen. Bei dem von Ihnen erwähnten Kernkraftwerk Krümmel ist dies zur Zeit nicht gewährleistet. Deshalb wurde es im Juli 2009 nach einem Kurzschluss in einem Transformator automatisch abgeschaltet. Ebenso hat ein defektes Brennelement erhöhte Radioaktivität ins Reaktorwasser abgegeben. Die Ursache für diesen Schaden ist noch nicht geklärt. Die Atomaufsicht üben die Länder im Wege der Auftragsverwaltung aus. Das für die Aufsicht des KKWs Krümmel zuständige Landesministerium Schleswig-Holstein hat am 23. Juli dargelegt, dass es die Fortsetzung der Genehmigung der Anlage davon anhängig macht, ob die Zuverlässigkeit des Betreibers gewährleistet ist.

Da jede Art der Energieerzeugung auch Nachteile hat, setzt sich die Bundesregierung für einen Energiemix ein. Außerdem gilt es, Deutschland weniger abhängig von Rohstoffen wie Öl, Gas, Kohle und auch Uran – das übrigens zu 100 Prozent importiert werden muss – zu machen. Erreicht wird dies durch die Förderung von zukunftsorientierten Technologien, die das Klima schützen und gleichzeitig Wachstum und Beschäftigung fördern. Dabei wird auf eine Doppelstrategie gesetzt: Ausbau der erneuerbaren Energien und verbesserte Energieeffizienz. Ein Ziel zum Beispiel ist, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung auf mehr als 30 Prozent im Jahr 2020 zu verdoppeln. Der gegenwärtige Anteil der Kernenergie am Energieverbrauch liegt bei 11,5 Prozent.

Im Übrigen ist nicht beabsichtigt, den bestehenden Energiemix abrupt zu verändern. Für ein Industrieland wie Deutschland ist eine ausgewogene Politik wichtig, schon um auf einem wettbewerbsfähigen Stand bei Forschung und Technik zu bleiben. Nicht die Förderung eines einzelnen Technikzweigs ist sinnvoll, sondern der Ausbau einer modernen und integrierten Energiepolitik, die Umwelt- und Klimaschutz, Wachstum, Beschäftigung und Energiesicherheit gleichermaßen berücksichtigt.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung