Liebe Besucherinnen und Besucher,

seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

Wir danken Ihnen für Ihre rege Teilnahme auf www.direktzurkanzlerin.de.

Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor Robin W. am 07. Juli 2010
11189 Leser · 0 Kommentare

Wirtschaft

Schulden und der Zinseszins

Sehr geehrte Frau Dr. Merkel,

Sie sind promovierte Physikerin, daher bestens vertraut mit Mathematik, insbesondere der Exponentialfunktion. Sie wissen, dass die Schulden der BRD momentan 1,7 BILLIONEN Euro betragen. Sie wissen, dass diese Schulden niemals zurück bezahlt werden können. Sie wissen, dass dieser Schuldenberg exponentiell wächst. Sie, als promovierte Physikerin, wissen, dass in unserem Universum langfristiges exponentielles Wachstum unmöglich ist. Dennoch sieht Ihre Regierung immernoch eine ihrer Hauptaufgaben darin, das Wachstum des BIP weiter exponentiell zu steigern, um die exponentiell wachsenden Zinsen an die Gläubigerbanken zu zahlen.
Ich glaube, dass Sie eine sehr intelligente Frau sind - daher bin ich mir sicher, dass Ihnen bewusst ist, dass unser jetziges Finanzsystem so nicht mehr länger funktionieren wird. Wahrscheinlich wird es noch Ihre Amtszeit überstehen, aber das Schuldgeldsystem mit Zinseszins muss rein mathematisch kolabieren. Sie wissen auch, dass die jetzige Wirtschafts- und Finanzkriese ein Symptom der langfristigen Unmöglichkeit unseres Finanzsystems ist.

Das Problem unseres Finanzsystems ist ein internationales - und national wahrscheinlich unlößbar. Zusätzlich ist es auch nur dann lößbar, wenn die mächtigen Profiteure des Systems entmachtet und enteignet werden. Daher verstehe ich, dass Sie, obwohl Sie sich der Absurdität unseres Finanzsystems bewusst sind, das Problem nicht an der Wurzel anpacken und lösen.

Deswegen frage ich Sie, nicht als Bundeskanzlerin, sondern als Mensch vor Gott: Wie können Sie vor sich selbst rechtfertigen, dass meine Eltern, meine Kinder, meine Freunde und alle Menschen, die ich liebe, viele Jahre ihres Lebens nur dafür arbeiten, um Steuern bezahlen zu können, die die BRD braucht um Banken Zinsen zahlen zu können, welche unser absurdes Finanzsystem fordert?

Gott schenkt uns Menschen nur eine begrenzte Lebenszeit auf unserem wundervollen Planeten - viel zu kurz um sie an Banken zu verkaufen.

Zusätzlich sind viele Kriege, Hungersnöte, Arbeitslosigkeit, Umweltzerstörungen und Resourcenausbeutungen Symptome unseres Finanzsystems.

Wenn Sie sich dem Kernproblemen unseres Finanzsystems annehmen würden, hätten Sie die Wahrheit auf Ihrer Seite, fast alle Menschen hinter sich und sie würden der gesamten Menschheit genau den Dienst erweisen, den wir so dringend benötigen, um unsere großen Probleme zu lösen.

Es liegt an Ihnen, ob sie das Problem diplomatisch aussitzen bis es ihr Nachfolger hat, oder ob Sie die Lösung ins Rollen bringen und unsterblich in die Geschichte eingehen.

Ich glaube an Sie und ich bete zu Gott, dass er Ihnen die Kraft gibt, sich für die Lösung des Kernproblems der Menschheit stark zu machen.

In tiefster Hochachtung

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 12. August 2010
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr W,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir im Auftrag von Bundeskanzlerin Angela Merkel beantworten.

Sie sprechen darin einige wichtige Punkte an, die auch für das Handeln der Bundesregierung Bedeutung haben. Dazu gehören solide staatliche Finanzen: Sie sind notwendig, um den Wohlstand unseres Landes zu erhalten, den Sozialstaat auf Dauer zu sichern, Arbeitsplätze zu schaffen und unseren Kindern und Enkelkindern eine gute Zukunft zu ermöglichen.

Die Haushaltskonsolidierung ist daher ein unbedingt notwendiger Prozess. Mit dem Haushalt 2011 und dem Finanzplan 2014 hat die Bundesregierung eine Trendwende in der Haushalts- und Finanzpolitik eingeleitet.

Mehr Informationen zur Haushaltskonsolidierung: http://www.bundesregierung.de

Mit dem Haushalt 2011 wird zum ersten Mal die neue Schuldenbremse des Grundgesetzes wirksam: Sie zwingt den Bund, bis 2016 seine strukturelle Neuverschuldung auf 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts abzubauen.

Wirtschaftswachstum und steigende Beschäftigung schaffen durch höhere Steuereinnahmen die Grundlage für solide staatliche Haushaltsführung. Anders ausgedrückt: Ohne Wachstum wird die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte nicht gelingen.

Auch international hat sich Deutschland zusammen mit seinen Partnern in den G20 verpflichtet, bis 2013 die Haushaltsdefizite zu halbieren und die Schuldenstandsquote mindestens zu stabilisieren - ein ehrgeiziges Signal für einen wachstumsfreundlichen Defizitabbau.

Dass die Wirtschaft ein funktionierendes Bankensystem braucht, versteht sich dabei von selbst. Gegen Auswüchse des Finanzsystems geht die Bundesregierung sowohl in Deutschland als auch auf europäischer und internationaler Ebene vor.

Mehr Informationen zu Maßnahmen zur Finanzmarktregulierung: http://www.bundesfinanzministerium.de

Kurz: Ziel der Bundesregierung ist es, die deutschen Staatsschulden nachhaltig abzubauen. Dass dies gelingen kann, zeigen in jüngerer Vergangenheit die Beispiele Kanadas, Schwedens und Estlands.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung