Liebe Besucherinnen und Besucher,

seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

Wir danken Ihnen für Ihre rege Teilnahme auf www.direktzurkanzlerin.de.

Ihr Moderationsteam

Abstimmungszeit beendet
Autor Andreas Schmidt am 16. März 2011
21571 Leser · 5 Kommentare

Arbeitsmarkt

Altenpfleger – kein Traumjob für Arbeitslose

Liebe Frau Merkel,

ich habe eine Altenpflegeausbildung gemacht und wurde regelrecht reingelegt. Ich hatte das zwar freiwillig gemacht, wurde aber vom Jobcenter verpflichtet, die Ausbildung zu Ende zu machen. Jetzt habe ich die Ausbildung abgeschlossen, aber dieser Beruf gefällt mir nicht. Ich hatte gleich gesagt, dass ich nicht ins Altenheim will, sondern nur als mobiler Pfleger arbeiten möchte.

Mir bleibt nun von dieser Pflegeausbildung nur der Führerschein, aber der nützt mir nichts, weil ich mir von Hartz IV kein Auto leisten kann. Geld dafür bekommt man erst, wenn man Arbeit annimmt und dann nur noch die Hälfte, die andere muss man ans Jobcenter zurückzahlen. So überlegt sich dreimal, ob man den ungeliebten Job annehmen möchte. Wenn ich arbeite, muss ich für 2 Kinder zahlen, das Auto zur Hälfte und das Benzin bezahlen. Übrig bleibt nichts mehr. Das Jobcenter übernimmt nur noch 20 Cent Benzingeld pro Kilometer Arbeitsweg! Dafür kann man nicht tanken. Was ist, wenn das Auto kaputt geht? Das Jobcenter zahlt dann gar nichts! Das ist alles sehr undurchdacht.

Ich meine, es ist kein Wunder, dass so viel Pflegepersonal fehlt. Wenn sich schon jemand bereit erklärt diesen Billigjob auszuüben, dann sollten Sie auch bereit sein, Kompromisse zu schließen und einen Extrazuschuss an die Pfleger zahlen. Schließlich gibt man als Arbeitsloser viele geldwerte Vorteile auf, in meinem Fall sogar die private Krankenversicherung, weil ich in die teure gesetzliche Kasse muss, die auch noch viel schlechter ist.

Wie gedenken Sie, unangenehme Jobs besser zu fördern?

Mit freundlichen Grüßen
A. Schmidt

Kommentare (5)Schließen

  1. Autor Bea Schmidt
    am 17. März 2011
    1.

    Ich habe Ihren Beitrag mit Interesse gelesen - und nachgedacht. Es gibt doch für jede Ausbildung eine Probezeit, dies ist sogar gesetzlich geregelt. Diese Probezeit dient dazu, daß beide - Auszubildender und Ausbilder - feststellen können, ob der Beruf einem überhaupt liegt.
    Wurde Ihnen das tatsächlich vorenthalten vom JobCenter?
    Falls ja, so ist dies unglaublich und muß man sich wirklich fragen, wie es um Artikel 1 im Grundgesetz bestellt ist - es kann nicht angehen, daß man in Jobs gedrängt wird, die einem nicht liegen - erst recht nicht in so einen sensiblen Bereich wie die Altenpflege - unter Aushebelung der Probezeit!

    Und dann noch solche "Gehälter"... Eine meiner Freundinnen verdient in der Altenpflege 6,21 (!!) Euro pro Stunde, während die Geschäftsleitung offen ausgesprochen in Saus und Braus lebt.

    Altenpflege ist kein Zuckerschlecken, viele alte Menschen sind nicht freiwillig dort und entsprechend ungehalten und übellaunig - und lassen dies am Pflegepersonal aus, was eine sehr schwere psychische Belastung darstellen kann - plus das Heben von Menschen, die nicht mehr alleine hochkommen - die Körperpflege - all dies scheint nichts wert zu sein, sonst gäbe es längst einen Mindestlohn von _wenigstens_ 10 Euro pro Stunde, hinzukommend Nacht- und Feiertagszuschlag! All dies bekommt meine Freundin NICHT - 6,21 Euro, für jede Tages- und Nachtzeit! Und dann noch zum Aufstocken auf's Amt - bei Vollzeit Arbeit! - und sich dann dort von oben herab behandeln zu lassen wie "arbeitsscheues Gesindel"...

    Deutschland braucht dringend ein solidarisches Grundeinkommen - ein Bürgergeld...

  2. Autor Ulrike Eising
    am 17. März 2011
    2.

    Sehr geehrte Frau Schmidt,
    es ist gang und gäbe, dass die Jobcenter die Leute in Jobs drängen, in denen Hungerlöhne bezahlt werden, andernfalls, so die offene Drohung, werden Sie sanktioniert....Artikel 1 im Grundgesetz ist durch Hartz IV ausgehebelt worden, Sie müssen jede, auch noch so berufsfremde Tätigkeit annehmen, haben also nicht mehr das Recht der freien Berufswahl.

  3. Autor Andreas Schmidt
    am 18. März 2011
    3.

    Ich habe gestern mit meiner Sachbearbeiterin im Jobcenter gesprochen. Also die gibt mir 2 Jahre Arbeitseinstiegsgeld, 180 € pro Monat, aber dafür kein Benzingeld. Das Geld geht dann voll für Benzin drauf. Ich zahle bei dem Gehalt keine Steuern und werde dadurch benachteiligt. Die Frage mit der Autofinanzierung bleibt aber immer noch. 2.000 € zahlt das Jobcenter für das Auto zu, wenn es das Doppelte kostet. Für ein so altes Auto braucht man Reparaturgeld. Da ist kein Anreiz zur Arbeit, weil ich den Unterhalt für meine beiden Jungs zahlen muss. So lebe ich immer auf Hartz IV-Niveau, aber ohne die Vorteile. Ich kann mich kaum wehren, bin völlig fertig mit den Nerven, weil ich ständig Arbeitsangebote vom Amt und Sanktionsandrohungen bekomme. Ich kann nicht mehr, mein Arzt hat Verständnis und schreibt mich jetzt krank. Mehr als 7,80 € zahlt keiner für diesen Job! Ich fühle mich erpresst und vom Amt bedroht. Wie lange soll das so gehen?
    Ich habe die Ausbildung zwar freiwillig gemacht, weil ich als mobiler Pfleger arbeiten wollte und damit auch den Führerschein bezahlt bekam, aber das habe ich so nicht geahnt.
    Ich hatte eine ABM für 1,50 € pro Stunde im Altenheim bekommen. Die 190 € konnte ich voll behalten und musste meinen Ex -Freundinnen für den Kindern nichts abgeben. Das war eine Erleichterung. Ich musste aber nichts mit den Alten machen, außer unterhalten und Mensch-ärger-Dich-nicht spielen. Das ist anders als die Pflege. Und dafür bekommt man weniger als die ABM-Kräfte! Da stimmt doch was nicht!

  4. Autor Erhard Jakob
    am 07. April 2011
    4.

    Ja, ein angemessener Lohn, in Beziehung für die sehr
    hohen Lebenshaltungskosten, ist das wahrlich nicht.

    Ich bin über 60 und somit sind die Chancen
    noch Arbeit zu finden, fast gleich Null.

    Ich habe mich um einen Ein-Euro-Job bemüht.
    Erfolglos. Dann gab es in Sachsen die
    Maßnahme Tauris (78 €/Monat).

    Auf dieser Basis habe ich im Kindergarten
    Hausmeister - Arbeiten gemacht. Selbst
    für diese Maßnahme hatte der
    Staat kein Geld mehr.

    Ich stehe zwar jeden Tag um 3 Uhr auf
    und stelle die Zeitungen zu. Doch das
    ist nur ein sehr geringer Zuverdienst
    von dem auch noch eine Menge
    abgezogen wird.

    Wenn man dann liest was die Anderen
    für Abfindungen (500.000 Euro)
    erhalten, weil sie eine Bank
    oder einen anderen Betrieb
    in den Abgrund geführt
    haben, dann tut das
    schon weh.

    Oder, wenn man liest, das Sebastian
    Vettel in einem Jahr 15 Millionen
    Euro "verdient".

    Da kann man nur sagen:

    *Hier ist was faul im
    Staate Deutschland*.

  5. Autor janz welcz
    am 29. April 2012
    5.

    Wo lebt ihr? Bei uns verdient eine Altenpflegehelferin ab 1651 und eine Altenpflegerin 2395 euro (Grundgehalt, Anfänger, Vollzeit) dazu noch Schicht-, Feiertags-, Sonntags- und Nachtzulagen. Trotzdem findet man kaum Nachwuchs und auf ein Stellenangebot meldet sich eine im Monat! Eine sogenannte Beschäftigungsassistentin d.h. Person die mit Senioren singt, spielt, geht spazieren verdient genauso viel (oder wenig) wie Helferin. Und alte Menschen für eine Stunde Spazieren, Vorlesen, Besuchen, Besorgen usw. zahlen privat 10-12 euro. Also kommt bitte nach Bayern!
    Siehe http://tinyurl.com/coh7wfr
    jan

  6. Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie angemeldet sein.