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seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

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Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor Ingeborg Gollas am 01. Januar 2013
8402 Leser · 1 Kommentar

Die Kanzlerin direkt

Vorveröffentlichung Ihrer Neujahrsansprache in den Medien

Verehrte Frau Dr. Merkel,

in allen Medien wurden heute Einzelheiten Ihrer Neujahrsansprache bekannt gemacht, lange vor dem offiziellen Sendetermin. Gleiches ist mit der Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten geschehen.
Nach - nicht nur - meiner Meinung ist es respektlos und unhöflich, die Gedanken von Staatsoberhäuptern (wie auch aller anderen, die eine öffentliche Rede vorbereitet haben) schon zu zerpflücken, bevor sie vollständig und im Zusammenhang gehalten wurde. Das nimmt einen Teil der Wirkung - die Luft ist schon halb raus! Die immer wieder herangezogene "Informationspflicht" der Medien ist hier nicht gegeben!

Es ist in Funk und Fernsehen, oft auch in der Presse, eine Unkultur entstanden, alles vorweg zu nehmen und auszuschlachten. Kommentare sind erst angebracht, nachdem der Bürger/Zuhörer sich unbeeinflußt selbst ein Bild machen konnte.

Wenn das Bundespresseamt aus organisatorischen Gründen Redeinhalte bzw. schon aufgezeichnete Sendungen bereits vor dem Ereignis herausgeben muss, rege ich einen Sperrvermerk bis nach dem Sendetermin an. Würde das Ihre Zustimmung finden?

Ganz persönlich, und für Ihr politisches Wirken, wünsche ich Ihnen ein erfolgreiches, gesegnetes Jahr 2013.

Es grüßt Sie herzlich, Ingeborg Gollas

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 01. Februar 2013
Angela Merkel

Sehr geehrte Frau Gollas,

vielen Dank für Ihr Mail, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Vielen Dank für Ihr Interesse an der Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin und der damit verbundenen Berichterstattung. Es gibt seit langer Zeit die Übung, den Text der Neujahrsansprache bereits für die Silvesterausgaben der Zeitungen zur Verfügung zu stellen. Nur so ist zu gewährleisten, dass die Redaktionen ihn in ihrer Berichterstattung berücksichtigen und sich die Zeitungsleser damit beschäftigen können; am 1. Januar erscheinen keine Zeitungen.

Ausschnitte in Wort und Bild dürfen Hörfunk und Fernsehen bereits am Silvestertag ab der Mittagszeit senden. Hiermit wollen wir erreichen, dass die zentralen Botschaften der Kanzlerin bereits tagsüber in die Berichterstattung Eingang finden und die Menschen erreichen. Außerdem wollen wir natürlich die Neugier auf die komplette Ansprache wecken. Die Ansprache selbst darf in voller Länge erst ab 18 Uhr am Silvestertag ausgestrahlt werden.

Mit dieser abgestuften Regelung möchten wir sicherstellen, dass sich möglichst viele politisch interessierte Bürgerinnen und Bürger mit der Silvesteransprache der Bundeskanzlerin beschäftigen können - ein Anliegen, dass Sie sicher teilen.

Mit freundlichen Grüßen Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (1)Schließen

  1. Autor Helmut Krüger
    am 04. Januar 2013
    1.

    Geehrte Frau Gollas,

    das sehe und empfinde ich ganz genauso wie Sie, gleich ob die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin, eines der Ministerpräsidenten oder - um eine anderes Beispiel zu nehmen - seinerzeit die Veröffentlichung der PISA-Studie: Das empfinde ich als VORfestlegung aufgrund ausschnitthafter Information, von der dann die auf Kontroverse ausgerichteten Charaktere nicht mehr herunterkommen. Ist das dann ausführliche Ergebnis (seinerzeit der PISA-Studie) da, sind die geistigen Schützengräben schon ausgehoben und es wird dann nur noch recht selektiv zugehört.

    Mit etwas anderer Wirkung findet sich dies auch bei erstgenannten Reden und die Wirkung, die hoffentlich ersteinmal in unbefangener Atmosphäre ist dann weg. Dadurch werden die Neujahrsansprachen zu einem billigen Zubrot dessen, was eh schon jeder meint zu wissen.

    Dass mit dem Sperrvermerk betrachte ich als sehr guten Vorschlag. Keine Veröffentlichung einer Neujahrsansprache vor Neujahr.

    Im größeren Rahmen fehlt es an der Kultur des Zeit-Abwartens, der Empfindung, dass alles seine Zeit braucht, wollen wir die Dinge nicht entwerten. Es reicht ja schon, dass in halben Baustellen, wo noch gehämmert, gebohrt, wo noch Leitungen verlegt werden und teilweise auf Holzlatten über Sand gestiegen werden muss, schon Bier und Erbsensuppe für die Eröffnung ausgereicht wird.

    Wie soll geachtet werden, wo (wie bei Reden) der Erwartung die Spannung genommen wird, wie soll geachtet werden, wenn das Erste, das wirklich Fertige, schon abgenutzt ist, wenn das Letzte, wo zuvor noch gehämmert und gebohrt wurde, dann endlich auch fertig geworden ist ...

    ... das Gebäude niemals in seiner Gänze gesehen wurde, die es, ALS GANZES fertiggeworden, in diesem Zustand zu achten gilt?

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