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Abstimmungszeit beendet
Autor Dr. Ilse Bräuning am 22. Juli 2013
9190 Leser · 4 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Kann Europa weltweite Verantwortung übernehmen ohne militärische Intervention?

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin!


Es ist löblich, dass der amerikanische Präsident Obama weltweit die Atomwaffen verringern will. Ist den Amerikanern jedoch bewusst, dass ihre Art, Verantwortung in der Welt zu übernehmen, gerade zur Verbreitung dieser Waffen beigetragen hat? Vor Jahrzehnten schaffte sich China diese Waffe an, obwohl die eigene Bevölkerung hungerte, nur um mit Amerika auf Augenhöhe verhandeln zu können. Als vor Jahren Nordkorea den Besitz dieser Waffe verkündete, tat es das mit der Begründung, nur so einen Angriff Amerikas verhindern zu
können. Damals war ich entsetzt über dieses Argument und hielt es für absurd, so etwas von Amerika anzunehmen. Nun nach den Kriegen im Irak und Libyen kann ich diesen Gedankengang zumindest nachvollziehen. Verantwortung zu übernehmen, bedeutet für westliche Länder, Menschenrechte und Demokratie zu verbreiten ohne Rücksicht darauf, dass andere Menschen andere Vorstellungen von einem gelungenen Leben haben. Angst und bange kann einem werden, wenn man fürchten muss, dass der Starkolumnist der „New York Times“ Thomas L.Friedman großen Einfluss auf die amerikanische Regierung haben könnte. Er ist für die globale Durchsetzung der amerikanischen Lebensform mit allen Mitteln, friedlichen und kriegerischen! Wir dürfen uns dieser Weltsicht nicht anschließen! Wirkliche Verantwortung bedeutet, andere Wertvorstellungen zu respektieren und Gewalt und Kriege zu verhindern, aber doch nicht mit neuen militärischen Interventionen! Auch nicht in Syrien! Bedeutung in der Welt können wir erlangen, indem die Beschaffenheit unseres eigenen Staates so gut ist, dass andere etwas nachahmen wollen - wie die duale Berufsausbildung unserer Jugend. Das wäre ein erfolgreicher Weg in Frieden.

Mit freundlichen Grüßen

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  1. Autor Helmut Krüger
    am 22. Juli 2013
    1.

    Ich will es mal mit Gott versuchen, auch wenn Sie möglichlicherweise - was ich eben nicht weiß - ggf. nichts davon halten.

    Wenn Gott, der oder das Alles-Einende, immer schon im anderen steckt und immer schon der andere ist - sozusagen das Denken und Empfinden im Gegenüber -, dann ist Gods Own Country schon vom allerersten Ansatz her gottlos.

    Gleich, ob die einen, von denen ich das zitiert habe oder die anderen, die Kriege führen gegen die, die sie für ungläubig halten. Heute oder zu früheren Zeiten.

    Da stimme ich Ihnen zu:
    Wirkung hat das, was ausstrahlt, das ist ganz bodenständig, wir kennen das als Idee und selbst als Geschäftsidee, nicht das, was anderen übergeholfen werden soll.

  2. Autor Dr. Ilse Bräuning
    am 24. Juli 2013
    2.

    England und insbesondere Frankreich sind schnell bereit, militärisch in Afrika aktiv zu werden. Das hängt mit ihrer kolonialen Vergangenheit zusammen. Wahrscheinlich empfinden sie dann einen Rest vergangener nationaler Größe. Am Ende der Kolonialzeit im vergangenen Jahrhundert haben diese beiden Mächte eine Reihe neuer Länder gegründet und Grenzen gezogen – zum Teil mit dem Lineal – ohne auf verschiedene Volksgruppen zu achten. Überall dort, wo verschiedene Ethnien zusammen leben müssen und die eine reich und mächtig ist und für den eigenen Clan sorgt, während die andere arm ist und bleibt, gibt es Unruhen und Bürgerkriege. Eine dieser Gruppen nun militärisch auszurüsten und auszubilden, wie es auch mit unserer Hilfe leider zur Zeit geschieht, bedeutet, dass diese noch effektiver Krieg führen kann, um den eigenen Vorteil zu verteidigen und zu sichern.
    Zu einem dauerhaften Frieden führen zwei Wege: Entweder gelingt ein Ausgleich beider Gruppen hin zu gleichen Lebensbedingungen, oder das Land wird in zwei kleinere Länder aufgespalten, wobei aber beide gleich lebensfähig sein müssen.

  3. Autor Erhard Jakob
    am 24. Juli 2013
    3.

    Genauso,
    .
    wie Frau Dr. Ilse Bräuning,
    sehe ich das auch.

    Früher lautete der Slogan:
    *Durch das deutsche Wesen
    soll die Welt genesen.*

    Jetzt wird das etwas abgeändert
    und lautet: *Durch das
    amerikanisch Wesen
    soll die Welt
    genesen.*

    Das Erste ist schief gegangen. Und
    das Zweite wird auch schief gehen.

  4. Autor Helmut Krüger
    am 28. Juli 2013
    4.

    Auch wenn nicht komplett alles nur den Europäern zuzurechnen ist - Motto: vorher hatten die Volksstämme vollkommen friedlich und faktisch wie im Paradies auf Erden gelebt - so waren es doch die Europäer, die den Nationalstaat incl. abgezirkelter Grenzen, incl. einheitlicher Verwaltung und Hauptstadt-Denken in andere Erdteile gebracht haben.

    Was sich auf dem eigenen Kontinent, vielleicht sogar nur in einigen spezifischen Ländern als richtig bewiesen hat, weil der Austausch soweit gediehen war, dass eine Vereinheitlichung schlicht vonnöten war, das kann und wird für andere Menschen in anderen Teilen der Welt ganz anders sein.

    Das betrifft den Umgang mit der Zeitökonomie - die enge Koppelung von Zeiteinheiten mit der Bezifferung von Geld -, das betrifft den Gedanken weitgehender oder überbordender Vereinheitlichung an Regeln, wo selber die Europäische Union den Gedanken der Subsidiarität kennt, der Vorrangigkeit der Vor-Ort-Lösungen und es betrifft natürlich die Bewahrung zuallererst kultureller Eigenarten.

    Wederl das Fortschrittsmodell des ausgehenden 19. Jahrhunderts ...

    - sakrosankt von Marx über alle Erdteile als Historischer Materialismus gezogen: die 5 Stufen der Menschheitsentwicklung Urgesellschaft, Feudalismus, Kapitalismus, Sozialismus, Kommunismus schließlich mit einem kleinen Kreis von Erlauchten, der sich als Herr, Sachwalter und Geburtshelfer der Geschichte betätigt -,

    noch Euro oder Dollar als wesentliche Lebens-Maßgabe können die Kulturen in ihrer Eigenart genügen. Im Gegenteil: Beides übergeht ihren Eigenwert und ihre Eigenentwicklung.

    Frieden heißt, von Einflussnahme zu lassen, sich einer EinflussGABE zu verschreiben und dem anderen - mehr gefragt als ungefragt - Begleiter zu sein. Frieden heißt, auf Seismografen zu hören, bevor die Not entstanden ist, die dann spektakulär und machtbesessen gewendet werden "muss".

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