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Ihr Moderationsteam

Abstimmungszeit beendet
Autor Christian Meyer am 12. August 2013
13761 Leser · 6 Kommentare

Wirtschaft

Der rasante Aufstieg der Leiharbeitsbranche

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

in der Hoffnung auf Berücksichtigung möchte ich gerne eine Stelleungnahme Ihrerseits:

Das Gesetz zur Arbeitnehmerüberlassung (AGÜ) sieht einen verübergehenden Einsatz beim "Kunden" vor, um Auftragsspitzen abzuarbeiten. Jedoch ist mom. auf dem hiesigen Arbeitsmarkt zu beobachten, dass gerade DAX-Unternehmen diese Gesetzgrundlage zur Gewinnmaximierung missbrauchen.

Dabei spreche ich gezielt die Automobilindustrie (z.B. VW) an. Trotz guter Auftragslage in den vergangenen Jahren beträgt z.B. der Anteil in der Forschung und Entwicklung von Fremdfirmen über 50%. D.h., die Stammbelegschaft verwaltet die Fremdfirmen nur noch. Die einstige Kernkompetenz eines Automobilisten wird überwiegend bzw. nahezu komplett von Fremdfirmen übernommen.

Dabei liegt der Vorteil auf der Hand:

1. VW kann den Fremdfirmenmitarbeiter nach dem Projekt wieder zum Personaldienstleister zurückschicken. Bei einem VWler geht das nicht so einfach. Somit umgeht man den Kündigungsschutz und ist sehr flexibel am Markt.

2. Jeder Fremfirmenmitarbeiter verdient im Schnitt min. 30% weniger. Zudem drückt der VW- Einkauf die Stundensätze so massiv, dass man trotz steigenden Inflation kein Mehrgehalt vom Entleiher erwarten kann.

3. Jeder Fremfirmenmitarbeiter fühlt sich als Mensch bzw. als Ingenieur zweiter Klasse. Darüber hinaus bekommt man einen Hinweis, dass man keinen Einfluss auf Geschehnisse besitzt. Die Arbeit ist meist weit unter den jeweiligen Qualifikationsstufen.

Übrigens ist eine Übernahme dabei fast unmöglich!

Derzeit boomt die Personaldienstleistung. Auf den jeweiligen Jobbörsen werden Sie nur vakante Jobs bei Dienstleistern finden. Auf dem VW-Portal gibt es derzeit nicht mal 1/10 der Jobs.

Bitte begrenzen SIe den Anteil der Leiharbeitskräfte im Unternehmen und wirken Sie dieser Gewinnmaximierung entgegen!

Danke

Kommentare (6)Schließen

  1. Autor Helmut Krüger
    am 12. August 2013
    1.

    Keine Semantik oder Wortklauberei:

    Ich weiß nicht, ob ich traurig oder erzürnt darüber sein soll, dass Spitze bildhaft nicht als Spitze, sondern als alles unterhalb der Spitze fast noch bis zum Fuß begriffen werden soll.

    Es werden Tage kommen, wo der Rechtsanwalt hinzugezogen wird zu bezeugen, dass der einfache Handschlag zwischen den Hereinkommenden praktisch schon als Zustimmung gelten soll zu einem Vorschlag, der in der folgenden Sitzung erst zur Verhandlung steht.

  2. Autor markus müller
    am 13. August 2013
    2.

    Dem Arbeitnehmer immer mehr knechten und H4 aufstocken lassen und die Arbeitgeber verdienen sich dumm und dämlich.
    Wenn man dann die Berichte liest, was diese Leute nur an Aktien Rendite einsackt. Das zahlen die sich doch gerne selbst aus. Einfach nur widerlich diese Geldgier.
    Porsche Piech: 301 Mio
    BMW Quandt: 262 Mio (Stefan), 251 Mio (Johanna), 248 Mio (Klatten, Susanne)
    usw.
    http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Wirtschaft/d/3321496/po...

  3. Autor Erhard Jakob
    am 13. August 2013
    3.

    Markus,
    .
    das ist der ganz normale Wahnsinn (Kapitalismus).
    Allerdings gilt auch: *Der Krug geht so lange
    zum Brunnen bist er bricht.*
    .
    Mit wahlen können wir auch nichts verändern. Das
    galt im Sozialismus und das gilt auch
    im Kapitalismuss.
    .
    *Wenn man mit Wahlen etwas verändern
    könnte, wären sie längst verboten.*

  4. Autor markus müller
    am 30. August 2013
    4.

    Hallo Erhard,
    das sehe ich genauso. Anscheinend verschließt die Mehrheit, in diesem Land, die Augen vor der Realität. Diese sehen vielleicht nur ihre kleine Welt, in der es ihnen gut geht. Denken nicht an ihre Kinder und die zukünftigen Generationen. Was um sie herum passiert, die ungerechte Verteilung, die Ausbeutung aller Ressourcen zur Vermögensanreicherung einiger weniger und die dadurch sinkende Lebensqualität der normalen Gesellschaft perlt an ihnen ab und sie wählen, wie Automaten, immer wieder die Selben.
    Wahrscheinlich kommen solche Wahlergebnisse aber zu Stande, weil die eigentlich betroffene Mehrheit schon lange resigniert hat und überhaupt nicht mehr Wählen geht. Die "wenigen" übrigen haben dann leichtes Spiel ihre, personen bezogenen Favoriten voran zu bringen.
    Egal welche Auswirkungen deren Politik hat.

  5. Autor Ralf Schumann
    am 06. September 2013
    5.

    Herr Meyer, Sie haben es auf den Punkt gebracht, aber keine Partei wird das vorerst ändern wollen, denn die Wirtschaft lebt vom kleinen Mann. Ihn mit Transferleistungen zu subventionieren ist für die Wirtschaft scheinbar günstiger, weil es für ihn "besser ist als arbeitslos zu sein", mit dem billigen Leiharbeiter "Arbeitsplätze in Deutschland erhalten bleiben" und die Unternehmen dann "hier Steuern zahlen und nicht ins Ausland gehen".

  6. Autor Erhard Jakob
    am 11. September 2013
    6.

    Ja Herr Meyer,
    Sie haben die Wirklichkeit präzise beschrieben.
    .
    Bzw. Sie haben den Kapitalismus
    beschrieben so wie er ist.
    .
    Den will und kann die Kanzlerin nicht abschaffen.
    Sie kann sich dafür einsetzen, dass die schlimm-
    sten Auswüchse etwas eingeschränkt werden.

    Dafür braucht sie aber Mehrheiten. Diese bekommt
    sie meistens nicht, weil die Rechten sowieso da-
    gegen sind. Und die Linken sind dagegen, weil
    die Verbesserungen aus ihrer Sicht zu kurz
    greifen und mehr wollen. Somit werden
    nicht einmal kleine Verbesser-
    ungen beschlossen.

    Resümee:

    Es bleibt alles
    beim Alten.

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