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Abstimmungszeit beendet
Autor Gaby Hörzer am 07. Juli 2008
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Soziales

Aktive Sterbehilfe

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin!
Aktive Sterbehilfe ist derzeit im Zusammenhang mit Herrn Kusch ein Thema, daß sehr ernst zu nehmen ist.
Um es nicht falsch zu verstehen; ich möchte Herrn Kusch keine "Plattform" geben, zumal er sich hier in Szene setzt und das kommerzialisiert.
Unsere Gesellschaft neigt dazu, sich zum Thema Tod und Trauer aus der eigenen Hilflosigkeit heraus, passiv zu verhalten, oder sie reagieren so wie es schon seit geraumer Zeit läuft, aktive Sterbehilfe zu leisten.
Beides ist so nicht hinzunehmen.
Die Hospitz ist eine humane Form, Menschen zu begleiten!
Das lasse ich aber jetzt bewußt außen vor.
Wir befinden uns in einer schnelllebigen Zeit! Tod und Trauer haben hier keinen Platz.
Wir haben, sei es bereits im Grundgesetz oder in der Religion verankert, soviele Thesen, gelebt werden sie nicht!
Soviel Zeit sollte aber da sein, sich mit dem Elementaren, Existenziellen auseinander zu setzen.
Die große Panik vor der Tod würde erst gar nicht so schwer zum tragen kommen.
Warum sehe ich das so?
Ich bin 54 Jahre alt, 40 Jahre im Pflegeberuf aktiv tätig.Vier Kinder habe ich geboren.
Am 28.05.02 kam meine Nadine (Altenpflegerin) mit 21 J. auf dem Weg zur Arbeit ums Leben.
Ich bin in einem christlichen Haus beschäftigt.
Zwei Wochen nach der Beerdigung, rief mich die Heimleiterin an, und meinte bei allem Verständnis: Ich soll doch arbeiten kommen, um zu vergessen. Ich ging arbeiten, um mir nichts nachsagen zu lassen. Ein halbes Jahr später brach ich zusammen. Bei der Arbeit natürlich mußte ich mich konzentrieren. Nach der Arbeit kam der Zusammenbruch. Nach zweijähriger professionellen Aufarbeitung mit zusätzlichem Intekrationsfachdienst kam ich im Alltag wieder an, jedoch nur noch mit halber Kraft.
Was sagt uns das?
In unserer Gesellschaft haben wir zu funktionieren.
Bitte jetzt nicht mit dem berühmten Satz kommen: "Das ist nur ein Einzelfall." Aus eigener Erfahrung, sicher ist es das nicht!
2004 gründete ich mit noch zwei betroffenen Müttern die Serbsthilfegruppe "Trauernde Eltern ", und dieses Jahr gründete ich den eingetragenen Verein "Zeit zum Trauern," für alle Trauernden.
Wir wohnen auf dem Land, bis zur nächsten Stadt währen es ca. 100 km.
Es dauert sehr lange, bis Menschen sich Rat und Hilfe holen, da sie schon oft genug enttäuscht wurden.
Dabei genügt es, einfach nur da zu sein.
Nun zu meiner Frage.
Statt die aktive Sterbehilfe unter Strafe zu stellen,wäre es doch ratsam, wie z. B. bei Aids, Öffentlichkeitsarbeit zu leisten, den Tod nicht tabuisieren.
Wie offen reden Sie, sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin über Tod und Trauer,- damit meine ich nicht das politisieren.
Wie nahe geht es Ihnen?
Wie setzen Sie sich damit auseinander?
Ein Verbandsbürgermeister, dessen Frau vor einem halben Jahr verstorben ist, sagte zu mir wortwörtlich: Das Thema Tod gehört nicht in die Öffentlichkeit.
Bereits zum dritten mal veranstalteten wir von der Selbsthilfegruppe "Trauernde Eltern" einen Trauerworkshop aber für alle Trauernde und nicht Trauernden. Hier konnte sich jeder Hilfe zur Selbsthilfe holen z. B.
1. Wie gehe ich mit der eigenen Trauer um?
2. Wie gehe ich mit Trauernden um ?
Wir werden am Ball bleiben und einmal jährlich einen Trauerworkshop mit erlesenen Referenten veranstalten.

Mit freundlichen Grüssen
Gaby Hörzer