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Abstimmungszeit beendet
Autor Rein Hardt am 03. Oktober 2008
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Wirtschaft

Rettung oder Geld ins Klo gespült?

Sehr geehrte Bundeskanzlerin,

wie die meisten Menschen habe auch ich Sorgen, welche Auswirkungen das verantwortungslose Zocken verschiedener Bankmanager auf Wirtschaft und Gesellschaft künftig haben wird.

Dabei sehe ich die Politik nicht völlig unschuldig, setzt sie doch die Rahmenbedingungen, unter denen das Geschehen ablaufen kann.

Wenn jetzt plötzlich der Finanzminister die Lösung zur Rettung aus dem Hut zaubert, deren Milliardenkosten schlimmstenfalls der Steuerzahler tragen muß, dann muß es erlaubt sein, über die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahmen nachzufragen. Es sieht doch alles danach aus, daß ausgerechnet von den Leuten, die alles an die Wand gefahren haben, jetzt die Vorschläge zur "Rettung" kommen.

Beispielsweise Georg Funke, Vorstandsvorsitzender der RHE, seine Statements 14 Tage vor dem Zusammenbruch oder beispielsweise im März 2008, entweder log er dreist wider besseren Wissens oder er war tatsächlich völlig ahnungslos, beides wäre gleichermaßen nicht zu akzeptieren.

Für meine Fragestellung darf ich auszugsweise aus einem Statement von Alexander Hahn, "Investoren Wissen", zitieren:

"Weshalb sollten die Massen plötzlich dem Ratschlag offenkundiger Lügner bzw. Versager vertrauen, welche über ein Jahr lang stets beteuerten, alles sei in bester Ordnung? Bernanke und Paulson gaben sogar unter Eid an, alles sei bestens! Ich nehme hierbei kaum an, dass sie nicht wussten, wie die Lage wirklich war... Warum sollen diese unbegabten Märchenerzähler plötzlich den Weg aus der Krise wissen? Warum haben solche frechen Lügen keine massiven Konsequenzen? Wer würde im Alltag jemanden "für voll nehmen", der jahrelang Unsinn erzählt und dann plötzlich Vertrauen einfordert? Wohl kein Mensch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte. Warum bitte in diesem Fall?

Wieso sollte ein Kurs, der historisch gesehen niemals funktionierte (man denke hierbei z.B. an die USA in den 1970ern oder an die verlorenen Jahre in Japan) eingeschlagen werden, bei dem es gemessen an historischen Erfahrungswerten mindestens mehr als ein Jahrzehnt(!) dauert, bis eventuell sich etwas bessert? Warum soll die Bevölkerung derart lange leiden? Was hat sie getan? Wer wird hier wirklich "gerettet" und wer ohne Skrupel zugunsten einer kleinen, speziellen Gruppe ausgeraubt?
...

Falsche Entscheidungen müssen zu Schaden für die Betroffenen und nicht zum "Wettdrucken" von Papiergeld und Zwangstribut durch die Steuerzahler, welche durch Inflationssteuer und beschönigte amtliche Inflationszahlen verarmt und für dumm verkauft werden, führen.
...
Warum bedenkt anscheinend kaum jemand die langfristigen Konsequenzen dieses wahnwitzigen Irrsinns? Was soll dadurch besser werden, wenn Steuern weltweit steigen, Inflation durch massive Weitungen der Geldmenge steigt und die Menschen um ihre hart erarbeiteten Ersparnisse gebracht werden? Welchen Sinn haben kurzfristige "Lösungen", wenn damit bereits die nächsten Krisen und Probleme heraufbeschworen und verschlimmert werden?

Welches Recht haben all die jetzt jämmerlich-weinerlichen Wirtschaftsapokalyptiker, welche sich zu Zeiten des Booms grinsend, skrupellos und sich in Überlegenheit wähnend massiv die Taschen füllten, der Bequemlichkeit halber, in dem Versuch die Konsequenzen ihres unverantwortlichen Handelns zu umgehen und auf andere abzuschieben, solche Kosten einfach auf die folgenden Generationen und den Steuerzahler abzuwälzen? Eine gute Lobby? Liegt es daran, dass eine Zahl von 700 Milliarden in Form eines "kleinen Pakets" und die Größe dieser Krise für die meisten Leute schon gar nicht mehr fassbar sind? Wenn tatsächlich dieser undenkbar skandalöse Weg gegangen wird und ein weiterer Präzidenzfall geschaffen wird, über welche "Bailout" Summen sprechen wir dann beim nächsten Mal? "

Die hier angesprochenen Fragen beschäftigen auch mich sehr und ich wäre dankbar, wenn Sie sie mir beantworten könnten.

Mit freundlichen Grüßen

Rein Hardt