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Beantwortet
Autor Enrico Nussbaum am 15. Mai 2012
5650 Leser · 14 Stimmen (-5 / +9)

Gesellschaft und Soziales

Tierquälerei

Lieber Herr Lewe,

sicher kennen Sie die Abschiebung des Schimpansen von Münster nach Wuppertal. Dort "lebt" Kitoto nun in einem Gefängnis aus Beton. Können Sie mir erklären, warum Sie als Oberbürgermeister nicht einschreiten, wenn zur Volksbelustigung Tiere gequält werden?

Sollten Sie desinformiert sein, sehen Sie sich bitte kurz dieses Video an: http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&...

Was gibt uns Menschen überhaupt das Recht, andere Lebewesen zu unserer Unterhaltung ein Leben lang einzusperren?
Bitte finden Sie jetzt keine Ausflüchte bezüglich der bedrohten Tierarten und Arterhaltung. Es ist ziemlich erbärmlich vom Menschen, diese Tiere erst an den Rand des Aussterbens zu bringen und die verbleibenden Exemplare einzusperren mit dem Vorwand der guten Tat!
Ich fordere Sie auf, alles in ihrer Macht stehende zu tun, dass Menschen endlich anfangen, die Erde mit den anderen Lebewesen auf Augenhöhe zu teilen und nicht den gesamten Lebensraum für sich zu beanspruchen.

Fänden Sie es schön, wenn einer höher entwickelte Spezies zur Erde findet und uns Menschen zur Belustigung ihrer selbst einsammelt, einsperrt, tötet, ausbeutet oder domestiziert?

Ich wünsche mir, dass Sie ihr Herz und Ihr Gewissen finden, nicht nur an die Partei und die Wirtschaft denken und etwas unternehmen, so dass Sie keine Scham vor dem Tag haben müssen, an dem Sie sich für Ihr Tun verantworten müssen.

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Antwort
von Markus Lewe am 20. Juni 2012
Markus Lewe

Sehr geehrter Herr Nussbaum,

vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Engagement in Sachen Tierschutz. Auch wenn die Stadt Münster als Gesellschafterin an der Westfälischer Zoologischer Garten Münster GmbH – besser bekannt als Allwetterzoo Münster - beteiligt ist, liegt die Leitung des Zoos in den Händen der Direktion vor Ort.
Ich habe mir zu Ihrer Anfrage deshalb die entsprechenden Informationen seitens der Zoo-Geschäftsführung geben lassen und kann Ihnen auf Basis dieser Folgendes mitteilen:

Der Allwetterzoo Münster hat in den vergangenen zwölf Monaten mehrfach Gespräche mit dem Zoo Wuppertal geführt. Auch dort sind die Verantwortlichen – genau wie in Münster – um beste Tierhaltung bemüht. Deshalb soll in Kürze eine neue Außenanlage fertig gestellt werden, in der auch die Schimpansen-Dame „Kitoto“ untergebracht werden wird.
Davon konnte sich Jörg Adler, der Direktor des Allwetterzoos, am 15. Juni persönlich überzeugen: Im Zoo Wuppertal hat er sich vor Ort ein Bild von der dortigen Schimpansenhaltung gemacht. Anders als auf verschiedenen Fotos in der Presse zu sehen und mehrfach behauptet, ist das große Innengehege mit vielen organischen Stoffen ausgefüllt und den Tieren werden verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten, die von den erfahrenen und verantwortungsvollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Wuppertaler Zoo regelmäßig gewechselt werden. Herr Adler hat auch das Verhalten von „Kitoto“ und dem anderen Schimpansen über einen längeren Zeitraum beobachtet und dabei feststellen können, dass beide Tiere entspannt und in einem guten sozialen Kontakt leben.

Die Tatsache, dass aktuell noch eine Freianlage wie in Münster fehlt, wird für „Kitoto“ durch einen passenden Sozialpartner kompensiert – gleiches gilt für den männlichen Schimpansen des Zoos Wuppertal. Nach Auskunft des Allwetterzoos ist ein solcher Sozialkontakt in einem zeitgemäß gestalteten Innengehege gerade für die hochsozial lebenden Schimpansen wichtiger als ein geräumiges Freigehege, in dem die Tiere keinen geeigneten Sozialpartner haben.

Unabhängig davon sind die Verantwortlichen in beiden Zoos bemüht, für die zwei Schimpansen die bestmöglichen Lebensbedingungen zu schaffen. So wurde laut Information des Allwetterzoos auch geprüft, die beiden Affen gemeinsam in eine andere zoologische Einrichtung zu geben, in der sie bereits vor Fertigstellung des Außengeheges in Wuppertal gemeinsam eine Freianlage nutzen können. Im Vordergrund steht aber, dass beide Tiere jetzt nicht mehr getrennt werden sollen.

Von einer „Abschiebung“ des Tieres kann daher meiner Ansicht nach nicht die Rede sein – vielmehr zeigt sich, dass sich der Allwetterzoo auch weiterhin um die Zukunft von „Kitoto“ im Wuppertaler Zoo kümmert. Auch Tierschutzorganisationen, mit denen der Allwetterzoo Münster in der Vergangenheit in diesem Zusammenhang Kontakt hatte, bestätigen dem Allwetterzoo sein diesbezügliches Engagement.

Mit freundlichen Grüßen