Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie sicher aus den Medien erfahren haben, werde ich am 28. August vom Amt des Ministerpräsidenten zurücktreten. Deshalb wird es mir künftig nicht mehr möglich sein, Ihre Fragen an dieser Stelle zu beantworten. Der Bürgerdialog über das Onlineportal direktzu.de hat in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Anliegen und Problemen von Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, thematisiert. Ich habe mich über die anhaltende Resonanz sehr gefreut. Sie dokumentierte Ihr Interesse am Lebensumfeld, aber auch an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen. Das Portal war für mich wichtiger Anzeiger, welche Sorgen, Probleme oder Anliegen die Menschen im Land bewegen. Es bot die Möglichkeit, politische Bewertungen aus der brandenburgischen Bevölkerung ungefiltert und direkt zu erfahren. Und ebenso offen und geradeheraus habe ich mich stets um Antwort bemüht. Für mich war darüber hinaus entscheidend, dass das Voting-Verfahren den öffentlichen Diskurs bei uns im Land befördert. Fragesteller und auch ich wussten dadurch: Das interessiert Viele!

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihr Vertrauen und die vielen interessanten Fragen und Einschätzungen.

Herzlichst

Ihr

Matthias Platzeck

Beantwortet
Autor R. Boettcher am 19. April 2008
13092 Leser · 390 Stimmen (-2 / +388) · 0 Kommentare

Bildung

Wert des Abiturs in Brandenburg

Sehr geehrter Herr Platzeck,

ich habe heute die unterschiedlichsten Beiträge zur Bildung in diesem Forum gelesen und bin zwar nicht wie Frau Doris Kaiser der Auffassung, dass das Abitur wieder nach 13 Jahren erlangt werden soll, stimme aber ansonsten mit den vielen Beiträgen überein. Es geht nach meiner Auffassung doch jetzt vor allem darum, eine gewisse Stetigkeit in das Schulsystem unseres Landes zu bekommen und nicht mit jedem Ministerwechsel auch neue Grundlagen zu schaffen. Meine Tochter ist jetzt in der 12. Klasse und hat dort sicher auch mit Unterrichtsausfall zu kämpfen, der aber von den Schülern - anders als von den Eltern - nicht immer negativ gesehen wird. Was mich jedoch jedes Mal auf die "Palme" bringt ist die Tatsache, dass es keinen einheitlichen Lehrplan gibt. Ein Schüler am Gymnasium in Kleinmachnow hat längst nicht den gleichen Unterrichtsstoff wie ein Schüler am Gymnasium XY, er muss aber im Endeffekt die gleiche Abiturprüfung ablegen.

In diesem Zusammenhang würde mich daher interessieren, was das Brandenburger Abitur im Bundesvergleich überhaupt wert ist. Wo kann man hierzu konkrete Zahlen finden?

Ich selbst halte nach wie vor die unterschiedlichsten Bildungssysteme in den Bundesländern für nicht tragbar, da es nach meiner Auffassung in erster Linie Aufgabe der Bundesregierung sein muss, ein gut funktionierendes Bildungssystem mit all seinen Facetten zu schaffen und dies nicht dem jeweiligen Land überlassen werden sollte.
Wie sehen Sie das?

Mit freundlichen Grüßen

Rosemarie Böttcher

+386

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Antwort
von Matthias Platzeck am 11. September 2008
Matthias Platzeck

Sehr geehrte Frau Boettcher,

lassen Sie mich erst einmal auf den Kern Ihrer Frage antworten: Als DDR-Bürger habe ich ein zentral organisiertes Bildungssystem durchlaufen, das – bei allen ideologischen Überfrachtungen und individuellen Gängelungen – in vielen Fächern eine solide Bildung vermittelt hat. Deshalb: Ja, ich kann mir mehr Bildungsverantwortung beim Bund vorstellen. Aber ich sehe derzeit auch keinen Weg dorthin, da sich erst vor Kurzem Bund und Länder auf eine Aufgabenteilung im Bildungsbereich in der Föderalismusreform festgelegt haben. Die Mehrheit der Bundesländer hält an der Bildungshoheit fest und verweist auf die koordinierende Funktion der Kultusministerkonferenz. Deren Arbeit wird tatsächlich oft unterschätzt oder einfach nicht richtig wahrgenommen. Und so gelingt es oft nur schwer, tiefsitzenden Meinungen über Wertigkeiten von Abiturabschlüssen zu begegnen.

Nun zu Ihren konkreten Fragen: Ihren Beitrag habe ich so verstanden, dass es Ihnen um die Vergleichbarkeit der Unterrichtsinhalte in der gymnasialen Oberstufe geht. Dazu muss ich Ihrer Darstellung, dass es „keinen einheitlichen Lehrplan gibt“, widersprechen. Für die gymnasiale Oberstufe des Landes Brandenburg existieren sehr wohl Rahmenlehrpläne, die für die Einführungs- und die Qualifikationsphase gelten. Außerdem sind die sogenannten „Kerncurricula“ in Kraft gesetzt worden, die gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommern und Berlin erarbeitet wurden und für die Qualifikationsphase - also die letzten beiden Schuljahre vor dem Abitur - verbindlich gelten. Für die Abiturprüfung gibt es zudem die „Einheitlichen Prüfungsanforderungen (EPA)“, die von der Kulturministerkonferenz für die Abiturprüfungsfächer beschlossen und durch die Bundesländer in Kraft gesetzt wurden. Damit gibt es eine bundesweit einheitliche „Messlatte“, die regelt, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten in der Abiturprüfung nachgewiesen werden müssen. Ähnlich funktionieren auch die Kerncurricula, die bestimmte Inhalte zwingend vorsehen, aber auch einen Bereich bieten, den die Lehrkraft in eigener Verantwortung füllen kann.

Ihre Frage nach Zahlen, mit denen man den Wert des Brandenburger Abiturs bundesweit vergleichen könnte, kann so nicht beantwortet werden. Die Wertigkeit des Brandenburger Abiturs bestimmt sich zum einen dadurch, dass damit ein Studium an allen deutschen Hoch- und Fachhochschulen aufgenommen werden kann. Zum anderen gibt es natürlich die Abiturdurchschnittsnote, die für Brandenburg im landesweiten Schnitt bei „2,4“ liegt. Damit liegt Brandenburg im bundesweiten Trend - die Schwankungen je nach Land sind eher gering. Da die Hochschulen zunehmend die Möglichkeit haben, die Bewerberinnen und Bewerber durch eigene Auswahlverfahren und -gespräche auszuwählen, dürfte die Abiturdurchschnittsnote künftig eher an Bedeutung verlieren und Anderes (auf das Studium hinführende Leistungskurse oder Ähnliches) in den Vordergrund rücken.

Sie sehen, mit dem Abitur einer brandenburgischen Schule in der Tasche hat Ihre Tochter die gleichen Chancen wie die übrigen deutschen Abiturienten. Ich wünsche ihr für die gymnasiale Oberstufe viel Erfolg und ein gutes Abitur.

Ihr

Matthias Platzeck