Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie sicher aus den Medien erfahren haben, werde ich am 28. August vom Amt des Ministerpräsidenten zurücktreten. Deshalb wird es mir künftig nicht mehr möglich sein, Ihre Fragen an dieser Stelle zu beantworten. Der Bürgerdialog über das Onlineportal direktzu.de hat in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Anliegen und Problemen von Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, thematisiert. Ich habe mich über die anhaltende Resonanz sehr gefreut. Sie dokumentierte Ihr Interesse am Lebensumfeld, aber auch an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen. Das Portal war für mich wichtiger Anzeiger, welche Sorgen, Probleme oder Anliegen die Menschen im Land bewegen. Es bot die Möglichkeit, politische Bewertungen aus der brandenburgischen Bevölkerung ungefiltert und direkt zu erfahren. Und ebenso offen und geradeheraus habe ich mich stets um Antwort bemüht. Für mich war darüber hinaus entscheidend, dass das Voting-Verfahren den öffentlichen Diskurs bei uns im Land befördert. Fragesteller und auch ich wussten dadurch: Das interessiert Viele!

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihr Vertrauen und die vielen interessanten Fragen und Einschätzungen.

Herzlichst

Ihr

Matthias Platzeck

Beantwortet
Autor Ferdinand Lasker am 18. September 2009
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Soziales

Amoklauf

Sehr geehrter Herr Platzeck,

schon wieder hat es in Deutschland einen Amoklauf gegeben. Wie schätzen Sie die Situation in Brandenburg ein? Wobei solche Schätzungen vermutlich weniger verlässlich wären -- die Taten brechen ohnehin aus heiterem Himmel herein. Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um Brandenburgs Schüler, Lehrer und Eltern vor ähnlichen Übergriffen wie jetzt in Bayern zu schützen?

Mit freundlichen Grüßen,

Ferdinand Lasker

+118

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Antwort
von Matthias Platzeck am 08. Dezember 2009
Matthias Platzeck

Sehr geehrter Herr Lasker,

ich verstehe Ihre Sorge um die Sicherheit an unseren Schulen sehr gut. Auch als Vater dreier inzwischen erwachsener Töchter schaue ich fassungslos auf die Bluttaten von Winnenden, Ansbach und Erfurt.

Sie haben recht, sehr geehrter Herr Lasker, Amokläufe sind kaum vorhersehbar, auch wenn die Kriminalitätsforschung versucht, Anzeichen für eine Früherkennung zu identifizieren. Im Dialog zwischen den Schulen und der Polizei werden mögliche Anzeichen mittlerweile besprochen, um die Lehrer auf Ansätze zur Prävention aufmerksam zu machen und Handlungsoptionen aufzuzeigen. Nur durch breit angelegtes vorbeugendes Handeln und eine aufmerksame pädagogische Arbeit kann es gelingen, derartige Übergriffe auszuschließen. Aber wir müssen uns immer wieder bewusst machen, Tragödien dieser Art sind leider immer wieder und überall möglich.

Die brandenburgische Landesregierung ist sich ihrer Verantwortung bewusst und hat Präventivmaßnahmen veranlasst. Seit dem Sommer 2009 liegen Notfallpläne für alle Schulen des Landes vor. Die Schulämter und Schulleitungen wurden umfassend unterrichtet. In den kommenden Monaten wird das Thema Sicherheit in den Schulen intensiv besprochen, vor allem auch mit den Partnern bei den Polizeibehörden und den Schulträgern. Der Bildungsminister hat veranlasst, dass für jede Schule ein eigenes Sicherheitskonzept entwickelt beziehungsweise das vorhandene überprüft wird. Damit verbinde nicht nur ich die Hoffnung, dass sich Erfurt oder Winnenden in Brandenburg nicht wiederholt.

Lassen Sie mich zum Abschluss unterstreichen: Nach meiner Auffassung müssen Elternhaus und Schule vor allem dafür sorgen, das Selbstwertgefühl der jungen Menschen zu fördern. Sie ernst zu nehmen heißt sie zu stärken. Indem wir ihnen signalisieren, dass wir ihre Ansichten und Probleme achten und sie nicht allein lassen, leisten wir die beste Prävention. Das setzt eine Kultur des Hinhörens und Hinsehens voraus. In Elternhaus und Schule, in der ganzen Gesellschaft.

Mit freundlichen Grüßen