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Beantwortet
Autor Daniela Precht am 06. Oktober 2010
7355 Leser · 2 Stimmen (-0 / +2) · 0 Kommentare

Wirtschaft und Arbeit

Lohnunterschiede

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

Wie kann es sein, dass es sehr vielen Menschen unserer arbeitenden Bevölkerung genauso schlecht geht wie einem Hartz 4 Empfänger?

Warum werden keine Mindestlöhne eingeführt?

Beispiel: ich bin alleinerziehende Mutter einer Tochter, gehe 30h die Woche arbeiten und habe eine sehr geringen Nettoverdienst. Dieser ist in Sachsen- Anhalt keine Seltenheit.

Dazu kommt, dass ich jeden Tag 40Km pendeln muss. Das heißt, dass ich von meinem geringen Gehalt auch noch 150€ Spritkosten abziehen darf. Können Sie mir sagen wie man davon leben soll?

Ich bin der Meinung, dass jemand, der jeden Tag arbeiten geht, dafür auch anständig entlohnt werden sollte!

Ich würde mich sehr über eine Antwort von Ihen freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Daniela Precht

+2

Über diesen Beitrag kann nicht mehr abgestimmt werden, da er bereits beantwortet wurde.

Antwort
von Prof. Dr. Wolfgang Böhmer am 03. Januar 2011
Prof. Dr. Wolfgang Böhmer

Sehr geehrte Frau Precht,

inzwischen gelten in Deutschland in einigen Branchen Mindestlöhne, z.B.:

• Abfallwirtschaft, einschließlich Straßenreinigung und Winterdienst,
• Baugewerbe
• Dachdeckerhandwerk
• Elektrohandwerke
• Gebäudereinigungsleistungen
• Maler- und Lackiererhandwerk
• Wäschereidienstleistungen im Objektkundengeschäft
• Pflegedienste.

Für weitere Branchen – z.B. für die Zeitarbeit - sind Mindestlöhne in Vorbereitung, und das finde ich auch richtig.
Ich muss allerdings sagen, dass ich gegen einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn bin. Für das Aushandeln von Löhnen und Gehältern sind in Deutschland die Gewerkschaften und Arbeitgeber zuständig, dabei sollte es auch bleiben. Möglicherweise würde ein zu „hoher“ Mindestlohn manche Betriebe auch überfordern und damit Arbeitsplätze kosten.

Gleichzeitig bin ich aber der Auffassung, dass im Osten zukünftig höhere Löhne gezahlt werden müssen, weil wir sonst das Problem der Abwanderung nicht in den Griff bekommen werden.

Was Ihre persönliche Situation angeht, so schreiben Sie, dass Sie mit einem 30-h-Job ein „geringes Gehalt“ bekommen. Hier möchte ich darauf hinweisen, dass Ihr Einkommen nur im Vergleich zu einem Vollzeit-Einkommen angemessen beurteilt werden könnte. Ohne die Einzelheiten Ihrer Situation beurteilen zu können: es könnte Sinn machen, die Aufstockung Ihres Einkommens durch Leistungen der Arbeitsagentur prüfen zu lassen.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Wolfgang Böhmer