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Autor Christina Weiß am 11. Januar 2009
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Kinder und Jugend

Chancengleichheit bei Bildung

Sehr geehrte Frau von der Leyen,

unser Sohn ist hochbegabt und leidet gleichzeitig - wie viele Hochbegabte - an einer Teilleistungsstörung (Dyskalkulie + LRS).
Durch seine hohe Grundbegabung ist erst in der 4 Klasse eine Diagnose erstellt worden - und das auch nur an der Schule vorbei, weil wir uns als Eltern gekümmert haben.
In Sachsen gibt es "Dyskalkulie" offiziell gar nicht (wie Linkshänder in der DDR). Die einzige Fördermöglichkeit besteht derzeit über das Jugendamt, das über den Umweg einer "seelischen Behinderung" außerschulische Therapie zahlen muss. Das dazu aber nicht mehr bereit ist, weil kein Geld mehr da ist und eigentlich auch die Bildungsagentur zuständig ist.

Für eine LRS-Therapie ist es "zu spät", wie uns immer wieder gesagt wird; das hätte in der 2. Klasse erkannt werden müssen und das Kind dasnn eine spezielle LRS-Klase besuchen müssen. Unser Sohn hat sich durch den sog. Test (3 Sätze als Diktat) geschlängelt wie sicherlich die meisten LRS-Kinder.
Denn LRS-Tests (die dann auch tatsächlich welche sein müssen: wissenschaftlich fundiert, standardisiert und anerkannt) müssen von Fachkräften ausgeführt und nicht von "weitergebildeten Lehrerinnen".
Der Dilettantismus auf diesem Gebiet ist offenbar mittlerweile so breitflächig, dass die Sportmittelschule in Leipzig ein LRS-/Dyskalkulie-Screening für ALLE Kinder verpfichtend eingeführt hat, die in die 5 Klasse der Schule kommen ... hier werden Leitunsgsportler produziert und die können es sich nicht leisten, unerkannte Baustellen wie LRS mit sich rumzuschleppen.

Selbst wenn dann mal der Förderbedarf eines Kindes erkannt wird, besteht in den Schulen keine Möglichkeit der Förderung außer durch das vorhandene, nicht dafür ausgebildete Lehrpersonal. Und dann im Umfang von einer (einer!) Stunde pro Woche. Natürlich als Zusatzunterricht, damit die Doofen gleich mal gekennzeichnet werden.
Wir haben schriftlich, dass unserem Kind an seiner Grundschule nicht geholfen werden kann.

Das Schulgesetz schreibt sogar vor, dass Kinder zunächst in ihrer Schule gefördert werden sollen und nur in Ausnahmefällen anderweitig.
Alle mauern hier, schweigen, sagen sie können nicht anders.
Wenn unser Kind jemals lesen lernt, dann nur, weil wir als Eltern uns kümmern und sämtliche Klagewege beschreiten, die es gibt.

Das darf doch nicht wahr sein!

Unsere Fragen deshalb an Sie:
Wie sollen alle Kinder in diesem Land lesen lernen, wenn das System besonderen Förderbedarf nicht vorsieht bzw. selbst bei vorhandener Gesetzesgrundlage keine Mittel und/oder kompetenten Fachkräfte bereit gestellt werden?

Wohlgemerkt: In privaten Förderinstituten gibt es das Know-How ... für bis zu 50 Euro pro Stunde. Wir haben also wie immer keinen Erkenntnismangel, sondern einen Umsetzungsmangel.

Wir freuen uns sehr über eine Rückmeldung, die sich nicht mit Allgemeinplätzen abgibt.

Mit besten Grüßen aus dem (trotz allem) schönen Leipzig

Christina Weiß

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