Sehr geehrter Herr Schering,
Ich kann Sie zumindest in einem Punkt beruhigen: Internet und Computer sind ohne Zweifel großartige Erfindungen, die nicht nur die Erwachsenenwelt bereichern. Es gibt hervorragende Web-Angebote und PC-Spiele, wie es auch gute TV-Programme gibt. Was Chancen und Risiken angeht, ist es unsinnig, eine künstliche Grenze zwischen den „alten’“ und den „neuen Medien“ zu ziehen. Es bringt auch nichts die „virtuelle Welt“ zu verteufeln oder zu verherrlichen. Internet und Computer gehören heute ganz selbstverständlich zum Alltag und Lebensgefühl von Kindern und Jugendlichen.
Dass sie die Technik virtuos bedienen können, bedeutet aber nicht, dass Kinder und Jugendliche auch automatisch in der Lage sind, alle Gefahren richtig einzuschätzen. Für den Jugendschutz in den neuen Medien gibt es kein Patentrezept, sondern viele wichtige Bausteine. Einer ist, Eltern zu unterstützen, sich sicher in dieser komplizierten Welt zu bewegen. Denn die Eltern sind und bleiben die wichtigsten Vorbilder ihrer Kinder sowohl was die Dauer als auch was die Art der Computernutzung angeht. Wenn die Eltern tagein tagaus über Stunden vor dem Bildschirm sitzen, werden sie auch ihre Kinder schwer überzeugen können, dass auch der Bolzplatz oder das Schwimmbad attraktive Optionen für den Nachmittag sind. Ich würde mir deswegen wünschen, dass auch in den Schulen noch mehr über die Bedeutung von PC, Internet und Fernsehen gesprochen wird. Hier gibt es zwar bereits viele gute Ansätze, aber wir können noch besser werden.
Jugendmedienschutz gehört zum ureigensten Fachgebiet meines Ministeriums. Deswegen nehme ich auch gerne für meine Initiativen in Anspruch „pro domo“ zu arbeiten. Seit es eine deutliche Kennzeichnung der Altersangaben auf Computerspielen gibt, kann sich niemand mehr herausreden, er habe nicht gewusst, ob ein gekennzeichnetes Spiel z.B. an einen 12-Jährigen verkauft werden kann. Für alle Eltern, die ihre Kinder schützen wollen ist das ein wichtiger Fortschritt. Und um den Ball mal zurückzuspielen: Wenn Sie über seriöse Erkenntnisse der Medienwissenschaft verfügen, dass kleine Alterskennzeichen auf der Rückseite von Spieleverpackungen Kinder und Jugendliche besser schützen als große auf der Vorderseite, dann werden die Fachleute des Bundesfamilienministeriums diese Hinweise gerne prüfen.
Mit freundlichen Grüßen