Sehr geehrte Nutzer von direktzu.de/vonderleyen. Diese Plattform ist aufgrund des Wechsels an der Spitze des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) archiviert. Sie können daher keine Beiträge veröffentlichen oder bewerten. Bereits veröffentlichte bzw. beantwortete Beiträge stehen Ihnen jedoch weiterhin zu Ihrer Information zur Verfügung. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Archiviert
Autor Andreas Haas am 11. Mai 2009
5734 Leser · 11 Stimmen (-3 / +8)

Kinder und Jugend

Unsere Kinder brauchen Lehrer - keine Wissenschaftler !

Sehr geehrte Frau Ministerin von der Leyen,
Ich bin Vater von 3 Kindern und studiere nun seit 3 Jahren auf das Lehramt an Grundschulen (nach leider sehr unglücklicher Selbständigkeit).
Leider erfahre ich sowohl im Lehramtsstudium als auch in der Grundschule meiner ältesten Tochter ständig, dass Lehrer aufgrund ihrer Ausbildung gar nicht in der Lage sind, den Kindern das zu bieten, was von allen Seiten gefordert wird: Die bestmögliche Bildung von Anfang an. Das bestätigt sich auch in Praktika und zahlreichen Gesprächen mit Eltern.
Zwar ist es sicherlich sehr löblich und ein guter Schritt viele neue Kita-Plätze zu schaffen. Ist es aber nicht mindestens genauso wichtig und abgesehen davon viel einfacher, die Lehrerausbildung zu optimieren, um den Kindern in der Grundschule beizubringen mit ihrer Situation und den eventuell wideren Lebensumständen klarzukommen? Wäre es nicht sinnvoll, die Lehrer intensiv auf den optimalen Umgang mit Lerngestörten Kindern, mit Hyperaktivität und Autismus, mit Gewalt und Depression im Kindesalter, etc. vorzubereiten, anstatt ihnen Studienbereiche aufzuzwingen, die zwar wissenschaftlich sicherlich einen hohen Wert, in der Grundschule aber absolut keinen Nutzen haben? Ich denke dabei an Dinge, mit denen wir uns im Studium herumschlagen müssen: So lernt ein Grundschullehrer mit Hauptfach Mathematik etwa Matrizen und Integrale berechnen und endlose Beweise zu führen. Im hauptfach Deutsch oder Englisch muss Literaturwissenschaft und Sprachwissenschaft studiert werden. In Musik muss Gesang und Instrumentalunterricht auf einer Ebene gelernt werden, die in keinem Unterricht jemals voll zum Tragen kommen wird. Ganz abgesehen davon, dass ein Hauptfach für die Grundschule wenig Sinn macht, wenn wir doch ohnehin alles Unterrichten sollen.
Wichtige Dinge, wie etwa Lernstörungen, Entwicklungspsychologie, Umgang mit Gewalt und Depressionen bei Kindern, die Lernbesonderheiten von Migrantenkindern, oder einfach nur der bloße Unterrichtsstoff der Grundschule, können - wenn überhaupt - nur am Rande und auf meist eigene Initiative gelernt werden.
Da wundert es auch nicht wirklich, dass Elternschreiben der Grundschullehrkräfte häufig mehr rote Anstreichungen verdienen als so manches Schülerdiktat.
Ständig wird diskutiert, wie durch Grundschulzeitverlängerungen oder Veränderungen in den Sekundarstufen das Bildungssystem verbessert werden kann. Die ausbildungsbedingte Kompetenznot der Grundschullehrkräfte bleibt dabei aber völlig ausser Acht. Dass dies bisher nicht zu einem totalen Zusammenbruch des Bildungssystems geführt hat, verdanken wir sicherlich motivierten und engagierten Lehrkräften, die alles Erdenkliche tun, um dennoch den Schülern ihr Bestes zu geben.

Nun aber zu meiner Frage:

Warum scheinen Politiker und die Verantwortlichen der Bildungswirtschaft nicht zu erkennen (oder einfach nicht zu akzeptieren), dass bereits hier sehr viel erreicht würde, wenn die Lehrerausbildung mehr am Kind orientiert würde, als an der Wissenschaft?

Ich freue mich auf eine Antwort.
Vielen Dank.

Andreas Haas

+5

Die Abstimmung ist geschlossen, da der Beitrag bereits archiviert wurde.