Sehr geehrte Nutzer von direktzu.de/vonderleyen. Diese Plattform ist aufgrund des Wechsels an der Spitze des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) archiviert. Sie können daher keine Beiträge veröffentlichen oder bewerten. Bereits veröffentlichte bzw. beantwortete Beiträge stehen Ihnen jedoch weiterhin zu Ihrer Information zur Verfügung. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Archiviert
Autor Horst Gerbig am 18. Mai 2009
4685 Leser · 8 Stimmen (-3 / +5)

Freiwilliges Engagement

Ehrenamt und Hartz IV - Ihr Auftritt bei Anna Will

Sehr geehrte Frau von der Leyen,

in ihrem letzten Fernsehauftritt bei Anna Will mit Günter Wallraff in der Runde Mitte Mai 2009 kam ein etwas verklärtes Bild der Hartz IV Betroffenen im Punkto Ehrenamt auf.

Sind nun wirklich alle Arbeitslosen ohne Ausbildung und macht von Ihnen niemand etwas für das Ehrenamt?

Ihr Ministerium war es doch der die EFI Bewegung ins Leben gerufen hat und unter deren Leitung Seniorentrainer im bürgschaftlichen Engagement ausgebildet werden.
Die nun vom ISAB Institut Köln im Workshop Magdeburg im Mai 2009 veröffentlichte Auswertung stellt doch klipp und klar dar, das im Ehrenamt 5% Facharbeiter und Meisterabschluss und der Rest der Ehrenamtsmitarbeiter über Fachhochschul- Universitätsabschluss bzw. einen noch höheren Akademischen Grad besitzt.
Es sind doch meist die Hartz iV Empfänger im Einzugsgebiet Aldi Süd, die über die Seniorenausbildungsstrecke ins Ehrenamt gelangen, weil ihnen die EU Rente ausgeschlagen wird und diese bis zur Altersrente nicht die Zeit untätig verbringen wollen. Das zirka 1/3 der Menschen im Rentenalter ist die vor 2004 in ungekürzte Rente gingen ist eine andere Sache. Momentan ist diese Altersklasse noch in der Lage ohne Aufwendungserstattung im Ehrenamt zu arbeiten. Es gibt aber bereits Gruppendifferenzen, da die Nachfolger eben nur über gekürzte Renten verfügen bzw. die letzten nur von Hartz IV Bezug leben. Die Rechnung geht eben auf Grund leerer Kassen In den Städten und Gemeinden im Einzugsbereich Aldi Süd nicht auf, wo es keine oder zuwenig Sponsoren für Projekte gibt und folglich auch das Geld für eine Aufwandsentschädigung fehlt.
Die nun angelaufenen Leuchtturmprojekte kurbeln zwar die Initiativen auf einigen Gebieten wieder an, was wird aber wenn die Projekte abgeschlossen sind?
Wenn auch die ehemalige DDR heute als Unrechtsstaat gilt, vergessen können trotzdem viele Menschen nicht das es bereits soziale Errungenschaften gab die heute erst eingeführt werden oder als Neuerfindung unter anderem Namen die Runde machen. Gerade im Ehrenamt wird deutlich, das unzureichende Sozialmassnahmen gepaart durch weitere Sparmassnahmen und Kürzungen jeglicher Art auf allen Ebenen mehr denn je außer Kontrolle gerät und in Wut und Hilflosigkeit umschlägt.
Wenn also auf Dauer etwas bewirkt werden soll, dann muss auf der Ebene Ehrenamt etwas getan werden, da die Menschen hier im sozialen Engagement bereits eine Vorreiterrolle in der Struktur der alterten Gesellschaft einnehmen und Hilfe erbringen.
Diese muss aber auch ausreichend sein für den Hilfebedürftigen und es kann nicht verlangt werden dass der Hilfebringer selbst am Rande einer Grundversorgung lebt und Zusatzunkosten durch freiwillige Hilfeleistung entsteht. Auch die Bundestagsabgeordneten
erhöhen regelmässig ihre Diäten um Beträge, wovon andere Menschen einen Monat lang ohne Inflationsausgleich leben müssen.
Warum wird also dieses Engagement nicht von den ARGEN gewürdigt und weitere Bewerbung gefordert wenn bekannt ist, dass es keine Arbeit in der Region gibt und nur so eine sinnvolle Beschäftigung möglich ist?
Die Masse der Hartz IV Empfänger ist wegen Gesundschrumpfung, Börsengang, Produktionsabbau, Absatzschwierigkeiten oder Auslandsverlagerungen in diese Lage geraten. Das sich nun Besserverdiener und sonstige ausreichend Versorgte Mitmenschen dafür Verwenden sich hier als Urteilsverkünder im Fernsehen aufzuspielen, weil es immer welche gibt die aus der Reihe tanzen, das empfinde ich als reinen Populismus.
Oder finden Sie es gerecht wenn man nach 3 Jahren Nichtvermittlung vom Arbeitsamt und den ARGEN der Qualifizierungsabschluss abgesprochen und durch die Bezeichnung Hilfsarbeiter abgelöst wird?
Inoffiziell gibt es uns also doch, die Intellektuellen Sozialhilfeempfänger die auch im Ehrenamt tätig sind und deren Zahl nicht unbeträchtlich ist. Will man das nicht wahr haben?
Oder kennen Sie diese Zahlen gar nicht? Das sind wirklich Gegenargumente für verirrte Managermeinungen!
Gibt es schon Vorstellungen für die Zukunft und wie soll es weiter gehen? Enttäuschen Sie uns Bitte Nicht!

Mit freundlichen Grüßen
Der Parteilose Seniortrainer
Horst Gerbig 15.05.2009

+2

Die Abstimmung ist geschlossen, da der Beitrag bereits archiviert wurde.