Sehr geehrte Frau Krafft,
ich kann Ihren Ärger gut verstehen. Gerade Alleinerziehende stehen heute oft vor der schier unmöglich erscheinenden Herausforderung, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Vor allem dann, wenn ein Beruf wie der Ihre außergewöhnliche Arbeitszeiten erfordert, die die üblichen Öffnungszeiten von Kitas und Kindergärten nicht vollständig abdecken.
Können Familie und Freunde nicht einspringen, ist man immer auf teurere private Angebote und familienfreundliche Arbeitgeber angewiesen. In vielen Nachbarländern stellt sich dieses Problem zum Teil schon seit Jahrzehnten nicht mehr, weil sie längst eine breite und flexible Infrastruktur für die Kinderbetreuung aufgebaut haben. Ich weiß, dass Ihnen das bei Ihren weitergehenden Plänen nur bedingt hilft, aber die Bundesregierung hat in den letzten Jahren nicht nur den flächendeckenden Ausbau an Betreuungsangeboten bis 2013 angeschoben, sondern auch die besondere Lage Alleinerziehender in den Fokus gerückt:
Der erweiterte Kinderzuschlag, das erhöhte und gestaffelte Kindergeld und das Elterngeld helfen gerade Alleinerziehenden, die ihren Lebensunterhalt selbst verdienen wollen. Natürlich ist eine passgenaue und flexible Kinderbetreuung die wichtigste Voraussetzung dafür, dass Alleinerziehende die Chance haben arbeiten zu gehen – so wie in Ihrem Fall.
Klasse finde ich Ihre Idee, aus der Not eine Tugend zu machen und selbst Tagesmutter zu werden. Ich kann mir angesichts Ihrer beruflichen Qualifikation gut vorstellen, dass Sie hierfür sehr geeignet wären. Daher mein Tipp: Unter www.perspektive-wiedereinstieg.de finden Sie kompetente Ansprechpartner der Bundesagentur für Arbeit in Ihrer Nähe, die genau wissen, dass Alleinerziehende andere Voraussetzungen und Bedürfnisse haben als die große Masse der Kunden. Ich bin sicher, dass sie Ihnen dabei weiterhelfen können, Ihren Berufswunsch umzusetzen.
Welche Voraussetzungen Sie als Tagesmutter erfüllen müssen, darüber gibt Ihnen die Broschüre „Kindertagespflege – eine neue berufliche Perspektive“ unter www.bmfsfj.de einen guten Überblick.
Ich würde mir für Sie, Ihren Sohn und die anderen Kinder, die von Ihrer Förderung profitieren könnten, sehr wünschen, dass sich diese Idee verwirklichen lässt.
Mit freundlichen Grüßen