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Autor Joachim Agatha am 03. März 2009
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Kinder und Jugend

Kinderzuschlag

Sehr geehrte Frau von der Leyen,

ich habe heute Abrechnungen über die Gewährleistung eines Kindergeldzuschlages erhalten.

Parallel dazu habe ich den Onlinerechner benutzt, um mir für verschiedene Monatseinkommen ermitteln zu lassen, ob und wieviel Kinderzuschlag überhaupt entsteht.

Es ist schön, dass jede Familie mit Kindern einen Anspruch auf Kinderzuschlag hat, wenn auch nur nominell. Real habe ich für fünf Monate, wechselnde Bruttolöhne, mittels Onlinerechner den Anspruch geprüft. Tatsächlich ergab sich, dass für einen einzigen Monat anstelle von 140,00 € ledig 105,00 € Anspruch bestehen würde.

Eng betrachtet, egal wie man sich dreht, man rennt immer mit dem Kopf gegen die Wand, weil, wie ideal die Voraussetzungen auch sind, ein Anspruch abgelehnt wird. Eine einfache Höchstgrenze, mittlerer Mindestlohn x 38,5 Std./Wo. x 13 Wochen ./. 3 Monate), würde das gesamte System vereinfachen. Es würden auch Familien berücksichtigt, die trotz nominell ausreichendem Einkommen auf den Zuschlag angewiesen sind.

Ich habe für einen Bekannten den gesamten Antrag ausgefüllt. Jedes Vermögensverzeichnis einer Eidesstaatlichen Versicherung ist kürzer als der gesamte Antrag auf Kindergeldzuschlag. Herabwürdigender und menschenverachtender geht es nicht mehr, so dachte ich bisher. Ihr Haus hat mir bewiesen, es geht doch.

Hier kann ich nur sagen, ein Hoch der Verwaltung. Warum einfach, wenn es umständlich auch geht, sonst müßte man ja Angst haben, dass alle Verwaltungsmitarbeiter tot vom Stuhl fallen, wäre es anders.

Hat irgendjemand aus ihrem Haus, Sie selbst mit eingeschlossen, auch nur im Entferntesten eine Ahnung, wieviel Menschen überhaupt in der Lage sind, den verzapften Blödsinn zu erfassen, geschweige denn diesen auch noch berechnen zu können. Die Anzahl der Personen dürfte ausgesprochen gering sein. Wenn schon in dieser Form der Bürger entmündigt wird, dann sollte man von vornherein dem zu regierenden Volk erklären, dass es einfach zu blöd ist, eigene Berechnungen zur Kontrolle durchzuführen.

Ich selbst habe jetzt mehrere Tage Arbeit vor, um das Berechnungsschema fehlerfrei in meinen Computer zu bekommen, damit ich den Menschen in meinem Umfeld erklären kann, warum sie unter idealen Voraussetzungen kein Kinderzuschlag erhalten. In diesem Punkt leiste ich für mein Dafürhalten mehr soziale Arbeit, als ihr Haus insgesamt. Die Menschen erhalten von mir zumindest nachvollziehbare Erklärungen, warum ihre Erwartungen enttäuscht werden.

Langjährige Erfahrungen mit der Sozialverwaltung haben mir zumindest eines beigebracht. Der gute Wille und Langmut helfen nicht, seine Ansprüche durchzusetzen. Um Widersprüche zu vermeiden und dennoch Korrekturen durchgesetzt zu bekommen, hilft nur die Dampframme.

Ganz eng betrachtet ist der § 6a des Bundeskindergeldgesetzes eine einzige Seifenblase. Leider sind darin zu viele Wenn und Aber enthalten. Im anderen Fall würde hier der § 263 StGB voll durchdringen. Im Bundeshaushalt wurden nominell Mittel für den Kinderzuschlag eingestellt. Diese werden real zu keinem Zeitpunkt in voller Höhe ausgeschöpft. Wo bleiben bzw. was passiert mit den restlichen Mitteln?

Land auf, Land ab wird nach der Politikverdrossenheit der Bürger gefragt. Jede halbwegs bekannte oder weniger wichtige Person aus der sogenannten Politik hat sich dazu geäußert. Bisher konnte ich nicht feststellen, dass sich explizit jemand aus der deutschen Bundespolitik öffentlich und nachvollziehbar an die eigene Nase gefaßt hat. Aus ihrem Haus wird der Kindergeldzuschlag als großer Wurf gefeiert. Ein Weitwurf könnte bei den Bundesjugendspielen damit auf jeden Fall nicht gewonnen werden. Das Ding ist einfach nur ein "Rohrkrepierer".

Abschließend setze ich nicht voraus, dass ich jemals von Ihnen oder ihrem Haus ein halbwegs intelligente und nachvollziehbare Antwort erhalte. Gegenwärtig wird sich aller Orten auf die Wahlen vorbereitet, für die neue Versprechen entwickelt werden müssen. Somit habe ich mich mit dem täglichen Kleinkrieg, wie in der Vergangenheit auch, allein und mit Vehemenz einzurichten. Wie immer, und nicht nur ich, von den Politikern auf "den Pott gesetzt".

Mit freundlichen Grüßen
J. Agatha

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