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Beantwortet
Autor Susanne Kalter am 08. Oktober 2007
17551 Leser · 0 Kommentare

Frauen

Familienfreundlichkeit in Berlin

Lieber Harald Wolf,

vor kurzem bin ich auf diese Seite gestoßen und habe mich nun entschieden Ihnen eine Frage zu stellen, die mich beschäftigt. Berlin ist aktuell im bundesweiten Vergleich in der Familienfreundichkeit weit abgeschlagen auf den hinteren Plätzen gelandet. Welche Maßnahmen erwägen Sie um an diesem Missstand zu arbeiten und ihn zu verbessern.
Liebe Grüße

Antwort
von Harald Wolf am 29. November 2007
Harald Wolf

Sehr geehrte Frau Kalter,

haben Sie herzlichen Dank für Ihre Frage, die ich gern beantworte.

Was die vielen „Rankings“ betrifft, die in den vergangenen Monaten durch die Medien gingen, halte ich es so: ich schaue mir die jeweils verwendeten Indikatoren sehr genau an, um nicht vorschnell Pauschalurteile zu übernehmen. Zumal Rankings mit ähnlichem Thema zu durchaus unterschiedlichen bzw. sogar widersprüchlichen Resultaten gekommen sind. Und: Insbesondere bei einem so komplexen Thema wie ‚Familienfreundlichkeit’ rate ich, generalisierende Bewertungen mit Vorsicht zu genießen. Dieses Thema unterliegt nicht nur einer Fülle von Einflussfaktoren, es hat auch eine starke subjektive Komponente.

Ohne jene Probleme zu negieren, die Berlin als Metropole und Ballungszentrum unzweifelhaft hat, muss ich die Aussage ‚familienunfreundlich’ doch etwas gerade rücken.

Junge Menschen zieht es nach Berlin und viele von ihnen gründen hier Familien. In einigen Bezirken mussten kürzlich sogar neue Grundschulen eingerichtet werden, weil die Zahl der Plätze nicht ausreichte. Das überdurchschnittlich gute Angebot an außerhäuslicher Kinderbetreuung ist (für 3 bis 6jährige über 90 Prozent) ein wesentlicher Vorzug Berlins, den junge Eltern zu schätzen wissen. Noch eine besonders familienfreundliche Regelung: Seit dem 1. Januar dieses Jahres müssen Eltern für ihr Kind im letzten Jahr vor Beginn der regelmäßigen Schulpflicht nur noch den Verpflegungsanteil zahlen, ansonsten ist die Betreuung in diesem Zeitraum kostenfrei. Und: Berlin hat viele andere Dinge zu bieten, die der Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Familie förderlich sind. Ich denke da zum Beispiel an die gut ausgebaute Infrastruktur, das günstige Mietniveau oder die vielen ausgezeichneten Freizeit und Kulturangebote.

Schon seit geraumer Zeit beobachten wir bei jungen Familien den Trend: weg vom Wohnen am Stadtrand hin zum Wohnen in der Innenstadt. Für die guten Bedingungen sprechen auch die hohe Frauen- und insbesondere Müttererwerbsquote in Berlin. Im Wettbewerb um Fachkräfte, der in Zukunft an Bedeutung gewinnt, wird die Attraktivität der Lebensbedingungen zum wichtigen Standortfaktor für die Wirtschaft. Hier hat Berlin keine schlechten Karten. Gerade junge Menschen mit hohem Bildungsniveau schätzen das kulturelle Angebot, das grüne Umland und das liberale, innovationsfreundliche Klima der Stadt.

Gute Bedingungen für Familien zu gestalten, für berufstätige Eltern und für Heranwachsende - das ist für den Berliner Senat eine Aufgabe von hoher Priorität. Es ist kaum möglich, hier alle Maßnahmen anzuführen, die diesem Ziel dienen. Deshalb möchte ich nur einige Beispiele nennen.

Von besonderer Bedeutung – neben Kinderbetreuung und Infrastruktur – sind jene Bedingungen, die Eltern am Arbeitsplatz, in den Betrieben und Einrichtungen, in denen sie arbeiten, vorfinden. Wir arbeiten eng mit Kammern und Verbänden der Wirtschaft zusammen, um die Familienfreundlichkeit in Berliner Unternehmen zu fördern und Betriebe für diese Problematik zu sensibilisieren. Wir haben unter dem Motto „Familienfreundlichkeit zahlt sich aus - Impulse für Berliner Unternehmen“ ein Informationsmaterial entwickelt, das Anregungen für familienorientiertes Personalmanagement und konkrete Vorschläge in Form eines ‚Werkzeugkastens’ anbietet. Das von meiner Verwaltung geförderte Projekt „Flexible Kinderbetreuung für Unternehmensnetzwerke“ zeigt Wege für den Umgang mit den zunehmend flexiblen Arbeitszeitlagen junger Eltern auf.

Auch im Rahmen des Aktionsbündnisses „Landesinitiative Chancengleichheit“ werden Fragen der Familienfreundlichkeit in Unternehmen im Zusammenhang mit der Förderung von Chancengleichheit für Frauen und Männer thematisiert. Darüber hinaus arbeitet die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen aktiv in verschiedenen Gremien mit, die sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Familien in Berlin engagieren. Dazu gehören z.B. der Arbeitskreis Kinderbetreuung und die lokalen Bündnisse für Familie.

All diese Maßnahmen kommen jedoch nur auf der Basis einer soliden wirtschaftlichen Entwicklung zum Tragen, die die nötigen Ressourcen und ausreichende Beschäftigungsmöglichkeiten sichert. Deshalb gehören Wirtschafts- und Standortförderung zu den wichtigsten Elementen einer familienfreundlichen Politik. Für diese Politik setze ich mich täglich ein. Damit noch mehr Familien mit ihren Kindern gern in unserer Stadt leben.

Mit freundlichen Grüßen

Harald Wolf