Das Projekt direktzu® Markus Lewe ist abgeschlossen; auf dieser Seite sind die direktzu®-Antworten dokumentiert. Sie erreichen OB Lewe weiterhin per E-Mail. Alternativ zu direktzu® hat die Stadt Münster verschiedene Online-Kommunikations- kanäle und E-Government-Dienste aufgebaut.

Beantwortet
Autor Reinhard Frodl am 25. Oktober 2010
7166 Leser · 7 Stimmen (-0 / +7)

Bildung und Kultur

An Bildung wird nicht gespart - trotzdem die PTA-Schule schließen?

Sehr geehrter Hr. Lewe,

wie vereint sich die Aussage aller verantwortlichen Politiker und Parteien, nicht bei der Bildung zu sparen, mit dem Vorschlag, die PTA-Schule in Münster zu schließen?

Sie sollten sich daran erinnern, dass nicht zuletzt Ihre Partei Ausbildung als oberste Priorität sieht. -
oder ist das wie vieles, was Politiker behaupten, nicht wirklich ernst gemeint?

Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken und die bequeme „Lösung“ der Schulschließung zu wählen, sollten sich die Verantwortlichen endlich einmal an einen Tisch setzen und ein Konzept ausarbeiten, die PTA-Schule in Münster wieder entsprechend attraktiv und bekannt zu machen (Lokale Presse, lokaler Rundfunk/Fernsehen, Jobmesse Münster,…). Wenn jeder Unternehmer sofort aufgeben würde, wenn sich ein Defizit einstellt, wären wir sicher nicht da, wo Deutschland jetzt steht. Ich erwarte von Ihrer Politik Mut, Kreativität, Gestaltungswillen und soziale Verantwortung, nicht fantasieloses Streichen.

Dass die Finanzierung der PTA-Schule eine freiwillige Leistung ist, mag wohl stimmen. Aus meiner Sicht versucht die Stadt Münster sich mit diesem formalen Argument aus der Verantwortung zu mogeln. Auch ein Zoo, ein Theater, ein Museum,… sind freiwillige Leistungen. Dies ist noch lange keine Grund, sie zu streichen, wie das bei der PTA-Schule geplant ist. Die Schließung trifft wieder einmal die sozial Schwachen aus Münster, die sich eine auswärtige Ausbildung in Osnabrück, Hamm oder Dortmund nicht leisten können. Ist das „christlich“?

Bei der Bildung keine Kürzung – gleichzeitig die PTA-Schule schließen.
Offensichtlicher kann man den Wähler nicht hintergehen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Reinhard Frodl

+7

Über diesen Beitrag kann nicht mehr abgestimmt werden, da er bereits beantwortet wurde.

Antwort
von Markus Lewe am 10. November 2010
Markus Lewe

Sehr geehrter Herr Dr. Frodl,

vielen Dank für Ihre Anfrage zum Thema „PTA-Schule“. Dazu kurz einige Erläuterungen vorab: Wie Sie sicherlich wissen, gibt die Stadt Münster schon seit einiger Zeit mehr aus als sie einnimmt: Zwischen den Einnahmen und den Ausgaben klafft mittlerweile eine Lücke von knapp 74 Mio. Euro. Im nächsten Jahr wird sich der Umfang dieser Lücke sogar auf rund 89 Mio. Euro belaufen. Das hat, wie Sie sich sicher vorstellen können, ganz unterschiedliche Gründe. Und weil die Stadt Münster den nachfolgenden Generationen keinen Schuldenberg hinterlassen möchte und mit allen Mitteln versucht, die drohende Haushaltssicherung – sprich die kommunale Insolvenz – abzuwenden, hat die Stadtverwaltung im Juni 2010 ein Konsolidierungskonzept vorgelegt, mit dem diese Entwicklung abgewendet werden kann.

Diese Sparbemühungen betreffen alle Münsteranerinnen und Münsteraner – sonst funktioniert es nicht. Die Spielräume bei der Konsolidierung sind jedoch sehr eng gefasst. Denn die Stadt spart schon seit vielen Jahren. Das jetzt vorgelegt Konzept zur Konsolidierung des städtischen Haushaltes ist bereits das fünfte.

Nun zu Ihrer eigentlichen Frage: Im Gesamtbereich der Bildung umfasst das jährliche städtische Zuschussvolumen ca. 63 Mio. Euro. Im Rahmen unserer Sparbemühungen konnte dieser große Bereich nicht unberücksichtigt bleiben – wie gesagt: Jeder Bereich des städtischen Lebens ist betroffen. Diese Vorschläge zu den Einsparungen beziehen sich vorrangig auf freiwillige Aufgaben wie den von Ihnen angesprochenen Punkt zur Schließung der PTA-Schule. Viele andere Ausgaben der Verwaltung beruhen im Wesentlichen auf gesetzlichen Pflichtaufgaben - hier sind Kürzungen schlicht und einfach noch weniger realistisch.

Die PTA-Lehranstalt ist keine Schule im Sinne des Schulgesetzes, sondern eine Ausbildungsstätte für die sogenannten Heilhilfsberufe. Sie wird zu ca. 75 Prozent von auswärtigen Schülerinnen und Schülern besucht. Die Finanzierung der Schule erfolgt durch Zuschüsse, Sachkostenbeiträge der Lehrgangsteilnehmenden und einen städtischen Anteil in Höhe von ca. 1.000 Euro pro Jahr und Platz.

Bei ähnlichen Angeboten in anderen Heilhilfsberufen wie Ergotherapie, Physiotherapie oder Krankenpflege werden die privaten Schulen übrigens nicht durch die Stadt Münster finanziell unterstützt.

Selbstverständlich ist mir klar, dass solche Sparvorschläge – nicht zuletzt bei den betroffenen Lehrkräften und Auszubildenden – für Unruhe sorgen. Deshalb habe ich diese komplexen Zusammenhänge den Schülerinnen und Schülern der PTA-Schule auch schon bei einem Treffen erläutert. Es ist meinen Mitarbeitern und mir wichtig, gemeinsam nach Alternativen zur Erhaltung der PTA-Schule zu suchen.

Mit freundlichen Grüßen