Sehr geehrter Herr Rosenberger,
natürlich stellt der Wunsch von Mitarbeitern nach Elternzeit mittelständische Betriebe vor Herausforderungen, gleichwohl kann ich Ihre Einschätzungen nicht ganz teilen. Die gesetzlichen Regelungen zur Elternzeit beim Übergang zum Elterngeld haben sich nicht wesentlich verändert. Schon früher konnten beide Elternteile von ihren jeweiligen Arbeitgebern bis zu drei Jahren Elternzeit fordern. Ein Vorteil der neuen Regelung ist, dass Väter diese Möglichkeit öfter wahrnehmen und die gesellschaftliche Diskussion um die Bedeutung von Vätern in der Familie spürbar in Gang gekommen ist.
Zum ganz großen Teil werden junge Eltern die Zeit mit ihren Kindern genießen und diese verantwortungsvoll gestalten - als Urlaub werden sie aber sicher die wenigsten bezeichnen. Familienarbeit fordert den ganzen Menschen und man sollte nicht vernachlässigen, welche sozialen Kompetenzen in der Familie erworben werden, die für den Beruf und damit für den Arbeitgeber nützlich sind. Im Übrigen bestätigt die Statistik nicht die Annahme, dass in fast allen Fällen die Väterzeit in den Sommermonaten und parallel zur Elternzeit der Mutter genommen wird: Im Sommer ist die Inanspruchnahme vielmehr nur geringfügig höher als im Rest des Jahres, was zeigt, dass Arbeitnehmer die Elternzeit mit den Bedürfnissen der Arbeitgeber abstimmen und gerade dann Elternzeit planen, wenn sie der Arbeitgeber am ehesten entbehren kann.
Sie fordern eine gezielte finanzielle Unterstützung für die Familien und Kinder. Genau dies leistet das Elterngeld, wie die überragende Inanspruchnahme zeigt. Es vermeidet einen Einkommenseinbruch, honoriert den Beitrag, den Eltern für die Zukunft unserer Gesellschaft leisten und ermöglicht auch dem Hauptverdiener der Familie eine "Babypause". Bayern zahlt daneben als eines von nur vier Bundesländern ein einkommensabhängiges Landeserziehungsgeld.
Die Koalition in Berlin hat sich im Koalitionsvertrag auf eine Stärkung der Partnerkomponente geeinigt, um die Beteiligung der Väter im Lebensalltag der Familie weiter zu fördern. Wir müssen Familien stärken, um die Herausforderungen der Zukunft an Wirtschaft und Gesellschaft bewältigen zu können. Ein "Entweder – Oder" zwischen finanzieller Unterstützung und der Ermöglichung von Familienzeit greift nach meiner festen Überzeugung zu kurz. Vielmehr muss es eine breite "Allianz für Familien" geben, in der alle gesellschaftlichen Akteure zusammenwirken, um familienfreundliche Strukturen zu schaffen. Hiervon wird auch die Wirtschaft profitieren.
Mit freundlichen Grüßen