Sehr geehrte Damen und Herren,
vielen Dank für Ihre Frage, die wir gerne beantworten.
Eine dezentrale Versorgung macht das Transportnetz nicht überflüssig – im Gegenteil. Dezentralität darf nicht mit Autonomie verwechselt werden. Dezentrale Energieversorgung bedeutet lediglich eine in der Fläche verteilte Energieerzeugung durch tendenziell kleinere Anlagen (z.B. Photovoltaikanlagen, Windkraftanlagen oder auch konventionelle Kleinkraftwerke). Daher ist „dezentral“ in den meisten Fällen auch nicht verbrauchsnah. Ein großer Anteil der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien findet in relativ dünn besiedelten Regionen statt. Dort wird, wie zum Beispiel von Windkraftanlagen, in der Regel mehr Strom produziert, als vor Ort verbraucht wird. Mit dem Übertragungsnetz kann diese überschüssige Energie in die Verbrauchszentren, also in die großen Wirtschafts- und Ballungsräume, transportiert werden. Ist dies nicht möglich, müssen die Anlagen abgeschaltet werden. Der Ausbau des Transportnetzes macht die dezentrale Energiewende somit erst möglich.
Über unser Netz transportieren wir den aktuell am Markt gehandelten Energiemix und integrieren die Erneuerbaren Energien, die wir aufgrund der gesetzlichen Vorgaben dabei vorrangig behandeln. Der Strombedarf für Industrie und Gewerbe lässt sich heute jedoch mit rein dezentralen Konzepten nicht decken. Dies belegt auch die Studie des Umweltbundesamtes „Modellierung einer vollständig auf erneuerbaren Energien basierenden Stromerzeugung im Jahr 2050 in autarken, dezentralen Strukturen.“ (2013).
Wir werden auf absehbare Zeit die zentrale Erzeugung aus konventionellen Energiequellen wie Gas oder Kohle benötigen - besonders in den Zeiträumen, in denen der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Dann brauchen wir die konventionellen Kraftwerke, um das Stromnetz stabil zu halten und unseren Beitrag für die Versorgungssicherheit zu leisten.
Mit freundlichen Grüßen,
Thomas Wiede (Leiter Unternehmenskommunikation/Energiepolitik)