Der Betrieb der Plattform wurde eingestellt. Es können daher leider keine weiteren Beiträge veröffentlicht oder bewertet werden. Bereits veröffentlichte bzw. beantwortete Beiträge stehen jedoch auch weiterhin zur Information zur Verfügung.

Beantwortet
Autor Heidemarie Puls am 05. November 2007
8557 Leser · 1306 Stimmen (-526 / +780)

Bundestagspräsident

Gestohlene Kindheit

Sehr geehrter Herr Bundestagspräsident,
gestohlene Kindheit,und was kam danach?
Fragen Sie sich beim lesen meiner ersten Worte vielleicht,was steckt dahinter?Gestohlene Kindheit und....!
Es begann in meinem siebenten Lebensjahr.Sexueller Mißbrauch durch meinen Stiefvater!
Verhaltensauffällig in der Schule!
Leistungsabfall!
Schlaf auf der Schulbank!
Und so setzt sich eine Schiene zusammen,welche sich dann DDR Volksbildung Abt.Jugendhilfe nennt.
Verhaltensauffällig und Schule schwänzen!
Weshalb?
Weshalb sah niemand genauer hin?
Weshalb hinterfragte niemand,warum ist sie aggressiev,übermüdet blass,ihre Augen blau unterlaufen,ihr Körper mit blauen Flecken gezeichnet.
Warum nahm sie als elfjährige Tabletten um aus dem Leben in das sie hineingeboren wurde ,auszusteigen?
Dieses Kind paßte nicht in das Systhem der real existierenden DDR!
Heimeinweisung!
Sehnsucht nach Geschwistern welche bei Oma und Opa lebten,aber auch Sehnsucht nach einer Mutter ,die nicht in der Lage war,mich zu schützen.Entweichungen aus dem Kinderheim führten zur Einweisung in ein Spezialkinderheim.Der Weg setzte sich fort,weil ich immer wieder ,wenn ich Gefahr für mich ahnte,aus den Heimen entwich.
Jugendwerkhof Burg bei Magdeburg,und schließlich Endstation Torgau.
Missbrauch und sozialistische Erziehungsheime,deren grausamer Höhepunkt "Geschlossener Jugendwerkhof Torgau"heißt beandwortet die Frage,Gestohlene Kindheit!
Das ist meine Geschichte,welche ich erzählen werde,für all die,die einen ähnlichen Weg gehen mußten,für all die,welche sich noch schähmen weil auf ihren Seelen Jugendwerkhof/Geschlossener Jugendwerkhof als Brandmal schmerzt,schahm die Keele zum Reden zu schnürt!
Noch nicht alle haben begriffen,dass in einem diktatorischen Staat die Andersdenkenden oder einfach die,die nicht ins Bild passen,weggesperrt wurden,mundtot gemacht wurden,gebrochen wurden.
Gestohlene Kindheit ,und was kam danach?
Kein Schulabschluß!
Keine Berufsausbildung!
Ein Leben mit dem Vermerk in der Personalakte,Jugendwerkhof".
Das bedeutete,Hilfsarbeiter und keine Chance auf ein Leben ohne Demütigung,ohne Ängste.Ein Leben in der Katekorie ???
Was kam danach?
Völliger Zusammenbruch im Alter von vierzig Jahren!
Mein Leben gehörte meinen drei Kindern,für welche ich sorgte und arbeitete.Leider verstarb der Vater meiner zwei älteren Kinder!Der Vater meines dritten Kindes aus zweiter Ehe ,durfte zur Eheschließung seiner Cousiene in die BRD fahren und kam nicht von dort zurück.So blieb es mir auch nicht erspaart,Bekanntschaft mit der Staatssicherheit der DDR zu haben.
Heute bin ich seit beriets sieben Jahren berentet.Erwerbsunfähig.
Posttraumatische Erkrankung!
Was kam danach?
Ich habe es nicht geschafft eine,meine berufliche Rehabilitierung in Anspruch zu nehmen.
Was heißt das für mich?
Ich bin nicht in der Lage am beruflichen Leben teihaben zu können,und das wiederrum bedeutet für mich ausgeschlossen zu sein.Ein unfreiwilliger Verzicht von einem Teil ,was Lebensquallietät ausmacht,
Deshalb habe ich begonnen ein Buch zu schreiben.Mein Buch!Aber auch ein Buch,für unsere Kinder,für meine Enkel und für unsere Generation.Ein Buch für alle die ,welche unser Schreien nicht gehört haben!Ein Buch für die,welche heute noch glauben das wir,die anderen Kinder in der DDR ,kleine Verbrecher waren!
ABER auch für Sie soll mein Buch und mein heutieger Schrei,ein Hilferuf sein!
Ein Hilferuf für uns Heimkinder!Unsere Gesundheit kann uns niemand zurück geben,aber uns zu achten,zu uns aufzuschauen,und uns dabei zu Unterstützen das die Dinge die für unsere Aufarbeitung dieser grausamen Kindheit wichtig sind,erhalten bleiben.Deshalb bitte ich stellvertretend für alle ,die durch die Hölle von Torgau gehen mußten,erhalten sie diese Begegnungsstätte für uns,für unsere Kinder und Enkel,für die kommenden Generationen als Wahrzeichen
das sich soetwas nie wiederholen wird.
Können und wollen Sie das für uns tun?
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns,gemeinsam etwas für uns zu tun!Danke!
Mit fruendlichen Gruß Heidemarie Puls

+254

Über diesen Beitrag kann nicht mehr abgestimmt werden, da er bereits beantwortet wurde.

Antwort
aus dem Bundestag am 06. Dezember 2007
Bundestagspräsident

Sehr geehrte Frau Puls,

die Darstellung Ihrer Odyssee durch (Spezial-)Kinderheime und „Jugendwerkhöfe“ in der ehemaligen DDR ist sehr bewegend. Insbesondere die Umerziehungspraktiken im ehemaligen „Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau“ zählen zu den dunkelsten Kapiteln der SED-Diktatur.

Wir brauchen Orte des Gedenkens und des Innehaltens wie die Erinnerungs- und Begegnungsstätte im ehemaligen „Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau“, um nicht zu verdrängen und zu vergessen, was geschehen ist. Zur Frage der Förderung der Erinnerungs- und Begegnungsstätte im ehemaligen „Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau“ haben wir uns bereits ausführlich in unserer Antwort vom 9. November 2007 geäußert. Die Antwort finden Sie unter: www.direktzu.de/bundestagspraesident/messages/13782 .

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei dem Verfassen Ihres Buches und weiterhin viel Kraft auf Ihrem Lebensweg.

Mit freundlichen Grüßen

Abteilung Presse und Kommunikation