Liebe Besucherinnen und Besucher,

seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

Wir danken Ihnen für Ihre rege Teilnahme auf www.direktzurkanzlerin.de.

Ihr Moderationsteam

Abstimmungszeit beendet
Autor Martin G. Schultz am 24. Oktober 2008
16334 Leser · 0 Kommentare

Außenpolitik

Nie wieder Krieg

Sehr geehrte Bundeskanzlerin,

in der ZDF-Nachrichtensendung "heute-journal" von Montag, den 20. Oktober 2008 bestritt der amtierende Bundesverteidigungsminister, Franz Josef Jung energisch, dass die deutschen Soldaten in Afghanistan im Krieg stünden.
In der Talk-Show "Menschen bei Maischberger" des 1. Programms vom 21. Oktober 2008 äusserte sich der ehemalige Bundesverteidigungsminister Struck dagegen selbskritischer. Er pflichtete Herrn Todenhöfer nämlich bei, dass der Krieg gegen die Talliban, die "warlords" und gegen die korrupte Drogen-Mafia nur zu gewinnen sei, wenn Verhandlungen mit allen Kriegsgegnern geführt würden. Nur Herr Michel Friedmann setzte sich in der Talk-Show dafür ein, dass noch mehr Bundeswehrsoldaten in den Krieg nach Afghanistan entsendet werden sollten, damit vor allem Mädchen wieder ungehindert zur Schule gehen könnten.
Wer sich auch immer von der politischen Elite in Deutschland zum Thema Afghanistan im Sinne von "Wir verteidigen am Hindukusch die Bundesrepublik Deutschland!" äussert, ignoriert geflissentlich, dass der westdeutschen Nachkriegsbevölkerung jahrzehntelang eingebleut worden ist, nie wieder einen Krieg anzuzetteln. Dass sich eines Tages im Bundestag eine Mehrheit von Abgeordneten bereit finden würde, ihre Ja-Stimme zu Luftangriffen auf das ehemalige Jugoslawien abzugeben war für viele der nach 1945 Geborenen ein Schock. Wie hätte sich wohl die Geschichte der deutschen Annäherungsbemühungen entwickelt, wenn die Volksarmee der DDR im Sommer 1968 in der Tschechoslowakei einmarschiert wäre?
Da es mittlerweile unbestritten ist, dass man den Aufbau ziviler Strukturen in Afghanistan nicht militärisch hinbekommt, stelle ich folgende Frage:
Ist es für Deutschland in der jetzigen Situation etwa eine Schande, sein Militär aus Afghanistan total abzuziehen, zumal erkennbar ist, dass der Krieg gegen den Terrorismus dort weiter eskaliert? Sind wir es nicht unserer leidvollen Geschichte schuldig, uns aus Kriegen welcher Art auch immer fernzuhalten?

Mit freundlichen Grüssen

Martin G. Schultz