Liebe Besucherinnen und Besucher,

seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

Wir danken Ihnen für Ihre rege Teilnahme auf www.direktzurkanzlerin.de.

Ihr Moderationsteam

Abstimmungszeit beendet
Autor Oliver Meineke am 05. Januar 2010
9615 Leser · 0 Kommentare

Familienpolitik

Machen wir die Menschen glücklicher (und verhindern wir die demographische Katastrophe)!

Sehr geehrte Frau Dr. Merkel,

die sich in den letzten 40 Jahren entwickelnde Praxis, sich aus immer geringeren Gründen scheiden zu lassen, führt zu folgenden Fakten:

Zirka 50 % der Erst-Ehen und 60 % der Zweit-Ehen werden heute geschieden (vgl. BRD Anfang der 60er Jahre: unter 10 %);

25 % der heute 18- bis 45-jährigen entstammen aus einer geschiedenen Ehe;

In der nächsten Generation wird dieser Wert 50 % betragen.

Was bedeuten diese Zahlen für die betroffenen Menschen und für unser Land?

Eine Scheidung führt bei den betroffenen Kindern zu einer lang andauernden Krise: Scheidungskinder erleben - anders als ihre Eltern - langfristig negative Konsequenzen. Vor allem ist bei Ihnen im Erwachsenenalter die zwischenmenschliche Vertrauensbereitschaft und die Fähigkeit, enge Bindungen einzugehen, beeinträchtigt. Da die Ursachen zeitlich oft während der kindlichen Entwicklung auftreten, sind sie den Betroffenen in den seltensten Fällen bewußt. Aus eigener Kraft schaffen es daher die wenigsten Scheidungskinder vor dem 40. Lebensjahr das für eine stabile Beziehung notwendige Gefühlsleben zu entwickeln.

Der hohe Anteil der Betroffenen i.V.m. den möglichen Konsequenzen für unsere Gesellschaft wie:

- Kinderarmut,

- Negativsspirale immer höherer Scheidungsraten,

- hohe Anfälligkeit Betroffener für psychische und psychosomatische Krankheiten sowie Süchte,

- geringe subjektive Lebensqualität Betroffener,

läßt die Politik aufgefordert sein, die sich abzeichnende Entwicklung - wenn nicht zu stoppen - so doch aktiv zu begleiten.

Frau Bundeskanzlerin, ich möchte Ihnen hierzu gerne die folgenden Fragen stellen:

Was wird von Seiten der Bundesregierung getan, um:

- die langfristigen Folgen von Ehescheidungen für die betroffenen Kinder zu erforschen und mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse entsprechende Programme aufzulegen?

- Scheidungskinder auf ihrer Suche nach Selbsterkenntnis und ggf. Therapie zu unterstützen und so programmierte Beziehungstragödien in großer Zahl (hunderttausende/Jahr!) zu verhindern?

- scheidungswillige Eltern über die Folgen einer Scheidung für ihre Kinder aufzuklären und negative Auswirkungen von Scheidungen auf die betroffenen Kinder zu minimieren?

Meine Anfrage bitte ich nicht als Kritik aufzufassen, sondern als Anstoß, die Lebensumstände vieler unglücklicher Menschen zu verbessern. Ich bin kein Betroffener, habe aber als Führungskraft im Bereich Personal solche Fälle persönlich erlebt. Ich versichere Ihnen, dass die Auswirkungen politischen Handelns weit über das Feld der Familien- und Gesundheitspolitik hinausreichen, sondern auch die Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik positiv beeinflussen werden.

Wissenschaftliche Quelle:
Judith S. Wallerstein (Autor), Julia M. Lewis (Autor), S. Blakeslee (Autor)
Scheidungsfolgen - Die Kinder tragen die Last. Eine Langzeitstudie über 25 Jahre

Über eine detaillierte Antwort oder einen Ansprechpartner würde ich mich freuen.

Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen,

Oliver Meineke