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Abstimmungszeit beendet
Autor Petra Grüttner am 27. Januar 2010
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Arbeitsmarkt

Müllmann oder Bänker, Was ist Arbeit wert?

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
anbei ein leider etwas langer Beitrag von Plusminus (ARD 26.1.10) den ich leider nicht als Video gefunden habe.
Meine Frage: Wie stehen Sie dazu?
Die Studie ist von der New Economics Foundation.

Von Armgard Müller-Adams

Die beiden Wissenschaftlerinnen Eilis Lawlor und Helen Kerseley haben sich sechs Berufe angeschaut und untersucht in wie weit sie etwas zum Wohlergehen der Gesellschaft insgesamt beitragen. Verglichen wurden ein Investmentbanker, eine Steuerberaterin, ein Marketingchef sowie ein Müllmann, eine Kindergärtnerin und eine Reinigungskraft in einem Krankenhaus.

Die Autorinnen kommen zu dem Ergebnis, dass die Topverdiener mit hohem Ansehen keine Werte durch ihre Arbeit schaffen, die für den Staat von Bedeutung wären. Vielmehr zerstören sie soziale Werte: Der Investmentbanker etwa, weil er zwar viel verdient, aber in der aktuellen Krise Werte zerstört hat. „Wir haben uns die positive Seite angeschaut: Er zahlt Steuern, schafft Jobs, belebt Umsätze. Aber auf der anderen Seite haben wir untersucht, welche Auswirkungen die Finanzkrise auf die Wirtschaft und die Gesellschaft hat.“ Und wenn man dies gegeneinander verrechne, komme man zu dem Schluss, dass der Banker für jeden Euro, den er bekommt, sieben Euro an gesellschaftlichen Werten zerstört“ so die Autorinnen.

Noch schlechter weg kommen die Steuerberaterin und der Marketingchef – sie, weil sie Topverdienern helfe, mit Hilfe von Steuerschlupflöchern weniger Steuern zu zahlen – das sei zwar legal, aber vom Staat eigentlich nicht so intendiert. Wäre das Geld in den Staatssäckel gewandert, hätten eine Menge sozialer Projekte – wie etwa kostenloses Schulessen für alle Kinder und Jugendliche – finanziert werden können, die nun nicht zu Stande kommen. Der Marketingchef bekommt Minuspunkte, weil er mit der von ihm gestalteten Werbung zu unkontrolliertem Konsum verführe und mit falschen Vorbildern in der Werbung die Unzufriedenheit der Bürger ankurbele. Beides sei schlecht für deren Gesundheit und finanzielle Situation – und belaste daher das Gesundheits- und Finanzsystem.

Auf der anderen Seite stehen die Menschen, die Tätigkeiten ausüben, für die weit niedrigere Löhne, oft sogar nur der Mindestlohn, gezahlt werden. Genau diese Tätigkeiten, so die Wissenschaftlerinnen, seien für die Gesellschaft sehr wertvoll. Der Müllmann ermögliche Recycling und trage so dazu bei, die Umwelt zu schützen und Ressourcen nachhaltiger zu nutzen. Die Reinigungskraft im Krankenhaus hilft der Gesellschaft, weil durch ihre Tätigkeit das Ansteckungsrisiko für Patienten sinkt. Und auch die Kindergärtnerin wirkt in verschiedener Hinsicht nachhaltig. Denn durch die Erziehung von Kindern mildere sie die bildungsbedingte Kluft zwischen sozialen Schichten und erhält die Ressource Bildung an sich.

Zusammenfassen könnte man die Ergebnisse der Studie in etwa so: „Wir haben festgestellt, dass die Löhne der Menschen nicht widerspiegeln, ob ihre Arbeit der Gesellschaft gut tut. Einige der am schlechtesten bezahlten Jobs tragen am meisten zum gesellschaftlichen Wohlergehen bei – und einige der am besten bezahlten Berufe zerstören Werte – sozial wie ökologisch“, erklärt Eilis Lawlor.

Apelle an die Politik (Lösungsvorschläge)

Dabei sei auch und vor allem die Politik gefragt. Denn der Markt allein schafft es offensichtlich nicht, den gesellschaftlichen Nutzen einer Arbeit mit ihrer Bezahlung in Übereinstimmung zu bringen. Dabei gehe es aber nicht um Umverteilung. Es gebe eine Menge an Instrumenten, um zu einer gerechteren Entlohnung von sozialer Leistung zu gelangen. Eines davon sei, festzulegen wie groß die Spanne zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Einkommen in einem Unternehmen oder in der Gesellschaft sein darf. Ein anderer Weg sei, in die Preise von Waren und Dienstleistungen die Kosten, die bei der Produktion oder Durchführung zu Umweltschäden oder sozialen Benachteiligungen führen, hineinzurechnen. Dann wären Produkte, die gut für die Gesellschaft insgesamt sind, günstiger als solche, die der Gesellschaft schaden. Und so könnte man über die Nachfrage den sozialen Wandel beschleunigen.

Mit freundlichen Grüßen
Petra Grüttner