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seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

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Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor Michael Topp am 17. Januar 2011
17597 Leser · 4 Kommentare

Wirtschaft

Es kann so nicht weitergehen!

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin.

Ich bin 46 Jahre alt und seit 30 Jahren am arbeiten. Mittlerweile weis ich aber nicht mehr wofür. Da gibt es vieles was total aus dem Ruder läuft. Wie zum Beispiel die Benzinpreise von €1,53 oder die immens hohen Gas- und Strompreise. Mein Lohn ist seit Jahren nicht mehr gestiegen.
Ganz im gegenteil, der wird auch noch geplündert durch höhere Krankenkassenbeiträge u.s.w.
Sagen Sie mir doch mal wie das funktionieren soll. Wie sollen wir leben oder von dem was bleibt die Wirtschaft ankurbeln?
Ich würde auch gerne mal wieder Urlaub machen.

Am besten wäre man doch Arbeitslos oder Hartz 4ler. Dann bräuchte ich nicht mehr Tanken, sowieso kein Auto und alles andere würde mir und meiner Familie bezahlt.
Was meinen Sie denn dazu?

Für Ihre Meinung wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr fleißiger Steuerzahler
M.Topp

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 16. Februar 2011
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Topp,

vielen Dank für Ihr Schreiben, das wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Häufig beklagen sich Arbeitnehmer mit kleinen und mittleren Einkommen, dass sich Arbeiten nicht lohne, da sie kaum mehr Geld zur Verfügung hätten als Menschen, die Grundsicherungsleistungen beziehen.

Sicherlich kann man sich mit einem kleineren Einkommen keine größeren Ausgaben leisten. Dennoch ist es für die Mehrheit der Hartz IV-Bezieher ein großer Wunsch, wieder über ein eigenes Einkommen, über selbst verdientes Geld zu verfügen, statt von der Allgemeinheit – das heißt: allen Steuerzahlern – unterstützt zu werden.

Die monatliche Grundsicherung von derzeit maximal 359 Euro deckt lediglich das Existenzminimum ab. Auch die Zuschüsse für die Wohnung sind stark begrenzt, im Zweifelsfall muss ein Leistungsempfänger in eine preisgünstigere Wohnung umziehen. Jeder Hilfebedürftige, der Grundsicherung empfängt, muss aktiv daran mitwirken, wieder in Arbeit zu kommen. Andernfalls drohen Sanktionen. Hartz IV-Empfänger zu werden, statt erwerbstätig zu sein, ist daher keine Alternative!

Deshalb bitten wir Sie, Ihre Situation einmal mit anderen Augen zu betrachten:

Die Finanzkrise hätte 2009 zu einer hohen Arbeitslosigkeit führen können. Dank der Kurzarbeiterprogramme der Bundesregierung ließen sich jedoch Massenentlassungen vermeiden. Die Stabilisierung des Arbeitsmarktes war eine gute Basis für den Aufschwung im vergangenen Jahr. Die Arbeitslosigkeit geht stetig zurück. Rund 40,5 Millionen Menschen sind erwerbstätig. Das ist der höchste Beschäftigungsstand seit der Wiedervereinigung. Und auch in diesem Jahr wollen viele Unternehmen mehr Personal einstellen.

Arbeitsmarkt profitiert 2010 von starker Konjunktur: http://www.bundesregierung.de/nn_1272/Content/DE/Artikel/...

Unternehmen stellen ein: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/die-plaene-der-dax-...

2009 erlebte Deutschland die stärkste Rezession der Nachkriegszeit. Inzwischen hat sich die Wirtschaft wieder erholt. Nach den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes ist die deutsche Wirtschaft im Jahr 2010 mit 3,6 Prozent so stark gewachsen wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Die wirtschaftliche Erholung fand hauptsächlich im Frühjahr und Sommer 2010 statt und hat sich zu einem stabilen Wachstum gemausert. Auch 2011 soll ein gutes Jahr werden.

Mehr dazu hier: http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis...

Auch das Einkommen vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer ist 2010 gestiegen. Und inzwischen werden auch in vielen Branchen teilweise deutliche Lohnerhöhungen verhandelt. Das Statistische Bundesamt hat ausgerechnet, dass im zweiten Quartal 2010 die Reallöhne im Vergleich zum Vorjahreszeitraum kräftig – um 2,3 Prozent – gestiegen sind. Zwar haben sich auch die Verbraucherpreise um 1,1 Prozent erhöht, aber die Bruttomonatsverdienste stiegen binnen Jahresfrist um 3,4 Prozent. Daher liegt der Mehrverdienst deutlich über der Preissteigerung.

Die Mehrheit der Deutschen schaut darum auch zuversichtlich in die Zukunft. Nach einer Forsa- Umfrage, die der „STERN“ am 12. Januar veröffentlichte, sind viele Deutsche – vor allem jüngere – zuversichtlich ins neue Jahr gestartet. Ein robuster Arbeitsmarkt, die Aussicht auf mehr Gehalt und gute Zahlen aus Industrie und Handel sorgen für gute Stimmung.

„STERN“-Umfrage: http://www.stern.de/wirtschaft/news/stern-umfrage-deutsch...

Und auch die monatliche Verbraucherbefragung der GfK-Marktforschungsgruppe zeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger die Konjunkturentwicklung sowie ihre eigenen Einkommenserwartungen bereits seit Monaten positiv bewerten. Vor allem die erfreulichen Aussichten für den Arbeitsmarkt stimmen die Menschen zuversichtlich.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (4)Schließen

  1. Autor Sonja Sonne
    am 17. Januar 2011
    1.

    Dem kann ich nur zustimmen. Ich frage mich auch immer häufiger wofür ich noch arbeiten gehe, weil ich nach Abzug aller Steuern und Versicherungsbeiträgen knapp über dem Hartz IV Satz liege und mir auch nichts mehr leisten kann, geschweige denn mit meinen Kindern mal Urlaub machen kann.

  2. Autor Ralf Schumann
    am 20. Januar 2011
    2.

    Das ist leider wahr. Ich, Hartz IV-Kundenberater eines Jobcenters, habe oftmals auch Schwierigkeiten den Menschen vor mir zu erklären wie wichtig Arbeit ist. Da kommen machmal zwei Generationen zusammen zu mir in die Sprechstunde und fragen nach den Sinn Steuern zu zahlen. Während beispielsweise Arbeitnehmer oftmals Zusatzbeiträge an die Krankenkasse zahlen, werden Hartz IV-Leute von der monatlichen Zuzahlung befreit. So wird der Arbeitnehmer immer weiter geschröpft. Frau Merkel, bitte sorgen Sie dafür, dass die Kopfpauschale von Herrn Rösler nicht durchkommt! Sie ist ungerecht, bsonders den Arbeitnehmern ggü., die nur einen geringen Verdienst haben.

  3. Autor Stefanie Schmiderer
    am 08. Februar 2011
    3.

    wer nicht arbeitet braucht keinen Sprit..und wer arbeitet und dies auch weiterhin tun will, braucht meistens Sprit um an die Arbeitsstelle zu kommen... finde es ein Unding...arbeite in der Pflege seit 14 Jahren und weiß bald nicht mehr, wie ich zur Arbeit kommen soll, denn die Benzinpreise sind bald nicht mehr zu zahlen...Gez ist auch so eine Sache, ich arbeite Vollzeit und komm kaum zum Fernseh schauen, muss selbst zahlen und die Hartz 4 Empfänger bekommen dies gezahlt...Arbeiten lohnt sich meines Erachtens leider immer weniger... die Arbeitnehmer sollten motiviert werden und für Leiharbeiter müsste es einen Mindestlohn geben, denn wenn schon jemand arbeiten will, dann darf er nicht ausgebeutet werden...aber wir sind nur das kleine Volk und mit uns kann man es machen...

  4. Autor Alexander Günther
    am 10. Februar 2011
    4.

    Die Löhne in Deutschland sind in den letzten 10 Jahren real gefallen. Hingegen in anderen europäischen Ländern drastisch gestiegen. Immer wird seitens der Wirtschaft und Politik festgestellt, dass die Binnenachfrage stagniert oder rückläufig ist. Da kann auch das Weihnachtsgeschäft nicht mehr helfen. Dagegen wurden hervorragende Zuwächse im Bereich der Unternehmensgewinne erzielt. Mit Investments statt mit Arbeit wurden Gewinne gemacht. Verluste werden dagegen gern der Allgemeinheit aufgebürdet (siehe Pleitebanken, Staatsbankrotte). Die oft propagierte Lohnzurückhaltung wird lediglich den Arbeitnehmern zugemutet. Unternehmen und Politiker geben sich dagegen sehr gern eine üppige Erhöhung von Boni und Diäten. Mit Hartz IV erkaufen sich die Politiker Ruhe im Land. Die Bevölkerung soll ruhig gestellt und mit Brot und Spielen vom eigenen Nachdenken über Mißstände abgelenkt werden. Ich beglückwünsche Sie, dass Sie zu der Erkenntnis gekommen sind, dass man mit einer normalen Berufstätigkeit, MiniLöhnen, 1-Euro-Jobs und Komiblöhnen keine Konservierung der Lebensqualität erreichen kann. Von einer Qualitätserhöhung kann meist nicht die Regel sein. Ich hoffe Sie ziehen bei den kommenden Wahlen die Konsequenzen und wählen keine der etablierten Parteien (Linke, Grüne, SPD, CDU, FDP). Vielleicht ist es sogar besser gar nicht zu wählen, um den machtsüchtigen Politikern, die lediglich eigene Interessen verfolgen und mit der Wirtschaft flirten, die Basis zu entziehen. Vielleicht gibt es aber eine Bürgerbewegung, der Sie sich anschliessen können. Ich hoffe, dass noch mehr Menschen aufwachen und endlich auf die Strasse demonstrieren gehen, um diese Mißstände anzuprangern. Ob es dann besser wird ist nicht sicher, ab man hat es wenigstens versucht. Es brodelt in Deutschland.

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