Sehr geehrte Frau Merkel,
ich bin 23 Jahre alt und habe nach dem Abitur eine Ausbildung zur Bürokauffrau abgeschlossen. Ich arbeite bei einer deutschlandweit bekannten Zeitarbeitsfirma für 7,50 € pro Stunde, befristet versteht sich.
Ich habe schon einige Arbeitgeber verlassen müssen, weil der Vertrag auslief. Immer wieder habe ich das Problem mit der Suche nach Arbeit, immer wieder Probezeit, neue Aufgaben, neue Kollegen, neue Regeln und keine geregelte Urlaubsplanung. Das wirkt sich auf mein ganzes Leben aus. Auf eine unbefristete Anstellung hoffe ich vergebens, weil ich noch jung bin und aus Sicht der Chefs schwanger werden könnte.
Wenn wir Rentner von morgen eine Einheitsrente bekommen, wozu sollen wir dann noch arbeiten? Warum müssen nicht die jetzigen Rentner schon ihre komplette Rente versteuern? Die Schulden betreffen uns doch alle.
Ich würde mir gern eine eigene Wohnung einrichten, heiraten, Urlaub und den Führerschein machen wollen und eventuell ein Kind bekommen. Aber wie soll ich mein Leben planen, wenn ich keine berufliche Zukunft habe und ich mir von den kurzen Arbeitsverhältnissen kein Geld ansparen kann?
Die Grundlage für das Leben, ist eine gesicherte Beschäftigung für alle. Gerade wir jungen Leute sind die, die ihr Leben aufbauen, die sich weiterbilden, einen Haushalt und eine Familie gründen. Warum werden ausgerechnet wir benachteiligt? Das spiegelt sich selbst in Tarifverträgen wieder, wenn es um den Urlaubsanspruch und die Firmenzugehörigkeit geht. So gibt es für mich überall höchstens 26 Urlaubstage und mit jedem neuen Arbeitsverhältnis nur Gehalt im 1. Jahr. Selbst beim Kündigungsschutz werden junge Arbeitnehmer benachteiligt, obwohl gerade wir einen Job brauchen, um uns berufliche Kenntnisse anzueignen. Wie soll das gehen, wenn ich immer nur vorübergehend Jobs habe und in jeder Firma wieder von vorn anfange? Frau Merkel, Sie sprechen von Fachwissen, das in den nächsten Jahrzehnten auf dem Arbeitsmarkt gefragt ist. Wie soll ich mir aber mit instabilen Arbeitsverhältnissen tieferes Fachwissen aneignen?
Das Thema Zeitarbeit („… schafft erst einmal einen Berufseinstieg …“) ist meines Erachtens auch nicht richtig durchdacht und betrifft nun mittlerweile ganze Geburtsjahrgänge zwischen 1980 und 1990. Ja, wir kennen gar nichts anderes. Wir fühlen uns wie Wegwerfprodukte des Arbeitsmarktes. Die Politiker diskutieren über 7,50 € oder 8 €. Hier geht es um mehr als 50 Cent pro Stunde. Hier geht es um die Zukunft aller, denn wir zahlen die Steuern und die Rentenbeiträge noch sehr lange.
Bildungsferne Schichten – sind wir das? Schulbildung ist die eine Seite, Berufspraxis die andere. Hier muss angesetzt werden, denn was nützt Bildung, die nicht in die Praxis umgesetzt werden kann. Feste Arbeitsverhältnisse sind die Grundlage für Familie, Fachkenntnisse und Steuerbeiträge.
Meine Generation wird schon am Anfang des Berufslebens mit den sozialen Problemen überfordert. Kein Wunder, dass so viele junge Familien in die Brüche gehen und Abschreckung Kinderloser sind. Die Kinder von heute werden durch Patchwork, ewiger Jobsuche der Eltern und instabilen Familieneinkommen einen noch schlechteren Start ins Leben haben. Genau die aber sind die Rentenzahler für uns übermorgen.
Meine Vorschläge deshalb:
1. Die Befristung von Arbeitsverträgen wird deutschlandweit gestrichen. Es gibt die Möglichkeit einer Probezeit und die ist meines Erachtens ausreichend. Sollten Kündigungen erfolgen, dann sollte die Sozialauswahl zunächst die Arbeitnehmer treffen, die länger als 5 Jahre im Unternehmen sind, aber nicht die, die bereits 55 Jahre alt sind. Das fände ich gerecht.
2. Steuervergünstigung für Unternehmen, die Arbeitnehmer mit Berufsabschluss beschäftigen und die jünger als 30 Jahre sind und weniger als 5 Jahre Berufspraxis haben.
2. Einführung eines extra Steuerfreibetrags für junge Leute unter 35 Jahre als Ausgleich für die erhöhten Ausgaben als Lebensexistenz-Gründer.
Was halten Sie von meinen Vorschlägen, Frau Merkel?
Ich danke Ihnen für Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Jessika Brinkmann
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am 17. Februar 2011
1.
am 17. Februar 2011
2.
am 06. März 2011
3.
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