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Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor P. Gellings am 24. März 2011
15658 Leser · 2 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Atomreaktor Stresstest - war Tschernobyl nicht auch ein Stresstest?

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

ich würde Ihnen gern folgende Frage stellen:

Es ist immer wieder ist jetzt von Stresstest bei Atomreaktoren die Rede, Oettinger zum Beispiel. Ich bitte Sie, ein unglückliches Wort, war Tschernobyl nicht auch nur ein Test und was waren die Folgen?!

Würden Sie die Bevölkerung bitte aufklären, was man in der Politik unter Stresstest versteht?

Desweiteren würde ich gerne erfahren, ob in deutschen Atomkraftwerken ein Minimum an kabelferngesteuerten Fahrzeugen vorhanden ist, die auch gegen Gammateilchen gesichert sind ( Tschernobyl = Ausfall der Fahrzeuge).

Sollten nicht folgende Fahrzeuge vorhanden sein:
Radlader zum freiräumen und durchbrechen von Wänden um den Weg für eine Betonpumpe (Wasser) frei zu machen um weiterhin über eine geschützte Kamera Einblick in den Reaktor zu bekommen. Eventuell noch ein Kran, um diese in eine bessere strategische (höhere) Position zu bringen.
Der Radlader kann auch ohne weiteres ein flexibles Rohr zum Einsatz bringen, das an seiner Schaufel befestigt ist und dadurch beweglich wäre. Dann würde sich der Einsatz auf ein Fahrzeug beschränken. Für jeden Atomreaktor entsprechende Fahrzeuge.

Es ist durchaus möglich, die entsprechende Elektronik zu schützen, bei den Einsatzfahrzeugen sollte zumindest die einfachste funktionierende Technik zum Einsatz kommen. Gruß aus den dreißiger Jahren.

Sie sollten auch darüber nachdenken, in Reaktoren runde Sollbruchstellen einzufügen, die bei einer bestimmten sehr hohen Belastung brechen, Vorteil: die eigentliche Struktur bleibt erhalten und die Sollbruchstellen könnte man "flicken".

Sonst bleibt nur ein unberechenbares Trümmerfeld.

Mit freundlichen Grüßen
Peter L. Gellings

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 03. Mai 2011
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Gellings,

vielen Dank für Ihre E-Mail, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Beim sogenannten Stresstest für deutsche Kernkraftwerke handelt es sich um einen Anforderungskatalog zu ihrer Sicherheitsüberprüfung. Bei der Formulierung dieses Katalogs wurden gezielt die Erkenntnisse aus der atomaren Katastrophe in Japan berücksichtigt. Verfasserin ist die Reaktor-Sicherheitskommission (RSK), die aus unabhängigen Experten besteht.

Überprüfungsthemen sind beispielsweise naturbedingte Ereignisse wie Erdbeben, Hochwasser und wetterbedingte Folgen. Auch das gleichzeitige Auftreten mehrerer Szenarien ist dabei zu berücksichtigen, ebenso Vorfälle wie Flugzeugabstürze, terroristische Angriffe und Attacken auf Computer-Steuerungen und -Systeme.

Für jedes Thema formuliert die RSK eine Aufgabenstellung und Fragen dazu. So wird zum Beispiel bei einem durch Hochwasser verursachten Störfall hinterfragt, um welche Art von Hochwasser es sich handelt (Versagen von Staudämmen/ Staustufen oder Deichen, extreme Sturmflut, Tsunami, Beschädigungen durch Treibgut).

Die RSK überprüft derzeit im Auftrag der Bundesregierung die Sicherheitsstandards deutscher Kernkraftanlagen. Die Sicherheit baut auf einem gestaffelten Sicherheitskonzept auf. Dieses Konzept umfasst eine Kombination verschiedener technischer Systeme sowie verwaltungstechnischer Maßnahmen, um Störungen und Störfälle zu vermeiden und zu beherrschen. So wird bei regelmäßigen Notfallübungen überprüft, ob die Notfallorganisation wirksam ist und die Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden funktioniert.

Zweck des Sicherheitskonzeptes ist es, dass technische Ausfälle und menschliche Fehler nicht zu Schäden führen. Die Anforderungen werden laufend an den Stand von Wissenschaft und Technik angepasst. Auch die Reaktorunfälle in Harrisburg 1979 und in Tschernobyl 1986 haben zu umfassenden Überprüfungen der Sicherheitsanforderungen geführt.

Den vollständigen stichwortartigen Anforderungskatalog finden Sie unter http://www.bmu.de/moratorium/doc/47211.php,

das Sicherheitskonzept unter http://www.bmu.de/atomenergie_sicherheit/sicherheitsprinz...

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (2)Schließen

  1. Autor Thomas Kuhn
    am 31. März 2011
    1.
  2. Autor Erhard Jakob
    am 10. April 2011
    2.

    Das Geld für die Aufrüstung von Atom-Kraftwerken
    sollte man lieber in deren Abrüstung stecken.
    .
    Dieser Geld wäre auch sinnvoll eingesetzt für die
    Erzeugung von alternativer Stromerzeugung
    Wasser, Wind und Sonne.

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