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Beantwortet
Autor Fiete Hahn am 26. April 2011
20370 Leser · 10 Kommentare

Soziales

Wann lohnt sich Arbeit wieder?

Sehr geehrte Frau Merkel,

wann lohnt es sich wieder zu arbeiten zu gehen?

ich arbeite in einer kulturellen Einrichtung, wo auch 1 € Jobber eingesetzt werden. Ich bekomme seit Jahren mit, das reguläre Arbeit und z.T. auch Entgeltvarianten vom Jobcenter abgelehnt werden, weil man dort für weniger bzw. teilweise das gleiche Geld mehr Stunden arbeiten müsste, als mit Hartz IV und einem 1 € Job.

Dadurch das ich auch meine 2 Kinder von meinem Gehalt + Kindergeld miternähre, liege ich teilweise nach Abzug meiner normalen Kosten minimal über dem Hartz IV Satz.

Staatliche Ansprüche hatte ich keine. Weder Wohngld, noch Kinderzuschlag. Die Möglichkeit auf GEZ Befreiung, Zuschüsse für Zahnarztkosten, Sozialticket und zinslose Darlehns werden mir aufgrund meines Einkommens verwährt.

Urlaub und ein Auto kann ich mir schon garnicht leisten. Bislang noch nicht mal einen Flachbild-TV, welcher aber in fast allen Hartz IV Familien zu finden ist.

Ich führe meine Arbeit gerne aus aber ich bekomme immer mehr Wut wenn ich sehe, das viele Menschen das Sozialsystem ausnutzen. Und davon gibt es nicht Wenige.

Wann lohnt es sich wieder zu arbeiten, damit der Mensch in Würde damit leben kann und auch die Motivation hat, reguläre Arbeit anzunehmen?

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 20. Mai 2011
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Hahn,

vielen Dank für Ihr Schreiben, das wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Wenn jemand arbeitslos wird, ist es das vorrangige Ziel, sie oder ihn wieder in Arbeit zu bringen. Die Mehrzahl der Arbeitslosen möchte wieder am Arbeitsleben teilnehmen und über selbst erarbeitetes Einkommen verfügen.

Die Grundsicherung ist als vorübergehende Hilfeleistung angelegt. Wer Grundsicherung empfängt, muss aktiv daran mitwirken, wieder Arbeit zu bekommen.

Die sinkende Zahl der Arbeitslosen zeigt, dass dieser Ansatz sehr wirksam ist. Denn angebotene Arbeitsplätze dürfen – wenn sie zumutbar sind – nicht abgelehnt werden. Andernfalls drohen Sanktionen, zum Beispiel die Kürzung der Grundsicherung.

Gegen Leistungsmissbrauch gehen die Jobcenter mit Nachdruck vor. Als Verstöße gelten zum Beispiel: Versäumen von Vorstellungsterminen oder falsche Angaben über Einkünfte (Rückzahlungen von Heizkostenvorschüssen, Zinsen aus Sparguthaben u.a.). Natürlich ist auch Schwarzarbeit verboten.

2010 gab es 226.269 neue Straf- und Bußgeldverfahren – 61.636 Fälle mehr als 2009. In rund 35.000 Fällen bestätigte sich der Verdacht der Behörde auf Leistungsmissbrauch allerdings nicht. Die Summe der verhängten Verwarnungs- und Bußgelder stieg auf 4,8 Millionen Euro. Im Schnitt lagen die Strafzahlungen bei 105,99 Euro. Die Zahl der Mitarbeiter in den Jobcentern, die sich nur mit Ordnungswidrigkeiten beschäftigt, erhöhte sich von 620 auf 700.

Bezieher von Grundsicherung haben also wenig Spielräume, es sich auf Kosten der Allgemeinheit „gut“ gehen zu lassen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (10)Schließen

  1. Autor Jana Bauer
    am 28. April 2011
    1.

    Schauen Sie bitte nicht so viel RTL oder andere Schundsender. Nicht jeder Hartz-IV-Empfänger hat einen Flachbildfernseher. Das ist doch nur Schubladendenken. Was können die Hartz-IV-Empfänger dafür, dass Sie so wenig verdienen? Viele von denen arbeiten Vollzeit und müssen aufstocken.
    Die medienwirksame Hetze gegen Hartz-IV-Bezieher macht sich wirklich bemerkbar.

    Wissen Sie, wer das System ausnutzt? Arbeitgeber, die Hungerlöhne zahlen und sie von der Allgemeinheit aufstocken lassen!

  2. Autor Bernd Liefert
    am 28. April 2011
    2.

    "einen Flachbild-TV, welcher aber in fast allen Hartz IV Familien zu finden ist." bei allem Verständnis für deine unglückliche Lage und deinen Frust, aber das ist doch nur ein ausgelutschtes ein Cliché und unsachlich.

    Die Hartz IV-Empfänger können doch am wenigsten dafür, dass man dir einen so schlechten Lohn zahlt. Frage an dich: Warum arbeitest du überhaupt für so einen Hungerlohn, wenn du von H4 besser leben könntest?

  3. Autor Fiete Hahn
    am 29. April 2011
    3.

    Ich habe schon mit solchen Kommentaren gerechnet. Ich wollte mit meinem Beitrag niemanden zu nahe treten und wenn ihr richtig gelesen hättet, würdet ihr auch meine Frage: "Wann lohnt sich Arbeit wieder"? verstehen. Meinen Beitrag habe ich nicht aufgrund irgendwelcher Mediengeschichten geschrieben, sondern aus eigenen Erfahrungen, die ich täglich miterlebe. Das hat absolut nichts mit Hetze gegen ALG II Empfänger zu tun.

    Und die Frage warum ich überhaupt arbeiten gehe, habe ich mir auch schon oft gestellt. Die Antwort liegt darin, das mir meine Arbeit Spaß macht und ich meinen Kindern auch ein gutes Vorbild sein möchte. Davon mal abgesehen, finde ich diese Frage eher unsachlich als die Tatsachen, die ich nun mal in der geschilderten Form in meinem Beitrag verfasst habe.

  4. Autor Karl Eduard Schmidt
    am 29. April 2011
    4.

    Hallo,
    als freier Beliehener Behörde warte ich seit 25 Jahren auf vereinbarten Entgelt mit Anerkennung der Kompetenz entsprechend der Beauftragung. Das Diktat durch Kölner Klüngel drückte auch mich in 1€Job und nur durch auflösen persönlicher Merkmale schaffte ich den Vollstreckungstitel. Ein Netzwerk tausender Rechtsanwälte und auch Ungebundene verweigern eine grundlegende Rechtsberatung und Vertretung vor Gericht. Das alles und vieles mehr im Namen des Volkes durch aus Ferne gesteuerten Volksvertretern.
    Nun überprüfe ob der Staat eine Pseudo-Demokratie ist und trete entsprechend dem Ergebnis im Widerstandsrecht. Das geht aber nur in Offenheit zu anderen Menschen im Widerstandsrecht.

  5. Autor Jana Bauer
    am 02. Mai 2011
    5.

    Ob sich Arbeit lohnt, hat aber nichts mit Hartz IV zu tun, sondern mit der eigenen Einstellung, ob man sich ausbeuten lässt.
    Wenn Sie wenig haben, steht Ihnen auch Hartz IV zu. Also einfach beantragen und dann vom Amt gängeln lassen.
    Ich kenne solche Familien gar nicht. Und warum sollte man keinen Flachbild-TV haben, wenn man ALG II erhält? Erst mal gibt es kaum noch andere und dann bezahlt man dies aus dem Regelsatz, wie Waschmaschine, Computer und anderes, was heute selbstverständlich ist.
    Hartz IV heißt nämlich nicht, dass man arbeitslos ist!

  6. Autor Fiete Hahn
    Kommentar zu Kommentar 5 am 02. Mai 2011
    6.

    Tun Sie mir doch bitte einen Gefallen und lesen meinen Beitrag richtig durch. Ich schrieb doch, das ich nach Abzug meiner normalen Kosten knapp ÜBER dem Hartz IV Satz liege. Inwiefern wird man vom Amt denn gegängelt? Man hat nun mal nicht nur Rechte sondern auch Pflichten, wenn man staatliche Hilfe beansprucht. Genauso habe ich auch Pflichten meinem Arbeitgeber gegenüber. Und nochmal, meine Frage lautet: "Wann lohnt sich Arbeit wieder"? Es kann ja nicht richtig sein, das Jemand Vollzeit arbeitet und am Ende genauso viel Geld zum Leben hat, wie Jemand der nicht arbeitet. Und natürlich dürfen Hartz IV Empfänger einen Flachbild TV und Auto haben, nur frage ich mich, wie dieses mit Hartz IV funktioniert, da die viele ALG II Empfänger ja meinen, sie würden zu wenig staatliche Hilfe bekommen. Wenn wir es Alle so sehen würden wie Sie, ich gehe doch nicht arbeiten, weil man mich ausbeutet oder ich gehe nicht arbeiten, weil ich mit ALG II genau soviel Geld ohne Arbeit in der Tasche habe, dann hätten wir wohl kein Sozialsystem mehr. Sorry aber genau solche Sprüche: "Warum gehst Du überhaupt arbeiten, bekommst doch auch vom Amt so viel Geld" etc.. muss ich mir als Berufstätiger anhören und hier auch lesen. Und genau das ist der Punkt, der mich ärgert.

  7. Autor Fiete Hahn
    Kommentar zu Kommentar 5 am 02. Mai 2011
    7.

    ich möchte noch etwas hinzufügen. Ich habe von ALG II Empfängern geschrieben, die entweder einen 1 € Job ausführen oder garnicht arbeiten gehen. Und die sind für mich arbeitslos! Und ich denke schon, das es etwas mit Hartz IV zu tun hat. Denn wenn es sich finanziell nicht mehr lohnt arbeiten zu gehen, weil man ohne Arbeit fast das geiche Geld durch Hartz IV erzielt, dann fehlt auch vielen Menschen die Motivation Arbeit anzunehmen. Ist doch auch eine logische Folgerung oder?

    Würde es 2 Käufhäuser geben, in dem Einen müsstest Du Alles bezahlen und in dem Anderen gibt es Alles umsonst. Wo würden wohl die meisten Menschen einkaufen gehen?

  8. Autor Jana Bauer
    am 03. Mai 2011
    8.

    1 Euro-Jobber arbeiten für einen Euro die Stunde. Das ist Ausbeutung und keine Arbeitslosigkeit im herkömmlichen Sinne!

    Und nicht Hartz IV ist Schuld an Ihrem schlechten Lohn, sondern Ihr Arbeitgeber und der Staat, der es zulässt. Es braucht aber Mut sich das nicht gefallen zu lassen, statt auf Leute zu schimpfen, die in einer schwierigen Lage sind. Warum lassen Sie sich das gefallen? Können die arbeitslosen oder nichtarbeitslosen Hartz-IV-Empfänger etwas dafür??

  9. Autor Fiete Hahn
    Kommentar zu Kommentar 8 am 03. Mai 2011
    9.

    1 € Jobber arbeiten für einen € die Stunde. Ach so rechnen Sie das. Zum einen liegt der Betrag in unserem Bundesland inzwischen bei 1,20 € zzgl. der Fahrtkosten. Und was ist mit der Miete und den 364 € zum Lebensunterhalt zzgl. anteiliges Wasser- und Heizungsgeld, gesparte 17,90 € GEZ Gebühr durch die Befreiung, Hundesteuer- befreiung, geringe Kitagebühren, während der Berufstätige Unmengen für einen Kindergartenplatz zahlen muss und und und? Bei einer Familie, wird noch dem Partner und den Kindern Hilfe zum Lebensunterhalt gewährt - was ja auch richtig ist. Kein ALG II Empfänger arbeitet für einen €. Ich muss mir doch auch jeden € erarbeiten und meine Miete, Nebenkosten usw. davon bezahlen, zzgl. noch jeden Monat GEZ, Hundesteuer etc.. Ihre Rechnung ist eine Milchmädchenrechnung. Aber ich möchte mich auch nicht weiterhin vor Ihnen rechtfertigen, weil sie den Sinn meiner Frage wohl immer noch nicht verstanden haben.

    Abschließend habe ich hier nicht auf Arbeitslose etc. geschimpft. Es sind meine Erfahrungen im täglichem Leben. Ich fühle mich als Berufstätiger beschimpft, weil ich so "dämlich" bin und mich "ausbeuten" lasse, wie es hier ja schon erwähnt wurde.

  10. Autor Ulrike Eising
    am 03. Mai 2011
    10.

    Arbeit wird sich in Deutschland noch weniger lohnen, wenn jetzt die Grenzen nach dem Osten geöffnet sind. Arbeitgeber(moderne Sklavenhalter und-händler) haben jetzt ein noch besseres Druckmittel in der Hand: "wenn du nicht für das Geld arbeiten willst, da stehen 100 andere, die für weniger arbeiten, Schlange" wird das Argument sein. Wenn es einen gesetzlichen Mindestlohn wie in den meisten europäischen Ländern auch bei uns gäbe, dann würde der Verdienst auch zum Leben reichen und nicht wie jetzt, viele hart arbeitende Menschen dazu zwingen, "aufstocken" zu müssen, um überhaupt, trotz Arbeit, überleben zu können. Aber ein Mindestlohn würde ja die Gewinne der Firmen minimal schmälern....Unter unserer "kapitalhörigen" Regierung wird es deshalb keinen Mindestlohn geben, eher neige ich dazu, zu glauben, dass die Erde eine Scheibe ist....

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