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Beantwortet
Autor Meiko Lips am 15. August 2011
13209 Leser · 2 Kommentare

Wirtschaft

Ende des Euro einläuten?

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

wie uns die letzten 3 Wochen gezeigt haben, haben die von ihnen und den restlichen EU-Regierungschefs beschlossenen Maßnahmen kaum eine Wirkung gezeigt, sondern die Entwicklung geht genauso weiter wie zuvor.

Die Finanzmärkte haben sich von der Politik völlig entkoppelt und spielen mit ihren eigenen Regeln, dies zeigt z.B. der Entzug des AAA Ratings der USA.
Nun aber gerät selbst Frankreich ins wanken, und es wird gemutmaßt ob hier nicht auch bald eine Abstufung des Ratings vorgenommen werden sollte.
Somit bliebe nur noch Deutschland in der Eurozone übrig was am Ende für alle anderen Staaten mit bürgen müsste, da es nun mal die stärkste Wirtschaftskraft der Eurozone besitzt. So würden so letztendlich ebenfalls in den Strudel mit reingezogen werden.
Also ebenfalls Verlust des Top-Ratings, Verteuerung der Zinsen, erhebliche Mehrbelastung für den Steuerzahler usw..

Ist es Ihnen anhand dieser Fakten nicht doch schon mal durch den Kopf gegangen das Ganze einfach für beendet zu erklären, bevor es die Finanzmärkte selber tun?
Dies wäre dann aber wirklich ein riesiger Crash, mit unabsehbaren Folgen, und einem herben Rückschlag für unsere Wirtschaft.
Klar mag der Euro einige Vorteile für uns gebracht haben, was den Export usw.. angeht, aber mal ganz ehrlich wäre das mit der D-Mark nicht ebenso gelaufen? Nun sitzen wir in der Misere und müssen zahlen und zahlen nur um mit allem menschenmöglichen den Euro zu retten.
Meine konkrete Frage ist daher wie lange dieses hin und her noch weiter gehen soll, und wievle Maßnahmen noch Folgen werden?

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 14. September 2011
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Lips, vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten. Ziel der Bundesregierung ist es, das Vertrauen der Märkte durch Handeln zu gewinnen. Schritt für Schritt. Alle Eurostaaten haben begriffen, dass die Schuldenkrise nur durch harte Sparanstrengungen und Reformen zu lösen ist.

Wie Sie schon richtig schreiben, ist ein stabiler Euro für Deutschland von unschätzbarem Wert. Als Exportland mit erheblichen internationalen Verflechtungen sind wir auf den Euro besonders angewiesen. Allein in den letzten beiden Jahren hat uns der Euro nach Berechnungen der KfW-Bankengruppe einen Wohlstandsgewinn von 50 bis 60 Milliarden Euro gebracht. Um diesen Betrag wäre die wirtschaftliche Leistung weniger gestiegen, wenn wir die D-Mark gehabt hätten:

• Deutsche Firmen exportieren mehr als 40 Prozent ihrer Ausfuhren in Euro-Länder – ohne Währungsrisiko und ohne komplizierte Wechselkurse. Hätten wir noch die D-Mark, wäre ihr Kurs in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit gestiegen und deutsche Exporte deutlich teurer geworden. • Dazu kommt eine beachtliche Preisstabilität: Die Inflation sank seit Euro-Einführung auf durchschnittlich 1,5 Prozent pro Jahr – deutlich weniger als zu D-Mark-Zeiten, als sie bei 2,6 Prozent lag. Dank Euro bleibt die Inflation also moderat. • Die Börsenturbulenzen finden in der Realwirtschaft nicht statt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist nach den letzten August Zahlen in allen Staaten der Eurozone im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Prozent gestiegen. Wir erwarten in Deutschland ein Wachstum in 2011 sogar von 3,0 Prozent.

Die Staats- und Regierungschefs der Eurozone haben mit allen Maßnahmen zur Stabilisierung des Euro eine gute Grundlage dafür gelegt, Ansteckungsgefahren frühzeitig entgegenzutreten. Die strikten haushaltspolitischen Vorgaben des reformierten Stabilitäts- und Wachstumspakts werden wirtschaftlichen Fehlentwicklungen einzelner Euro-Länder früher entgegenwirken. Mit dem Euro-Plus-Pakt haben sich die Staats- und Regierungschefs verpflichtetet, die nationalen Wirtschaftspolitiken stärker zu koordinieren und Ungleichgewichte abzubauen.

Die Bundesregierung hat mit ihrem jüngsten Kabinettsbeschluss zum Schutzschirm ihre Entschlossenheit bekräftigt, die Stabilität des Euro mit einem schlagkräftigen Instrumentarium zu sichern, und auch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 7. September schickt ein klares Signal an die Finanzmärkte.

Weitere Informationen finden Sie hier: http://www.bundesregierung.de/nn_987416/Content/DE/Artike...

http://www.bundesregierung.de/nn_1264/Content/DE/Artikel/...

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (2)Schließen

  1. Autor Bernd Pfeiffer
    am 29. August 2011
    1.

    Der finanztechnische Zusammenschluß hat auch in den USA mal funktioniert,der Dollar ist trotz des Kurses zum Euro immer noch die Handelswährung!Also keine Panik,es ist lediglich die schleichende Inflation mit drastischen Maßnahmen der Regierung von der Bevölkerung abzuhalten.Das ist der Auftrag an die Regierung!Frau Dr. Merkel ist auf dem Wege sich von der Führungslinie der ParteiCDU etwas abzusetzen und eigene Wege sachlich zu beschreiten.Es dauert aber noch,da wir keine Quien wählen und der Staat nicht diktatorisch leitbar ist.Aber eigentlich wollen alle eine starke Hand,die auch die Forderungen der Kleinen Leute sofort umsetzt.Also träumen wir weiter oder fragen wir direkter nach den Ergebnissen der Politik!

  2. Autor Marcel Mattern
    am 02. September 2011
    2.

    Da wird der Euro künstlich am Leben gehalten obwohl er nur noch am Endzeittropf hängt. Wir sollten uns lieber über eine neue Währung Gedanken machen, statt für einer des Todes geweihten noch unnötige Zeit und Geld zu verschwenden. Das Euro-Ende kommt, ist nur noch eine Frage der Zeit.

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