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Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor J. Hofstetter am 25. Juni 2012
14395 Leser · 2 Kommentare

Arbeitsmarkt

Erzieherin

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
ich bin jetzt 21 Jahre alt und fast fertig mit meiner Erzieherausbildung. Diese Ausbildung dauert 5 Jahre, ist sehr, sehr anspruchsvoll, anstrengend und verlangt die gleiche Anstrengung wie sie Studenten bringen müssen. Wie kann es sein, dass eine Erzieherin aber nur einen Bruchteil von einem Akademiker verdient? Wir müssen sehr viel leisten, tragen viel Verantwortung und nehmen für die sehr anspruchsvolle Ausbildung eine lange Zeit in Kauf. Wieso werden wir als Erzieherin nicht geschätzt? Die skandinavischen Länder bezahlen Ihre Erzieher angemessen. Dort gibt es auch keinen erheblichen Mangel. Ich muss sagen, ich schließe die Ausbildung mit sehr gut ab, doch ich würde sie nie wieder machen. Weil es sich nicht lohnt.
Und der Gipfel ist dann, dass gesagt wird, die Schleckerangestellten können jetzt alle Erzieher werden. Was soll das? Als ob die Ausbildung leicht wäre? Ich werde eine erstklassige Erzieherin sein, aber wenn ich arbeitslos bin kann man auch nicht sagen, ja dann richten Sie jetzt halt Autos?!!!
Sie brauchen mehr Erzieher? Dann BEZAHLEN Sie die Erzieher angemessen und sorgen Sie dafür, dass eine Erzieherin auch als Fachpersonal anerkannt wird und nicht als Tante, die nichts tut außer mit den Kindern ein bisschen spielen!!!
Ich bin mit meinen 21 Jahren sehr enttäuscht von meiner Berufswahl, weil ich als Tante gesehen werde, die nichts tut und weil ich merke, dass auch die Politik der Meinung ist, dass diese Ausbildung leicht zu absolvieren ist und wir durch unqualifizierte Personen ersetzt werden können. Was ist ihre Meinung?

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 08. August 2012
Angela Merkel

Sehr geehrte Frau Hofstetter,

vielen Dank für Ihre Frage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Sie haben allen Grund, auf Ihren Beruf stolz zu sein. Gerade in den letzten Jahren ist deutlich geworden, wie wichtig der Erzieherberuf ist. Davon hängt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie genauso ab wie die frühkindliche Sprachförderung – gerade auch von Kindern mit Migrationshintergrund. Bis 2013 wird es bundesweit im Durchschnitt für jedes dritte Kind unter drei Jahren einen Betreuungsplatz geben. Rund ein Drittel der neuen Plätze wird in der Kindertagespflege geschaffen. Am Ausbau dieser Plätze beteiligt sich der Bund mit vier Milliarden Euro.

Bund, Länder und Kommunen unternehmen außerdem große Anstrengungen, um Erzieherinnen und Erzieher zusätzlich zu qualifizieren und künftig auch akademische Abschlüsse für diesen Beruf zu schaffen. Mehr Informationen: http://erzieherin.de/studiengaenge-fuer-fruehpaedagogik.php

Diese Trendwende wird sich allerdings nicht sofort auf die Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher auswirken; dafür sind ausschließlich die Länder bzw. Kommunen zuständig. Derzeit sind Erzieherinnen und Erzieher als Fachschulabsolventen im Verhältnis zu akademisch ausgebildeten Beschäftigten niedriger eingestuft. Das gilt aber auch für viele andere Berufe.

Eine Ausbildung, Weiterbildung oder Umschulung zum Erzieherberuf setzt die notwendige Qualifikation und individuelle Eignung voraus. Das gilt auch für ehemalige Mitarbeiterinnen der Firma Schlecker. Wir sollten ihnen aber nicht pauschal eine solche Eignung absprechen. Mehr Informationen dazu im Interview mit Bundesarbeitsministerin von der Leyen: http://www.bmas.de/DE/Service/Presse/Interviews/interview... und in der Pressemitteilung zum Treffen der Bundesministerin mit dem Vorstandsvorsitzenden der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, und dem Vorsitzenden der Gewerkschaft ver.di, Frank Bsirske: http://www.bmas.de/DE/Themen/Arbeitsmarkt/Meldungen/schle...

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (2)Schließen

  1. Autor Hermi Martens
    am 25. Juni 2012
    1.

    die Löhne und Gehälter werden von den Gewerkschaften verhandelt, da hält die Politik sich raus. Wenn Ihnen als Erzieherin Fehler unterlaufen, sind Sie schneller beim Arbeitsamt als Sie gucken können.

    Die dicken Diäten werden von unseren Politikern festgelegt und erhöht. Das geht immer ganz unbürokratisch und schnell. Bei Verfehlungen brauchen unsere Politiker nicht zum Arbeitsamt, sie werden teilweise noch mit einem großzügigem Ehrensold belohnt und haben schon nach wenigen Jahren oft großzügige Pensionsansprüche.

    So läuft das hier. Da hätten Sie lieber in die Politik gehen sollen anstatt einen soliden, anspruchsvollen Beruf zur Erzieherin auszuüben.

    Davon mal abgesehen wird auch das Betreuungsgeld kommen, damit die Kinder zuhause bleiben, weil man dadurch Krippenplätze einspart und somit auch fähige Erzieherinnen.

    Ich kann Ihren Groll verstehen, nur ändern wird sich diesbzgl. sicher nichts.

  2. Autor Ralf Schumann
    am 17. Juli 2012
    2.

    Ich kann Sie beruhigen, Frau Hofstetter, die fachfremden Arbeitslosen werden als Erzieherhelfer ausgebildet und Sie niemals ersetzen. Das Los, dass Ihre Bezahlung nicht angemessen sein wird, teilen Sie leider mit anderen Akademikern in Deutschland. Das liegt sicherlich daran, dass die Gehälter der Mittelschicht immer weniger steigen.

    Sie können mir glauben, die Gesellschaft wird Ihre Arbeit und die Ausbildung die dahinter steckt anerkennen - ganz sicher.

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