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seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

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Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor Peter H. am 29. Oktober 2012
8973 Leser · 2 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Forschungsprojekte für jedermann?

Sehr verehrte Frau Bundeskanzlerin,

Seit einiger Zeit stellt sich mir die Frage, ob es möglich wäre die Forschung in allen möglichen Bereichen, die sonst an den Universitäten betrieben wird, der breiten Bevölkerung zugänglich zu machen, so dass diese daran teilnehmen kann. Auf internationaler Ebene gibt es bereits Projekte wie das "SETI-Project" (Stichwort: "Vernetztes Rechnen") oder das "Genographic-Project" (Stichwort: "DNA-Probe"), bei dem die Bevölkerung an dieser Forschung auf eigene Kosten teilnehmen kann. Solche Projekte hätten den Vorteil, dass eventuell weniger Forschungsgelder vergeben werden müssten und die Leute wieder mehr zu einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung gebracht würden. Der Staat müsste also nur den "koordinierenden Rahmen" für solche Projekte schaffen.
Ich glaube nämlich, dass es in unserem Land viele potenzielle Forscher, Tüftler und Bastler gibt, die nur darauf warten "in der Garage" mit ein paar Freunden etwas zu erfoschen oder etwas zu erfinden. Das könnten z.B. auch Projekte sein, die einen wirtschaftlichen Nutzen haben, weil dadurch neue Produkte, die dann "Made in Germany" wären, entstehen könnten. Warum z.B. nicht der breiten Bevölkerung die "hauseigene Weltraum(technik)forschung" schmackhaft machen? Denn das hat m.M. nach Zukunft. Wir Deutschen sind immer noch spitze im Maschinenbau, der Autoindustrie und der Chemieindustrie. Warum sollten wir also das nicht auch in der Weltraum(technik)forschung werden?

Also was halten sie von der Unterstützung der "Volksforschung" und "Volkstüftelei", wenn ein klarer staatlicher Rahmen vorgegeben wäre? Wenn es vielleicht auch staatliche Unterstützung in der Form von Seminaren für "wissenschaftliche Laien" gäbe, die sich an einem solchen Projekt beteiligen wollen?

MfG

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 30. November 2012
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr,

vielen Dank für Ihre Frage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Wissenschaft und Forschung sind der Bundeskanzlerin besonders wichtig, nicht nur, weil sie selbst Naturwissenschaftlerin ist. Der wichtigste Rohstoff unseres Landes steckt in den Köpfen der Menschen. Deshalb investiert die Bundesregierung immer mehr in die Forschung. Das geht weit über die uni- versitäre Forschung hinaus.

Wie Sie sicher wissen, finden seit vielen Jahren die sogenannten Wissen- schaftsjahre statt, bei denen jeder die Möglichkeit hat, sich über die aktuelle Forschung zu informieren und mit Wissenschaftlern zu sprechen. An vielen Orten finden "Lange Nächte der Wissenschaften" statt. Das Bundesforsch- ungsministerium setzt bei seiner Hightech-Strategie auf den Dialog mit dem Bürger.

Das Internetangebot der Bundesregierung www.bundesregierung.de stellt auf einer Themenseite viele Forschungsbereiche allgemeinverständlich dar. Zahlreiche Wettbewerbe, vor allem "Jugend forscht", rufen junge Menschen auf, sich aktiv in die Forschung einzubringen. Aus so manchem Schulprojekt wurde ein florierendes Unternehmen. Jeder Tüftler kann seine Ergebnisse beim Patentamt anmelden und im Erfolgsfall daraus wirtschaftlichen Nutzen ziehen.

Die Forschungslandschaft ist so vielfältig und teilweise hochgradig spezial- isiert, dass es schwierig ist, für die aktive Bürgerbeteiligung ein allgemein- gültiges Förderkonzept zu entwickeln. Bei Ihrem Beispiel Raumfahrtforschung kann durchaus jeder Interessierte aktiv mitwirken. Zum Beispiel im eingetrag- enen Verein zur Förderung der Raumfahrt. Auch für andere Forschungsbe- reiche gibt es Vereine und Interessengemeinschaften, über die man sich bei Forschungseinrichtungen oder im Internet informieren kann. Wissenschaftler forschen heute nicht mehr im Elfenbeinturm. Sie wünschen den Kontakt und - wenn möglich - die Beteiligung von interessierten Bürgerinnen und Bürgern.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (2)Schließen

  1. Autor Peter H.
    am 29. Oktober 2012
    1.

    Ich möchte meinen Beitrag noch ergänzen: Also es geht mir vor allem um die Frage, was sie von Struktureformen in der Wissenschaft und Forschung in der Gestalt halten, dass die Wissenschaft und Forschung in ihren Ablaufprozessen von vorne rein so strukturiert wird, dass bereits mit einkalkuliert wird, dass ein gewisser Teil der Bevölkerung mitmachen kann. Darum geht es mir: Um ein stärkeres gemeinsames Miteinander zwischen Staat und Bevölkerung auf dem Gebiet der Wissenschaft und Forschung.

  2. Autor Helmut Krüger
    am 23. November 2012
    2.

    Ich habe von ganzem Herzen für ihren Beitrag votiert und sehe mit Freuden, dass er mittlerweile auf einen aussichtsreichen Platz gekommen ist.

    Es liegt m. E. schlichtweg ein Potenzial brach, auch wenn das angesichts mittlerweile hochspezialisierter Forschung ggf. schwer begreiflich ist. Das zweite Argument ist in meinen Augen, dass die Ergebnisse von Forschung anschaulicher und realitätsnäher daherkommen, anstatt die Abstraktion in schwindelerregende Höhen zu treiben.

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