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Beantwortet
Autor Andreas Hohn am 15. November 2012
17188 Leser · 0 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Welche Steuern gibt es eigentlich?

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

ich würde Ihnen gerne eine Frage stellen.

Mich würde brennend interessieren, welche Steuern der Durschnitsbürger in der Mittelschicht eigentlich zu zahlen hat.
Ich habe mich bereitz im Internet versucht zu informieren, wobei ich immer wieder lesen musste, dass es sich um etwa 85% des Bruttoeinkommens handeln müsse.
Hier meine ich nun aber nicht "nur" die Steuern, die auf einer Abrechnung zu sehen sind, sondern auch die Steuern, die ich z.B.: auf andere Steuern zahlen muss und die somit auf keinem Papier zu sehen sind.
Wie viele Verbrauchssteuern haben wir eigentlich?
Wäre eine Auflistung oder ein Hinweis zu einer entsprechenden Quelle möglich?

Ich denke, dass der Großteil der Bevölkerung der Meinung ist, zu viel Steuern zu zahlen und vielleicht können Sie hier "Licht ins dunkle" bringen.

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Andreas Hohn

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 21. Dezember 2012
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Hohn,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Steuern sind die wichtigste Einnahmequelle des Staates. Jeder eingenom- mene Steuer-Euro fließt in den Staatshaushalt. Daraus finanziert der Staat die Ausgaben für das Gemeinwohl: soziale Sicherung, innere und äußere Sicher- heit, Bildung, Gesundheit und Verkehrsinfrastruktur.

Insgesamt gibt es in Deutschland fast 40 unterschiedliche Steuerarten, von der Alkopopsteuer bis hin zur Zweitwohnungsteuer einiger Gemeinden. Die Bürger zahlen viele Steuern indirekt, beispielsweise die Umsatzsteuer, die Energie- steuer und die Tabaksteuer, die im Preis für eine Ware oder Dienstleistung enthalten sind. Andere Steuern werden direkt erhoben, wie die Lohn- und Einkommensteuer. Bund, Länder und Kommunen erheben Steuern. Die Höhe der persönlichen Steuerbelastung hängt also mit der Lebensführung jedes Einzelnen zusammen.

Zu den Verbrauchssteuern gehören: Alkopopsteuer, Biersteuer, Brannt- weinsteuer, Energiesteuer, Kaffeesteuer, Kernbrennstoffsteuer, Schaum- weinsteuer, Stromsteuer, Tabaksteuer und die Zwischenerzeugnis-Steuer.

Mehr zu den Steuern: http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Download... http://www.bundesfinanzministerium.de/Web/DE/Themen/Steue... http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standard...

Die Steuergerechtigkeit wird über das sogenannte Leistungsfähigkeitsprinzip hergestellt: Wer mehr verdient, trägt über die Einkommensteuer-Progression - also dem Ansteigen des Durchschnittssteuersatzes abhängig vom zu ver- steuernden Einkommen - relativ stärker zum Einkommensteueraufkommen bei - das obere eine Prozent in der Einkommenspyramide (Einkünfte ab etwa 184.000 Euro) deutlich mehr als zwanzig Prozent, die oberen zehn Prozent (Einkünfte mehr als 69.000 Euro) mehr als die Hälfte, die unteren 50 Prozent (Einkünfte unter 26.000 Euro) dagegen nur rund fünf Prozent. Das zeigt: Der soziale Ausgleich über die steuerliche Progression funktioniert.

Mehr in der Datensammlung zur Steuerpolitik 2012: http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Download...

Auf Seite 22 sind die Daten zum Beitrag der Steuerpflichtigen zum Einkommenssteueraufkommen 2011 aufgelistet.

Allerdings wird die Steuerprogression auch für den Teil einer Bruttolohn- erhöhung wirksam, der lediglich für einen Inflationsausgleich sorgt. Diesen Effekt nennt man „kalte Progression“. Die Bundesregierung will sie abbauen. Denn sie bringt dem Staat Mehreinnahmen, die vom Gesetzgeber letztlich so nicht gewollt sind. Es sind verdeckte Steuererhöhungen. Von Lohnerhöhungen sollen in erster Linie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitieren und nicht der Staat. Bedauerlicherweise konnte die geplante Anpassung des Steuertarifs bislang nicht stattfinden. Im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat hat die Mehrheit der Bundesländer am 12. Dezember die Zustimmung verweigert.

Mehr zur „kalten Progression“: http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Download...

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung