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Abstimmungszeit beendet
Autor Helmut Krüger am 22. April 2013
10961 Leser · 1 Kommentar

Wirtschaft

Initiative für ein ingenieurtechnisch solideres Deutschland? Staatliche Vorbildwirkung?

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Angela Merkel,

vor einiger Zeit wurde regierungsamtlich auf das bekannte Made in Germany hingewiesen und in diesem Zusammenhang wurde auf den Begriff der deutschen Wertarbeit Bezug genommen. Auch wenn Anfang bis Mitte des 20. Jh. das im nationalistischen Sinne immer wieder instrumentalisiert worden ist, so lässt sich doch der positive Gedanke einer Langlebigkeit und einer Robustheit da herauslesen.

Ein Musterbeispiel hierfür ist die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie, mit einem hohen Grad an Solidität bei den Geräten, wobei die ihren guten Ruf nur selber in Mitleidenschaft ziehen können. In nahezu allen anderen Branchen allerdings vermisse ich das. Die Praxis sind dann eher schon weitere Ausgefeiltheiten von Ausgefeiltheiten, dass fast schon gestern veraltet ist was heute erst produziert wird, zu Lasten eben dieser Robustheit und Langlebigkeit. Die Folge sind ein enorm hoher Werbeaufwand im Vergleich zum tatsächlichen Wert des Produktes.

Eine nirgends erprobte unterirdische Entrauchungsanlage auf dem Flughafen BER, das parallele "Gewusel" dort und die Art und Weise der Erstellung der festen Fahrbahn am Berliner Hauptbahnhof mit der Folge, dass die Strecke bereits nach 7 Jahren wieder gesperrt werden muss, sind eher krasse Gegenbeispiele dessen, was ursprünglich mit deutscher Wertarbeit gemeint war. Keiner kann besser seinen eigenen Ruf ruinieren als ein überhastestes, von bloßer Kosteneinsparung geprägtes Geschäftsgebaren.

Für mich ist das eine Kulturfrage, die das Wirtschaften selbstverständlich mit einbezieht und Anstöße liefern kann: In welcher Weise ist die Bundesregierung gewillt, in diesem Sinne tätig zu werden?

Mit freundlichen Grüßen
Helmut Krüger

Kommentare (1)Schließen

  1. Autor Helmut Krüger
    am 02. Mai 2013
    1.

    Ergänzung:
    In diesem Zusammenhang will ich auch auf die Wartung und Pflege sowohl von Bauten als auch von Gerätschaften hingeweisen. Gerade bei den Regional- und Fernbahnen wurde ein Wechsel vollzogen von der vorbeugenden Instandhaltung zur so bezeichneten "ereignisorientierten Instandhaltung".

    Will sagen: Das ist nichts anderes, als dass das gute Teil erst einmal völlig kaputt sein muss, bevor es dann ausgewechselt wird, anstatt es vorher auszutauschen.

    Das wiederum gilt als Verschwendung. Sowohl ökonomisch als auch vom Material, von den Ressourcen her.

    Wenn der Zahnriemen nicht alle 100.000 Kilometer vorsorglich ausgetauscht wird, weil der Check das so vorsieht, wir hätten die mehrfache Zahl liegengebliebener Fahrzeuge auf den Autobahnen. Bei der Bahn aber scheint genau das zu passieren - weil es ja mit den Modulen so wunderbar einfach ist, die auszutauschen.

    Wo sich ein Autofahrer Nachlässigkeit, falsche Sparsamkeit, ggf. Geiz vorhalten lassen muss, ist das vorgesehene Fahren auf Verschleiß bei der Bahn nicht nur kontraproduktiv für ein über ein Jahrhundert verwobenes Ingenieurwesen und seinen Ruf, im Grunde genommen ist es ein Eingreifen in die Zeitautonomie der Fahrgäste.

    Aus technischen Gründen hat der Zug zurzeit eine halbe Stunde Verspätung ...

    Es ist der Verlust von Margen und von Großzügigkeit, eine irreale Planung von Tagen, Stunden und Sekunden, bei dem etwas fertig zu sein hat, bei dem das Vorbild selbst abhanden kommt.

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