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seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

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Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor Guido Rolf am 08. Mai 2013
10236 Leser · 1 Kommentar

Innenpolitik

Wir haben ein gerechtes Steuersystem verdient!

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

unser deutsches Steuersystem ist schon seit sehr langer Zeit in der Diskussion. Viele Organisationen und Studien bescheinigen dem deutschen Steuersystem, dass es ungerecht und unverständlich ist.

Ich denke auch Sie sind der Überzeugung, dass wir nur als gerecht empfinden können, was wir verstehen. Das Steuersystem sollte einfach und transparent aufgebaut sein.

Es ist an der Zeit. Sie sind beliebt im Volk und haben damit die erforderliche Stärke und vielleicht sogar die Verpflichtung, sich der konsequenten Vereinfachung des deutschen Steuersystems abschließend anzunehmen.

Ich wünsche Ihnen den dafür notwendigen Mut.

Herzlichst,
Guido Rolf

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 10. Juni 2013
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Rolf,

vielen Dank für Ihre Mail, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Die Bundesregierung sieht die Steuervereinfachung als eine Daueraufgabe an. Einen entsprechenden Auftrag aus dem Koalitionsvertrag hat sie insbesondere mit dem Steuervereinfachungsgesetz 2011 umgesetzt. Auch die elektronischen Verfahren schaffen Erleichterungen. Dazu zählen die elektronische Steuererklärung, die elektronische Lohnsteuerkarte oder die elektronische Rechnungsstellung.

Eine gerechte Besteuerung muss den tatsächlichen Lebenssituationen der Bürgerinnen und Bürger Rechnung tragen. Diese sind sehr unterschiedlich und vielfältig. Damit sind den Möglichkeiten einer einfachen Steuererklärung („Bierdeckelerklärung“) Grenzen gesetzt.

Wer in unserem Steuersystem mehr verdient, trägt über die Progression bei der Einkommensteuer relativ stärker zum Einkommensteueraufkommen bei - das obere 1 Prozent in der Einkom¬menspyramide (Einkünfte ab etwa 184.000 Euro) deutlich mehr als 20 Pro¬zent, die oberen 10 Prozent (Einkünfte mehr als 69.000 Euro) mehr als die Hälfte, die unteren 50 Prozent (Einkünfte unter 26.000 Euro) nur rund 5 Prozent. Das zeigt: Der soziale Ausgleich über die steu¬erliche Progression funktioniert.

In der „Datensammlung zur Steuerpolitik 2012“ finden Sie die Beiträge der Steuerpflichtigen zum Einkommensteueraufkommen 2011 auf Seite 22: http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Download...

Allerdings greift die Steuerprogression auch für den Teil einer Bruttolohnerhöhung, der lediglich für einen Inflationsausgleich sorgt. Die Bundesregierung wollte diesen Effekt, auch „kalte Progression“ genannt, abbauen. Von Lohnerhöhungen sollen in erster Linie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitieren und nicht der Staat. Bedauerlicherweise ist die Anpassung des Steuertarifs und seine regelmäßige Überprüfung durch den Bundesrat blockiert worden.

Weitere Informationen:

Kalte Progression http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standard...

http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2012/12/...

Steuervereinfachungsgesetz 2011 http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2010/12/...

http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standard...

Mit freundlichen Grüßen Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (1)Schließen

  1. Autor Manfred Kammerer
    am 22. Mai 2013
    1.

    Lieber Guido,
    jeder von uns hat das Recht auf etwas Naivität - aber bitte nicht übertreiben!
    Die Bundeskanzlerin wird den Teufel tun, sich aber bestimmt nicht für die "konsequente Vereinfachung des deutschen Steuersystems" einsetzen.
    Überlegen Sie doch einmal, wer ihr da alles auf die Finger klopfen würde: bestimmt ihr eigener Finanzminister, dann die Finanzminister der Länder - alle müssten ihre Verwaltungsapparate verschlanken.
    Dann kämen alle,die mit dem Thema "Vor Steuerzahlung schützen" ihr Geld verdienen: die Steuerberater und-anwälte, die Universitäten und Fachhochschulen, die solche Leute ausbilden.
    Schließlich kämen die Leistungsträger dieser Gesellschaft (vulgo Großverdiener), auf die unser Steuersystem maßgeblich zugeschnitten ist. So mancher Banker käme nicht mehr zum Essen ins Kanzleramt!
    Nein, lieber Guido, ich habe zwar für Ihren Appell gestimmt, aber, ohne zu wissen, wie alt Sie sind, behaupte ich, dass wir beide eine Steuersystem-Restrukturierung nicht mehr erleben werden. Egal, welche Partei(en) in Berlin die Republik verwalten werden.

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