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Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor Birgit Toelle am 06. Juni 2013
9369 Leser · 3 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Vorschlag zur Vermeidung von Hochwasserkatastrophen

Guten Tag Frau Dr. Merkel,

können Sie daraufhinwirken, dass die Talsperren zwar grundsätzlich die Wasseraufnahme als Hauptaufgabe ansehen, doch bei entsprechend bekannter Grosswetterlage, die ein hohes Wasseraufkommen erwarten lässt, gewillt sind im VORFELD die Aufnahme-Kapazität durch gesteuerten Wasserablass drastisch zu erhöhen, damit genügend Platz für die, durch die Wettersituation erforderliche Wasseraufnahme gegeben ist. Vorzugsweise sollten sich die Talsperren einer Region untereinander absprechen, damit nicht alle zu gleicher Zeit, sondern an aufeinander folgenden Tagen im Wechsel, gezielt Wasser ablassen. So haben die Flüsse Zeit diese gesteuert abgelassenen Wässer abzutransportieren ohne Überschwemmungen zu verursachen.
Bei dieser Handhabung dürfte es in den (hoffentlich auch in Zukunft) seltensten Fällen dazu kommen, dass die Talsperren über einen viel zu langen Zeitraum an ihre Belastungsgrenze in Bezug auf den auszuhaltenden Wasserdruck geraten, indem sie ungesteuert überlaufen, wie dies in Eibenstock (größte Talsperre Sachsens) bereits 2002 und wiederum 2013 der Fall war.
Der Bruch jeder Talsperrenmauer würde nicht nur genau solchen immensen wirtschaftlichen Schaden wie die Überschwemmungen bedeuten, sondern den Tod der gesamten davon überraschten Bevölkerung. Ein Bruch beginnt mit Haarrissen aufgrund von Überlastung und wie sicher ausgebesserte Risse sind, weiß jeder.
Da es sich hier im Auersberggebiet ausnahmslos um Trinkwassertalsperren handelt, sollten vielleicht die versorgten Städte/Großstädte sich dazu entschließen entsprechende Speicherkapazität bei sich im jeweilen Ort zu errichten oder zu erhöhen.
Ich danke für Ihre Zeit und wünsche mir, dass meine Vorschläge überhaupt und dann zügig durchgesetzt werden können.

Birgit Toelle

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 15. Juli 2013
Angela Merkel

Sehr geehrte Frau Toelle,

vielen Dank für Ihren Vorschlag, den wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Die Zuständigkeit für Talsperren und Wassermanagement liegt allerdings nicht beim Bund, sondern bei der jeweiligen Landestalsperren-Verwaltung. Sie ist für die Planung, den Bau, den Betrieb und die Unterhaltung von Hochwasser- schutzanlagen verantwortlich. Für das Land Sachsen beispielsweise ist das eine nachgeordnete Behörde des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft mit Sitz in Pirna. Der Staatsbetrieb Landestalsperren-Verwaltung betreibt und bewirtschaftet nahezu alle Stauanlagen in Sachsen.

Sachsen zählt zu den Bundesländern mit den meisten Talsperren. Nach den verheerenden Hochwasserschäden im August 2002 wurde deutlich, dass der Schutz ausgebaut werden musste. Deshalb hat die Landestalsperren-Verwaltung Hochwasserschutzkonzepte entwickelt. Es wurden spezielle Hochwassergefahrenkarten erarbeitet, die die Auswirkungen von Hochwasserereignissen im Freistaat Sachsen darstellen. Sie liegen in den betreffenden Gemeinden aus und lassen sich auch online einsehen. Außerdem ist das Warnsystem verbessert und ein Landeshochwasserzentrum eingerichtet worden.

Nahezu alle sächsischen Stauanlagen haben Hochwasserrückhalteräume, die ständig für mögliche Hochwasser frei bleiben. Nach 2002 ist der Rück- halteraum in den Stauanlagen größer geworden. Um die Staumauer selbst bei extremen Hochwasser zu entlasten, besitzt jede Stauanlage eine Hochwasserentlastungsanlage (Klappenwehre). Ist das Speichervermögen der Talsperre bei maximal geöffneten, normalen Grund- und Betriebsauslässen erreicht, wird über diese Wehre das Wasser kontrolliert abgegeben. Man spricht in solch einem Fall auch davon, dass die Talsperre „überläuft“.

Die Systeme werden nach dem erneuten Hochwasser in diesem Jahr überprüft und weiter verbessert. Das steht auch hinter der Forderung von Bundeskanzlerin Merkel, wenn sie sagt: „Wir müssen vorausschauend handeln. Wir müssen aus den so genannten Jahrhunderthochwassern die notwendigen Konsequenzen für die Zukunft ziehen“.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (3)Schließen

  1. Autor Falk Trapp
    am 12. Juni 2013
    1.

    Hallo Frau Toelle, die Talsperren haben die Aufgabe, die Wasservorräte zu regulieren - aber nicht auf die Grosswetterlage, weil eine Flutwelle eine enorme Herausforderung darstellt und dies so nicht zu planen ist. Die Menschen vor Ort sagen: Wohin bloss mit dem ganzen Wasser ? Genau darin liegt der Schlüssel. Wenn die Deiche brechen, gibts kein Halten mehr und es entstehen Schäden in Milliardenhöhe. Ich habe der Bundeskanzlerin den Vorschlag gemacht, über sehr grosse Wasserpipelines nachzudenken, die zwar auch Milliarden kosten würden aber als einmalige Investition nicht immer wieder den Menschen das Unglück bescheren, wie es 2002 und jetzt gegeben ist. Die Versicherer, sofern überhaupt eine solche Versicherung möglich ist, drehen am Rad - aber es könnte möglicherweise eine dauerhafte Lösung erarbeitet werden. Also Milliarden investieren und damit die Schäden so begrenzen. Auf Mallorca wurden beispielsweise künstliche Kanäle gebaut, um den Wasserabgang aus dem Tramuntana - Gebirge in den Griff zu bekommen. So müssten wir auch denken und eine Möglichkeit entdecken, die Wassermassen in die Pipes zu pumpen. Möglicherweise kann mit der Wasserregulierung auch eine Klimaverbesserung generiert werden. Die nordafrikanische Wüste kann ohne Ende Wasser aufnehmen. Aber auch die Spanier würden sich über Regenwasser freuen. Die Frage ist somit, was elementar nötig ist, um Schäden zu verhindern. Immer wieder Schäden hinzunehmen finde ich ein bisschen 'Kopf in den Sand'. Wir sollten in intelligenter Form gegen Katastrophen vorgehen, soweit dies machbar ist.

  2. Autor Helmut Krüger
    am 16. Juni 2013
    2.

    Geehrte Frau Toelle, geehrter Herr Tramp,

    Ihren beiden Vorschlägen wohl gemeinsam ist, dass Sie die Flut nicht bekämpfen wollen, sondern wohlweislich mit ihr umgehen.

    Ich habe das ganz bewusst so formuliert. Immer noch sind wir als Gesellschaft weit mehr darauf ausgerichtet, Bollwerke zu errichten, als für Ausgleich zu sorgen, sprich: dem höheren Wasser Raum zu geben, dem niedrigeren Wasser ggf. Füllung. Könnten wir das vorsorgliches Denken nennen im Vergleich zum jetzigen, bei dem die "Triade" wichtig, sehr wichtig, notwendig herrscht und und eine Gesellschaft in der Notwendigkeit zur Höchstform aufläuft?

  3. Autor Erhard Jakob
    am 02. Juli 2013
    3.

    In Hinblick auf den Beitrag und die Kommentare hat der letzte
    Ministerpräsident der DDR >Lothar de Maiziére CDU<
    einen wunderbaren Satz geprägt:

    *Es gab schon immer Eskimos, die den
    Afrikandern gesagt haben, wie man mit
    großer Hitze umgehen muss.*

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